Das Goldene Brett 2019 – die drei Nominierten

Auch dieses Jahr wird in Wien wieder "Das goldene Brett vorm Kopf für den erstaunlichsten pseudowissenschaftlichen Unfug" mit der größten Reichweite im deutschen Sprachraum verliehen. Dieses nun schon traditionelle Fest zum Jahresende findet bereits zum neunten Male statt.

Die Nominierungsfrist, in der man auffällig gewordene Schwurbler nominieren konnte, ging am Montag dieser Woche zu Ende und die kompetente Jury der Wiener Skeptiker hat drei Favoriten auserwählt. Die Kriterien hierfür sind: Grad der Abwegigkeit, Kritikresistenz, kommerzielles Interesse, Aktionsradius und Gefahrenpotenzial. (Ein Überblick über die kuriosesten Nominierungen ist auf der Webseite Ruhrbarone zu finden.) Die Top Drei sind der Homöopathie-Hersteller Hevert, die Lungenärzte um Dieter Köhler und Original Play.

Es ist allgemein bekannt: Homöopathie wirkt nicht über den Placeboeffekt hinaus. Solche Aussagen werden seit einigen Jahren vermehrt medial kommuniziert. Dahinter steckt nicht zuletzt das Informationsnetzwerk Homöopathie (INH). Frau Dr. Natalie Grams, ehemalige Homöopathin und Herr Prof. Dr. Gerd Glaeske wurden von der Pharmafirma Hevert schriftlich aufgefordert, dass sie Aussagen wie "Homöopathie wirkt nicht über den Placeboeffekt hinaus" in Zukunft freiwillig unterlassen sollen. Nach der Unterzeichnung jener Unterlassungserklärung hätte jede wissenschaftlich korrekte Aussage über die Homöopathie – dass sie eben nicht wirkt – um die 5.000 Euro Bußgeld gekostet. Dieses kuriose Vorgehen, die Wissenschaft, die einem nicht gefällt, "vor Gericht zu zerren", wurde von Jan Böhmermann weiterverarbeitet. Der Inhaber jener Pharma-Firma wurde nominiert, weil er es mit seiner Unterlassungsklage erfolgreich geschafft hat, sich ins eigene Knie zu schießen.

Der Lungenfacharzt Dr. Dieter Köhler und etliche seiner Kollegen veröffentlichten eine Stellungnahme über die Gesundheitsgefährdung durch Feinstaub und Stickoxide. Er meinte, in der Praxis noch keine Feinstaubtoten gesehen zu haben, weswegen er die gesundheitlichen Gefahren der Luftverschmutzung als harmlos darstellt. Selbst als man in seinen Berechnungen ganz konkrete Rechenfehler fand, blieb er bei seinen Grundaussagen. Er wurde für sein Meinungspapier zur Stickoxid- und Feinstaubproblematik, deren Ergebnisse auf Cherrypicking und eine ausgeprägte Rechenschwäche zurückzuführen sind, nominiert.

O. Fred Donaldson erfand das unwissenschaftliche Konzept "Original Play", wonach fremde Erwachsene mit Kindern ein körperbetontes Spiel spielen sollen. Dies sei ein "Allheilmittel für das Kind" und ein "spirituelles Ausdrucksmittel". Anstatt psychologischer oder pädagogischer Studien wird mit "Natürlichkeit" und der "Gnade Gottes" argumentiert. Ein Magazin aus dem Jahr 1976 sagt, dass weitergehende Forschungen unglaublich viel Geld kosten würden. Somit wäre es besser, mit Kindern zu spielen und die Ergebnisse im realen Leben zu sehen, als sie in wissenschaftlichen Publikationen zu veröffentlichen. Das Bayerische Familienministerium betont, dass "Original Play" jedweder wissenschaftlichen Grundlage entbehre. Es steht außer Frage, dass Körperkontakt für Kinder wichtig ist, jedoch ohne Kontrolle und Qualitätssicherung überwiegen die potenziellen Nachteile.

Die Veranstaltung findet am Freitag, dem dreizehnten Dezember in der Wiener Urania statt. Seit einigen Jahren wird auch das Goldene Brett fürs Lebenswerk verliehen. Dafür sind konstante Anstrengungen vorzuweisen, die den Humbug nachhaltig vorangetrieben haben. Die oder der GewinnerIn wird erst bei der Live-Veranstaltung bekanntgegeben.

Mehr Infos auf der Webseite goldenesbrett.guru.

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