Auch wenn sich die Kirchen leeren und viele nicht mehr an ihn glauben, so ist und bleibt der christliche Gott bei uns omnipräsent. Hunderte von Gotteshäusern im Land erinnern uns an ihn, vor allem wenn ihre Glocken läuten.
Auch ältere Leute machen mehrfach täglich mit ihrem "Grüß Gott" auf ihn aufmerksam. Das Schweizer Fernsehen beglückt uns wöchentlich mit dem "Wort zum Sonntag" und dem "Fenster zum Sonntag". Bei diesen Sendungen geht es fast immer um Gott. Und das Schweizer Radio lässt gern Kirchenglocken läuten – eine akustische Hommage an Gott.
Der monotheistische Gott prägt bis heute unsere Kultur und scheint sich in unseren Genen eingenistet zu haben. Während Kirchen offensichtlich eine Halbwertszeit haben, thront Gott weiterhin sicher auf seinem himmlischen Sessel.
Wir Menschen sind zerbrechliche Wesen und brauchen eine Vaterfigur. Unsere Fantasie sucht einen Ausweg aus dem Jammertal. Die beste Flucht aus dem Leid ist der Glaube an eine allmächtige Führungsgestalt, die ein Erlösungsrezept in der Hinterhand hält. Ein Magier, der Wunder bewirken und uns ein Leben nach dem Tod bescheren kann.
Die Vision von Gott soll uns Hoffnung, Zuversicht und Trost spenden. Vor allem in Zeiten von Leid und Not. Doch wie plausibel ist die Idee von einem allmächtigen und gütigen Gott? Hält die Vorstellung vom himmlischen Vater dem Faktencheck stand?
Zuerst stellt sich die Frage, weshalb Gott eine menschliche Gestalt aufweist. Zur Erinnerung: In der Bibel steht, Gott habe den Menschen nach seinem Ebenbild geschaffen. Außerdem zeigt der Schöpfer menschliche Gefühle, wie die Bibel ebenfalls dokumentiert. Gefühle, die von Zorn und Aggressionen bis zur Zuneigung reichen.
Die Antwort ist ganz einfach: Wir Menschen können gar nicht anders, als uns Gott in menschlicher Gestalt vorzustellen. Unsere Fantasie zwingt uns dazu. Da wir Gott nicht hautnah erleben und nicht (be-)greifen können, müssen wir die Fantasie zu Hilfe nehmen. Weil wir seine Existenz weder wissenschaftlich noch empirisch nachweisen können, sind wir gezwungen, an ihn zu glauben. Glauben bedeutet denn auch, etwas für wahr zu halten.
Wir Menschen können Phänomene nur mit Worten und Begriffen beschreiben, die wir kennen. Das gilt auch für Ideen, die aus dem Reich der Fantasie oder des Übersinnlichen stammen. Und da wir das geistig höchstentwickelte Wesen sind, können wir nicht anders, als uns Gott in menschlicher Gestalt und mit menschlichen Wesenszügen vorzustellen.
Ein Beispiel zur Veranschaulichung. Ich kann behaupten, dass das, was Gläubige als Gott bezeichnen, in Wahrheit Albradastoramilosanto ist. Das ist mindestens so plausibel wie der Glaube an einen göttlichen Vater in Menschengestalt. Wahrscheinlich sogar noch plausibler.
Es ist sehr unwahrscheinlich, dass Gott eine menschliche Gestalt aufweist
Denn es ist sehr unwahrscheinlich, dass Gott – falls er existiert – eine menschliche Gestalt aufweist. Warum kommen wir nicht von Gott mit dem Rauschebart auf den Wolken los? Weil wir Menschen in Bildern und mit Vergleichen denken. Deshalb sind wir unfähig, uns einen allmächtigen Gott vorzustellen, der anders aussieht, anders "denkt", anders "fühlt", anders "handelt" als alles, was wir kennen.
Ein göttliches Wesen übersteigt unsere Vorstellungskraft himmelweit. Deshalb können wir es nicht beschreiben. Deshalb ist mein "Gott" Albradastoramilosanto mindestens so "realitätsnah" wie der monotheistische Gott der Buchreligionen.
