Am Wochenende wurde bei einer Veranstaltung des Zentralrats der Ex-Muslime über das Kopftuch diskutiert. Der hpd dokumentiert den Redebeitrag des islamkritischen Bloggers Amed Sherwan im Originalwortlaut.
Meine Oma ist 80 und trägt nie Kopftuch, meine Schwester ist 25 und trägt immer eins. Es ist verrückt, dass die Uhren sich anscheinend rückwärts drehen. Dabei findet der Mann meiner Schwester sie ohne Kopftuch schöner. Aber meine Schwester will eine "ehrbare" Frau sein.
Das Kopftuch ist nämlich nicht nur ein Kleidungsstück. Es ist auch nicht einfach ein Symbol dafür, Muslimin zu sein. Das Kopftuch steht für die frauenfeindliche Sexualmoral der Scharia. Ich verstehe nicht, warum meine Schwester sich das freiwillig antut. Ich verstehe noch weniger, warum muslimische Frauen in Europa das machen. Und am allerwenigsten verstehe ich, warum einige Frauen es ausgerechnet als Ausdruck von Feminismus sehen. Ich empfinde es als einen Schlag ins Gesicht aller Frauen, die zum Beispiel in islamischen Ländern wie Iran oder Saudi Arabien dazu gezwungen werden, sich zu verhüllen.
Aber natürlich haben sie das Recht dazu, sich zu einer frauenfeindlichen Moral zu bekennen. Auch wenn ich diese Haltung völlig falsch finde. Und das gilt meiner Meinung nach für jede Form der Verhüllung, egal wie extrem sie ist. Denn ich finde es falsch, einer erwachsenen Person vorzuschreiben, was sie zu denken oder anzuziehen hat. Und es ist für mich genau so verkehrt, einem Menschen vorzuschreiben, etwas auszuziehen.
Die Freiheit hat für mich aber Grenzen. Zum Beispiel wenn es um Sicherheit geht. Alle Menschen müssen in bestimmten Situationen ihr Gesicht zeigen. Und wenn Menschen in Positionen sind, wo sie zu Neutralität verpflichtet sind, sollten sie ihre politischen und religiösen Meinungen nicht öffentlich zur Schau stellen. Und das gilt ganz besonders, wenn sie mit Kindern zu tun haben.
Denn Kinder haben das Recht, sich eigene Meinungen zu bilden. Kinder müssen deshalb in Kindergärten und Schulen einen Raum finden, wo sie sich ganz frei und ohne Druck bilden können. Dafür muss das Personal neutral bleiben. In Schulen und Kindergärten hat Verschleierung deshalb genauso wenig zu suchen, wie Parteiwerbung.
Zu Religionsfreiheit gehört nämlich auch das Recht, sich gegen Religion zu entscheiden oder sich frei zu entscheiden, wie man die Religion leben will. Und für eine freie Entscheidung brauchen Kinder bis zur Religionsmündigkeit Freiräume.
Ich weiß aus Erfahrung, wie schwer es als Kind streng religiöser Eltern ist, sich frei zu entscheiden. Der Druck ist unfassbar. Und nicht nur durch die Eltern. Auch Mitschülerinnen und Mitschüler üben oft starken Zwang aus. Ein Kopftuchverbot in Kindergärten und Schulen bis zur Vollendung des 14. Lebensjahres gibt Töchtern muslimischer Eltern einen dringend notwendigen Schutz- und Freiraum. Ich wünsche mir eine offene und auch tolerante Gesellschaft. Aber es gibt Grenzen der Toleranz. Und die geht für mich da, wo Kinder betroffen sind.
Es gibt einen schönen Spruch: "Religion ist wie ein Penis. Man kann viel Spaß damit haben, aber man sollte ihn nicht in der Öffentlichkeit zeigen oder Kinder damit belästigen."
Deshalb: Kopftücher, Kreuz und Kippa haben bei Schulkindern bis 14 Jahren nichts zu suchen! Vielleicht kann man die Uhren damit wieder ein Stück nach vorne drehen, so dass Enkeltöchter wieder freier werden als ihre Omas – und nicht umgekehrt.
12 Kommentare
Kommentare
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
Ein sehr guter Beitrag!
