"Stehaufmännchen": Evolution á la Ralf König

Ist das nun die Krone der Schöpfung oder nicht viel eher ein Flop? Diese Frage stellt sich nicht nur Ralf König in seinem aktuellen Buch. "Stehaufmännchen" heißt es und wirft einen ganz eigenen, König-typischen Blick auf die menschliche Evolution. Also ein angemessener Auftakt für die Evolutionswoche des Düsseldorfer Aufklärungsdienstes.

"Wir rollen der Evolution den roten Teppich aus", jubeln die Düsseldorfer, und das ist wörtlich zu nehmen. Auf einem 23 Meter langen Evolutionsweg haben sie maßstabgetreu bedeutende Stationen in der Entwicklung des Lebens auf der Erde markiert. Zu sehen ist das Prachtstück derzeit im Düsseldorfer Ballhaus am Nordpark. Die ersten Zellen bilden sich bei Meter 20,50, doch bis Wirbeltiere das Land erobern, muss man den Teppich bis Meter 1,88 abschreiten. Und der moderne Mensch betritt erst im letzten Millimeter der Skala die Bühne des Lebens.

Ein ereignisreiches Millimeterchen, wie Ralf König in seiner Comiclesung zeigte. Denn in seinem neuen Werk geht es um nichts Geringeres als die Entwicklung des Menschen "Stehaufmännchen" ist übrigens nichts anderes als die freie Übersetzung von Homo erectus. Auf Deutsch: der aufrechte Mensch. Mit dem aufrechten Gang ändert sich vieles:Wer auf zwei Beinen steht, hat den Überblick über die Savanne. Das kann Leben retten, wenn durch langsame Änderung des Klimas die Bäume verschwinden, auf denen man früher sicher vor Raubtieren war. Und es bringt eine Vielzahl von Veränderungen mit sich. Das Gehirn wächst, die Sexualität verändert sich, überkommene Machtstrukturen geraten ins Wanken. Neue Technologien entstehen (Feuer machen!), die klug angewandt, Schutz und Nutzen bieten, aber auch ganze Lebensräume in Gefahr bringen können. All das spielt König in gewohnt unterhaltsam Manier durch.

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Der Zeichner, der in der LGTB-Community Kultstatus genießt und zuletzt biblische Geschichten verwurstete, kehrt damit zu einem ganz frühen Interessenschwerpunkt zurück. "Ich habe schon immer begeistert Meldungen verfolgt, wenn irgendwo ein uralter Kieferknochen gefunden wurde", berichtet er. Wer Königs Werk kennt, hat gewiss auch einige typische Charaktere wiedererkannt. Gleichwohl habe der Stoff ihm einiges abverlangt: "Das Aufeinandertreffen mehrerer Menschenarten im Zeitraum von wenigen Wochen und mit immer gleichen, wiedererkennbaren Protagonisten darzustellen, war schon eine dramaturgische Herausforderung". So packte er die Menschheitsgeschichte in die Vorstellung des "Affentheaters", das ein deutsches Pauschaltouristenpaar in Afrika zu sehen bekommt. Und die fachlichen Details? Dafür holte er sich die fachliche Beratung des Primatologen Prof. Volker Sommer – der übrigens selbst mit einem Vortrag auf der Evolutionswoche vertreten war.

Mit der Reihe wollen die Veranstalter die Entstehung des Lebens auf der Erde und die Veränderung der Lebewesen erfahrbar machen. Deshalb engagiert sich dort auch das Projekt "Evokids" das das Verständnis für Evolution bereits Grundschülerinnen und -schülern nahebringen möchte.

Der Evolutionsweg spielt dafür eine zentrale Rolle. Die 19 Schautafeln zu den einzelnen Stationen sind derzeit im Ballhaus am Nordpark zu sehen. Gestaltet wurden sie von Bernd Kammermeier. Ziel ist es, die gesamte Anlage dauerhaft auf größerem Raum als Lernort für Kinder und alle Interessierten in der Landeshauptstadt zu installieren. Wenn sich die Stadt Düsseldorf dafür entschließt, wird sie die erste im Westen mit einem derartigen spannenden Lernangebot. Zwei solche Anlagen befinden sich in Leimen-Gauangelloch und Plön, eine dritte im fränkischen Ort Lauf.

Die Evolutionswoche wird noch bis Sonntag, 3. November, fortgesetzt. Heute, am 1. November, spricht Dr. Bärbel Auffermann, Direktorin des Neanderthal-Museums in Mettmann, über Migration in der Menschheitsgeschichte. Außerdem steht ein Live-Auftritt des Wissenschaftspodcasts "Undoder zum Quadrat" auf dem Programm. Am Samstag, 2. November, spricht Zoologe Dr. Stefan Curth vom Düsseldorfer Aquazoo Löbbecke Museum über Zoos und Museen als Bildungsorte, bevor der Philosoph und gbs-Vorstandssprecher Dr. Michael Schmidt-Salomon zu einer evolutionären Perspektive auf den Kosmos und die menschliche Gesellschaft einlädt. Die Ausstellung Evolutionsweg ist an allen Tagen einschließlich Sonntag, 3. November, geöffnet.

Ralf König, Stehaufmännchen, Rowohlt Verlag 2019, 24,00 Euro