Diese Erkenntnis ist nicht neu. Schon Luther hat die Bilder aus der Kirche verbannt, weil die Gläubigen sich kein Bild von Gott machen sollen. Ähnlich verhält es sich beim Islam und Judentum. Die Juden sprechen sogar Gottes Namen nicht aus. Doch das sind nutzlose Dogmen oder eine Selbstüberlistung, weil wir eben nicht anders können, als uns Gott in menschlicher Gestalt vorzustellen.
Wenn Rinder einen Gott malen würden, hätte er Hufe
Dieses Dilemma kennt die Philosophie schon lang. Der griechische Philosoph Xenophanes hat es vor 2500 Jahren so formuliert: "Wenn aber die Rinder und Pferde und Löwen Hände hätten und mit diesen Händen malen könnten und Bildwerke schaffen wie Menschen, so würden die Pferde die Götter abbilden und malen in der Gestalt von Pferden, die Rinder mit der Figur von Rindern. Sie würden solche Statuen meißeln, die ihrer eigenen Körpergestalt entsprechen."
Übernahme mit freundlicher Genehmigung von watson.ch.
27 Kommentare
Kommentare
Rainer Bolz am Permanenter Link
Da Gott eine menschenerdachte Projektion ist, die ganz offensichtlich ihren Zweck
- Unterdrückung der Mitmenschen - erfüllt, ist er sicherlich kein Irrtum.
Da man der Geschichte der Menschwerdung ein Stückchen näher gekommen ist, kann seine Existenz auch nicht auf einem Irrtum beruhen.
Richtig gefragt müsste es heißen:
Was kommt nach der Weltzerstörung durch diese „ Krone der Evolution “?
Auf Knien beten ist jedenfalls sinnlos.
A.S. am Permanenter Link
Richtig, Herr Bolz.
A.S. am Permanenter Link
Ganz netter Artikel, Herr Stamm.
Dass es Gott nicht gibt, dass Gott nur eine Erfindung der Priester ist, ist nun wirklich nicht neu. Das hatten schon antike Philisophen erkannt.
Was mich viel mehr interessiert ist:
- warum Gläubige Andersgläubige umbringen
- warum Gläubige und Priester meinen, Andersgläubige missionieren zu müssen
- warum gläubige Politiker und Priester sich anmaßen, anderen Menschen Vorschriften machen zu dürfen.
Haben Sie auch auf diese Fragen Antworten?
Ich stelle meine Antwort-Versuche zur Diskussion:
- Menschen gläubig zu machen ist ein psycho-manipulativer Vorgang
- Gott ist nur ein Autoritäts-Beschaffungs-Bluff
- Unterm Strich geht es nicht um das Wohl der Menschen, sondern um Macht für die Priester
- Diese Priester-Macht erhalten und wenn möglich auszuweiten ist Ziel allen gläubig-Machens und der vielen Kriege zwischen religiösen Gruppen.
Ich bin der Ansicht, die Humanisten brauchen einen Paradigmen-Wechsel:
Religion ist nicht eine Form des Aberglaubens, Religion ist psychologisch raffinierte Manipulation.
David Krause am Permanenter Link
Nicht dass mir die Fantasie vom machtgierigen Gläubigen auch gefällt, aber es grenzt doch schon an einer Verschwörungstheorie, dass alles religiöses Handeln dem Ziel der Machtgewinnung dient.
Peter Friedrich am Permanenter Link
Danke, Herr Krause, und man könnte sogar soweit gehen zu sagen, dass kein Kleriker zum Kleriker geworden ist, um „einfach so“ Kinder sexuell zu missbrauchen und damit totale Macht über einen kleinen Menschen zu bekomm
Denn immer gibt es auch bei einem Kleriker eine Vorgeschichte, die sich psychoanalytisch erschließen lässt, auch ein Kleriker war mal ein hilfloses menschliches Affenbaby.
Die Frage ist, was passieren musste, damit aus diesem Baby ein Täter wurde, der sich gewissermaßen zum Gott über andere machen muss, um sich selber zu spüren.