Wenn wir Religion als Meinung betrachten würden, egal was der Religiöse, der sie für das oberste Gebot hält, denkt, dann wäre die Diskussion um religiöse Symbole einfacher. In Schulen werden keine einseitigen Meinung präsentiert, sondern Fakten vermittelt, mit denen sich Schüler eigene Meinungen bilden können.
Natürlich dürfen sich erwachsene Frauen dumm verhalten und sich wegen ihrer Meinung verhüllen, letztlich frauenfeindlich behandeln lassen. Doch ihren Kindern sollten sie das nicht vorschreiben dürfen. Weder durch Beschneidung, misogyne Bekleidung oder sonstige unnatürliche Verhaltensvorschriften.
Die Begründung für dieses absurde Verhalten braucht mich nicht zu interessieren. Ich habe erlebt, dass Musliminnen im Freibad meines damaligen Wohnortes in ihren Straßenkleidern ins Schwimmbecken gingen, mit der Begründung, dass sie so "rein" seien. Da hat ihnen der Bademeister schnell klargemacht, dass sie so "unrein", sprich unhygienisch, sind. Nach Gezänk und Gezeter haben sie das Bad verlassen. Die misogyne Bekleidung ist also kein Merkmal besonderer Reinheit.
Wenn unser Staat eine eindeutige Position zu dem Themenkomplex einnehmen würde (es geht schließlich nicht um den Stoff, sondern um die Gesinnung dahinter), wäre vieles leichter. Die endlosen Prozesse um Erlaubnis oder Verbot misogyner Bekleidung könnten enden, wenn es klare Regeln gäbe. Der Gesetzgeber ist gefragt...
Klarsicht(ig) am Permanenter Link
Ich fühle mich durch islamische „Schutzkleidung“ diskriminiert !
Die vielfältigen islamischen „Verkleidungsarten“, die man bei Frauen bis hin zu kleinen Mädchen in islamischen Ländern und auch in muslimischen „Parallelgesellschaften“ in Ländern, die nicht islamisch, sondern westlich geprägt sind, antrifft, dienen dazu, die scheinbar wie eine Krankheit empfundene Inaugenscheinnahme des normalen äußeren Erscheinungsbildes von muslimischen Frauen und Mädchen durch Männer und „Ungläubige“ abzuwehren.
Männern und „Ungläubigen“, denen im öffentlichen Raum muslimische Frauen und Mädchen in irgendeiner ihrer islamischen „Verkleidungsarten“ begegnen, wird durch diese „Schutzkleidung“ objektiv der Eindruck vermittelt, Viren oder Bakterien zu sein, auch wenn die Männer und „Ungläubigen" es möglicherweise subjektiv nicht so empfinden sollten, gegen die nach islamischem Glauben muslimische Frauen und Mädchen geschützt werden müssen.
Mit mir empfinden es sicher viele meiner männlichen und „ungläubigen“ Mitmenschen als menschlich abwertend und somit als partielle Diskriminierung, wenn muslimische Frauen und Mädchen vor unserer Existenz und unseren Blicken dadurch „geschützt“ werden müssen, indem sie ihre Köpfe und sonstigen Körperteile ganz oder teilweise freiwillig in Tücher wickeln oder sich dazu gezwungen sehen bzw. konkret dazu gezwungen werden, es zu tun.
Muss eine Muslima die islamische „Schutzkleidung“ aufgrund fremder Intention tragen, so könnte ein solcher Sachverhalt partiell an die „Nazi-Zeit“ erinnern, in welcher es Menschen mit jüdischem Hintergrund in menschenverachtender Weise durch das „Nazi-Regime“ zur Pflicht gemacht wurde, ihre äußere Kleidung mit einem „gelben Stern“ zu versehen. Sie wurden also gezwungen, sich selbst zu stigmatisieren.
Man hat es also auch mit einer Diskriminierung der Muslima zu tun, wenn sie die muslimische „Schutzkleidung“ aufgrund fremder Intention tragen muss.
Gruß von
Klarsicht(ig)
Dagmar am Permanenter Link
Vielleicht könnte man endlich mal spezielle Brillen für gefährdete Männer entwickeln, die weibliche Wesen automatisch verzerren.
Adam Sedgwick am Permanenter Link
Naja, nun ist es wieder soweit, das Thema Kopftuch ist da. Eigentlich ist doch alles dazu gesagt.