A.S. am Permanenter Link
Sehr gehrter Herr Krause,
sicher, die gutgläubig-Naiven sind die Mehrheit in der Kirche wie auch in den anderen Religionen. Aber die sitzen nicht an den Hebeln der Macht, weil sie für sich nicht nach Macht streben.
Die wenigen nach Macht strebenden Gläubigen erobern gezielt die machtausübenden Positionen in dem System und lenken es. Als Resultat haben wir es mit einem System zu tun, in dem wenige Machtgierige in der Hierarchie oben sind, und viele gutgläubig-Naive unten bzw. drumherum. Diese bilden einen "menschenfreundlichen" Schutzwall, ein "menschenfreundliches Antlitz" um den Kern der zynisch-Machtgierigen, der Hochstapler und der Scharlatane.
In der Politik ist es auch nicht viel anders (diese Erfahrung konnte ich als FDP-Mitglied sammeln), nur dass durch Gewaltenteilung und die innerparteiliche Demokratie die Machtgierigen immer wieder ausgebremst werden können. Außerdem kennt die Politik keine "ewigen Wahrheiten", was die Angelegenheitn "Machtkontrolle" und "flexible Gesaltung des innerstaatlichen Zusammenlebens" erheblich einfacher macht.
Wenn ich Sie immer noch überzeugt haben sollte, dann empfehle ich Ihnen die Beschäftigung mit Religionsgeschichte. Aber nicht in der pro-kirchlich geschichtsgeklitterten Version von Manfred Lütz, sondern anhand der Bücher von Karlheinz Deschner, Rolf Bergmeier u.a. Den Lütz können Sie parallel lesen, dann erkennen Sie dessen gezielt irreführende Strategie.
David Krause am Permanenter Link
Vielen Dank für die Antwort. Ich freue mich immer über Literaturempfehlungen.
Mit freundlichen Grüßen
A.S. am Permanenter Link
Werter Herr Krause,
- bitte lesen Sie die Antwort, die ich fälschlich plaziert bei Herrn Friedrich eingegeben habe.
- Diskutieren Sie mal mit Islamisten. Da geht es ständig um die "Macht Gottes", welche in der Praxis die Macht der Imame und Mullahs ist.
- Schauen Sie sich die Verfassung des Irans an. Alle Macht den Mullahs, mit eigener Garde (Revolutionswächter), plus ein wenig Demokratie für den politischen Alltagskram.
Machtgierig sind die Oberpriester. Die Gläubigen lassen sich mittels der Verheißung des Paradieses vor deren Karren spannen und beherrschen. Gläubige gehorchen ihren Priestern. Dieser Gehorsam wird euphemistisch "den Glauben leben" genannt.
Gehorsam im Kirchgang. Gehorsam im Kippa-Tragen. Gehorsam in der Genitalverstümmelung der eigenen Kinder. Gehorsam im Fasten. ...
Sandro Secchi am Permanenter Link
Nur weil sich die Kirchen leeren, bedeutet dies keineswegs, dass die Menschen nicht mehr an Gott glauben!
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Da uns allen dieser "Gott" seit Kindheit an eingeredet wurde, ist es für viele schwer sich davon zu trennen, aber wie vom Osterhasen, oder vom Klabautermann, sollten die Menschen doch, mit Vernunft, in der L
nicht weiter anhängen wollen. Zu welchen grausamen Massnahmen die Kirchen im Stande sind haben diese in ihrer Vergangenheit bereits mehrfach bewiesen.
Deshalb haben sich schon viele Menschen zum Atheismus bekannt und leben nach dem Motto, <Heiden Spass statt Höllenqualen>
Wolfgang am Permanenter Link
Gläubigen kann man nicht mit "Vernunft" kommen. Sie wurden erzogen, nicht zu denken.
Darum freuen sich die Kirchen immer noch über genügend Schäfchen.
Peter Friedrich am Permanenter Link
Es gibt keine Götter, Geister und Gespenster, es gibt keine unsichtbaren Männekens im Weltraum, das sollte uns heute allen klar sein.
Ein ganz kleiner Mensch wird erst an einer anderen Person (üblicherweise die Mutter) selber zur Person, durch Zusprache, Güte, Wertschätzung und Zärtlichkeit. Das Element der individuell wertschätzenden Zusprache ist also für die Genese der Person von absolut zentraler Bedeutung.
Am krassen Beispiel etwa der Isolationsfolter lässt sich ablesen, dass auch eine bereits erwachsen gewordene Person zentral zerstört werden kann bei radikalem Entzug jeglicher persönlichen Zusprache und sozialen Interaktion (interessant dazu auch der Film mit Tom Hanks, als er nach einem Absturz auf einer völlig isolierten Pazifikinsel strandet und sich in Form eines ebenfalls angestrandeten Balls die Person Wilson bastelt, um nicht an der Einsamkeit wahnsinnig zu werden).
Dass das hochkomplexe menschliche Affengehirn in seiner psychischen Fragilität sich auf eine unsichtbare Person - „Gott“ - hin entworfen hat, die ihm überall und jederzeit Zusprache und Liebe schenken soll, macht eigentlich in berührender Weise deutlich, worauf wir uns als Menschen existentiell und zentral ausrichten müssen, um nicht uns selber, unsere Nachkommen und unseren Lebensraum zu zerstören (s. etwa den bindungsgestörten Trockennasenaffen Donald Trump).
„Gott“ steht für die entsprechende - friedenstiftende - Botschaft aus den Tiefen unseres Nervensystems die da lautet „konzentriert euch in euren wesentlichen Sehnsüchten vor allen anderen Dingen immer wieder und wieder auf den Aspekt der personalen Bindung“.
A.S. am Permanenter Link
Ihrem ersten Satz stimme ich uneingeschränkt zu.
Was Ihre übrigen Ausführungen angeht eher weniger.
Unser permanent nach Kausalitäten suchendes Gehirn hat die Vorstellung von unsichtbaren Verantwortlichen für alle möglichen Naturerscheinungen entwickelt und sozial weitergegeben. Mangels besserer Erklärung wurden die "Naturgötter" so lange für wahr gehalten, bis sich bessere Erklärungen durchgesetzt haben.
Dummerweise haben die Götterdeuter mit ihrem angeblichen Wissen (reine Hochstapelei) es doch zu Ansehen und Autorität unter ihren Mitmenschen gebracht, die sie sicht nicht nehmen lassen woillten, und den alten Glauben verbissen verteidigt. Die Entwicklung unseres modernen Weltbildes verlief in Schüben, bei denen immer alte Autoritäten überwunden werden mussten.
Die psychologische Seite, die Sie ansprechen, sehe ich als Überforderungssymptom. Als Kind erlebt man, wie die Eltern scheinbar alle Probleme lösen können. Im Erwachsenenalter muss man selber entscheiden, selber die Probleme lösen, und mach einer macht von dem angebotenen Selbstbetrug, es gäbe da jemand, der sich um alles kümmere, gerne Gebrauch.
Überhaupt kann man feststellen, dass die Religionen einen bunten Korb von Versprechungen anbieten, so dass eigentlich für jeden Menschen eine passende Verlockung dabei ist. Für Ängstliche, das beschützt werden. Für Machtgierige, das Versprechen auf Teilhabe an der Macht Gottes. Für Liebes-Enttäuschte, die Liebe Gottes. Für Friedenssehnsüchtige die Verheißung göttlichen Friedens. Und so weiter.
Nach meinem Dafürhalten sind das alles nur Lockmittel. Das "Gläubig-Machen" ist eine psychologische Manipulation, die Zeit braucht.
In der christlichen Zuwendung zu Verfolgten, Bedürftigten und Ungeliebten sehe ich nicht Nächstenliebe walten, sondern das Beuteschema der "Menschenfischer".
Peter Friedrich am Permanenter Link
@A. S.
Dass es im Feld der Religion die schauerlichsten Grausamkeiten, Missbräuche und Übergriffigkeiten gab und gibt, darin sind wir wohl alle hier d‘accord.
A.S. am Permanenter Link
Gerne, Herr Friedrich.