Hier noch eine unerwartete Bemerkung zum Thema: Statisches Denken oder Statik im Denken. Wie viele aufgeklärte junge Menschen lassen sich tätowieren, in meinen Augen ist das ein deutliches Zeichen an die Mitwelt: Ich glaube nicht an meine eigene Fähigkeit mich zu verändern, zu entwickeln. Diese Statik ist wohl sehr verbreitet, nicht nur bei religiösen Menschen.
Also liebe Leser, seht nicht alles zu streng und statisch, das meiste geht vorüber, sicher manchmal muss man mit ausführlichen Denken nachhelfen.
Gabriele Wruck am Permanenter Link
"Und das gilt ganz besonders, wenn sie mit Kindern zu tun haben."
JEDER, der vor seine Haustür tritt, hat es mit Kindern zu tun und beeinflusst sie durchs pure Vorbildsein weltanschaulich und folglich politisch!
Auf ein Kind nimmt JEDER Erwachsene Einfluss. Nur deshalb gibt es all die Symbolik, die nichts anderes als Marken-Branding ist. Je höher das Symbol positioniert ist, desto mächtiger wirkt es, desto tiefer brennt es sich ein. Deshalb sollen Kopftuch und Kippa auf den Kopf, deshalb baumeln Kreuze in Ohren und Dekolletees, auf T-Shirts und groß an Wänden aller Art.
Wenn der Autor es so absurd findet, erwachsenen Menschen vorzuschreiben, was sie an- oder auszuziehen haben, müsste er es konsequenterweise für noch vertretbarer halten, wenn erwachsene Menschen unbekleidet in der Fußgängerzone flanieren. Schließlich wird dadurch keine gesellschaftspolitisch relevanter, hierarchisierender Rückschluss nahegelegt.
Ein nackter Körper ist zunächst schließlich ein schnöder Fakt und kein Statement.
Die islamistische Frauenuniform ist dagegen sehr wohl eins. Und zwar ein verfassungswidriges (Art. 3 Abs 2 GG).
Das wäre anders, würden Gläubige unabhängig vom Geschlecht Kopftuch tragen. Es sollte aber noch den fanatischsten Linken und Grünen aufgefallen sein, das dem nicht so ist.
A.S. am Permanenter Link
Ich bin kein Freund des Kopftuchs, genausowenig der Kippa. In meinen Augen sind beides "religiöse Narrenkappen".
Gott ist schließlich nur ein Bluff, mit dem die Priester/Imame/Rabbiner sich wichtig machen, ihre Gläubigen zu Narren halten und unter anderem dazu manipulieren, sich religiöse Narrenkappen aufzusetzen.
Renate Rose am Permanenter Link
Hallo Amed!
Vielen Dank für diesen Kommentar, der sich zu 100 % mit meinen Ansichten deckt. Ich Taufchristin, die schon lange der Kirche den Rücken gekehrt hat und sich selbst als Agnostikerin bezeichnen würde.
Jede Religion hat im Laufe der Geschichte, wie auch in der Gegenwart 1000 x Unheil angerichtet als positives für die Menschen gebracht. Religion bedeuten Gehirnwäsche und dienen nur dem Machterhalt von Herrschern und "Religionsführern".
Ich bin für einen verpflichtenden Ethikunterricht und ein Verbot sämtlicher religiöser Symbole in öffentlichen Einrichtungen. https://www.ethics4all.at/
Alles Gute,
Renate
Martine Landau am Permanenter Link
Warum tragen eigentlich Männer kein Kopftuch? Da geht es doch um das Verhüllen des Haars und die Freiheit, die damit einhergehen soll.
BongoMünchen am Permanenter Link
Ein besseres Statement zu dieser Thematik habe ich noch nie gelesen, danke, entspricht 100% meiner Lebensauffassung.
Heidi Lau am Permanenter Link
Es wird langsam Zeit, dass unsere Regierung handelt und ein Kopftuchverbot für muslimische Mädchen unter 14 Jahren einführt.
Thomas R. am Permanenter Link
"Zu Religionsfreiheit gehört nämlich auch das Recht, sich gegen Religion zu entscheiden oder sich frei zu entscheiden, wie man die Religion leben will."
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Andrea Kornak am Permanenter Link
Ihren Beitrag finde ich wirklich sehr gut, jedoch finde ich, dass in Schulen generell (religiöse) Neutralität herrschen sollte, und nicht nur bis zum 14. Lbj..