Der Kritkpunkt ist für mich, dass Sie offenbar der Ansicht sind, das menschliche Gehirn könne gar nicht anders als als "Gott denken". Zitat: "Dass das hochkomplexe menschliche Affengehirn in seiner psychischen Fragilität sich auf eine unsichtbare Person - „Gott“ - hin entworfen hat, ..."
Die vielen Atheisten, die es gibt schon vor einigen tausend Jahren gab zeigt meiner Ansicht nach, dass "Gott denken" kein zwangsläufiger Prozess ist. Ich betrachte "Gott denken" als einen kulturell erworbenen bzw. weitergegebenen Brauch.
Richtig ist, wie das von Ihnen angeführte Beispil mit Tom Hanks zeigt, dass der Mensch ein soziales Wesen ist, dass die menschlische Gemeinschaft nicht nur materiell sondern auch psychologisch braucht. Aber selbst hier lassen sich Eremiten und Trapper als Gegenbeispiele anführen.
Was ich herausarbeiten möchte, nicht nur im Dislurs mit Ihnen persönlich, sondern mit der gesamten hpd.de-Leserschaft ist, dass die Gottesvorstellung keineswegs angeboren ist, sondern mit List, Tücke, sozialem Druck und selbst Gewalt weiter gegeben wird.
Meine zentrale These ist:
Menschen werden nicht gläubig geboren, sind nicht gott-gläubig von Natur aus, sondern werden gezielt und mit ziemlichem Aufwand (religiöse Erziehung, Religionsunterricht, religiöse Berieselung in den Massenmedien) gläubig gemacht.
Eine natürliche menschliche Veranlagung zu Abergläubigkeit und magischem Denken bestreite ich nicht. Aber die heute noch gepredigten Gottheiten wie Jahwe, Christus oder Allah sind kulturabhängig anerzogen.
Kein Mensch glaubt spontan an eine dieser Gottheiten.
Also, auf den Punkt gefragt Herr Friedrich: Sind Ihrer Auffassung nach die Gottesvorstellungen Jahwe, Christus, Allah biologisch veranlagt oder anerzogen?
Peter Friedrich am Permanenter Link
Lieber A. S., von meiner Seite aus kann ich Ihnen anbieten, Ihre Befürchtungen vollständig und endgültig fahren zu lassen.
Kein menschliches Äffchen hat einfach mal so etwas geplant, unabhängig von der eigenen Prägung, schon gar nicht, über tausende Jahre hinweg Menschen per Religion zu versklaven. Freud erklärte uns, dass wir „nicht Herr im eigenen Hause“ sind.
Überlassen Sie sich getrost dem Wirken der Evolution, Sie können ohnehin nichts daran ändern. Auch das Religiöse unterliegt vollständig der Evolution, niemand, wirklich niemand ist da, der da etwas intelligent steuern würde, alle Gottesvorstellungen haben sich aus unserer spezifischen Gehirnentwicklung heraus entwickelt. Die tragische und zwanghafte Weitergabe zwangsneurotischer Gottesvorstellungen hat beispielsweise viel damit zu tun, dass sich über Generationen hinweg in ihnen sexuelle Entwicklungsstörungen akkumuliert haben. Dann wird die sexuelle Entwicklungsstörung zu „Gott“, wenn man so will, und beschädigt das Leben vieler Menschen über Generationen hinweg.
Einzig dies macht Sinn:
Wie fühlt es sich an, liebevoll angeschaut, angesprochen und zärtlich berührt zu werden?
Würden alle Donald Trumps dieser Welt diese Frage gewissermaßen als „Gott“ in den Mittelpunkt ihrer Existenz stellen, hätten wir eine bessere Welt, glauben Sie nicht?
A.S. am Permanenter Link
Lieber Herr Friedrich,
In der menschlichen Sphäre halte ich es für ratsam, nicht nur Zufall und Selektion, sondern auch planmäßiges Vorgehen "auf dem Radar" zu haben. Ein Zwischending könnte "gezieltes Ausprobieren" sein.
Was die menschliche Neigung zu Abergläubigkeit und magischem Denken betrifft, bin ich gerne bereit, diese als Produkte der Evolution zu sehen.
Wenn man sich aber die Religionen anschaut, erkennt man viel von MENSCHEN gemachtes "intelligent Design".
Meine evolutions-psychologische Deutung für "Gott" ist, den Ober-Boss "Gott" als idealisiertes, virtuelles Alpha-Männchen der Gläubigen-Horde zu sehen. Die Menschen verhalten sich diesem virtuellen Alpha-Tier gegenüber genau so wie den irdischen: Mit Unterwürfigkeit, mit Opfern/Abgaben, mit Anbiederung, mit Personenkult, ... . Irdische Untertanen wissen, was ihre Alpha-Tiere wollen: Macht und Herrschaft.
Peter Friedrich am Permanenter Link
Lieber A.S., es ist Kernbestandteil humanitärer Aufklärung , dass es keinerlei „Intelligent Design“ gibt.
Nun meine Frage an Sie: Glauben Sie, dass dieser beispielhafte Kleriker glücklich mit seinem Leben ist? Können Sie darauf antworten?
A.S. am Permanenter Link
Lieber Herr Friedrich,
Das es gar kein "Intelligent Design" in der Welt gäbe, ist aber m.E. falsch. Die von Menschen geschaffene Technologie führe ich als Beweis an.
Als "richtig" erachte ich die Auffassung, es gibt zwar kein Intelligent Design von außen, aber in dem Maße, wie sich Intelligenz und Bewusstein innerhalb der Natur durch die Evolution entwickelt haben, kommt es INNERHALB der Natur, zu der ja auch wir Menschen zählen, zur Möglichkeit intelligenten, willentlichen Designs.
In diesem Sinne verstehe ich "Intelligent Design" als ein Produkt der Evolution. Mittels solchem "Intelligent Design" durch Menschen lassen sich technologische wie gesellschaftliche Entwicklungen beschleunigen, abbremsen oder pervertieren.
Wenn Menschen mit Hilfe der Gentechnik (Craig Venter) künstliches Leben schaffen, ist das etwa kein "Intelligent Design"?
Wenn Menschen mit Hilfe von Religion andere Menschen gezielt manipulieren, ist das kein "Intelligent Design" im strategischen Sinne?
Psychologiche Manipulation mit Hilfe "religiöser" Vorstellungen findet GEZIELT statt.
Die von Ihnen und anderen vertretene Haltung, es gäbe keinerlei "Intelligent Design", speziell Religion unterliege ausschließlich der Evolution, hat zur unangenehmen Folge, dass die religiösen Führer nicht von den Humanisten für ihr Tun zu Rechenschaft gezogen werden. Das freut die religiösen Führer sehr.
Ich sehe in der aktuell kursierenden Theorie von der Religion als evolutionäres Produkt eine raffinierte Masche der religiösen Führer, die evolutionären Humanisten mit ihren eigenen "Waffen" (der Evolutionstheorie) zu paralysieren: Die Humanisten werden dazu gebracht, die Hände in den Schoß zu legen und auf die Wirkung der Evolution bei der Abschaffung der Religionen zu warten.
Um dagegen zu halten, stelle ich die Absolutheit der Evolutionstheorie innerhalb der Evolution wie oben dargelegt in Frage.
Ich schulde Ihnen noch die Antwort auf Ihre Frage hinsichtlich Ihres "beispielhaften Klerikers". Die Antwort ist "Jain".
- Ja, wenn die religiöse Filterblase geschlossen genug ist und ihm so die Verdrängung der Realität gelingt.
- Nein, weil sein Erfolg in der Welt, den anderen seine Religion aufzuzwingen, unvollständig bleibt. An seinen eigenen, religiösen Maßstäben heißt das zu scheitern.
Innerhalb dieses Spannungsfeldes wird Ihr "beispielhafter Kleriker" teils glücklich, teils unzufrieden mit sich selbst sein.
Peter Friedrich am Permanenter Link
Lieber A. S., danke für Ihre Replik.
Mir wäre es ein Anliegen, weiter auf den Fall des exemplarischen Klerikers einzugehen.
Wir könnten uns nun vorstellen, dass unser beispielhafter Kleriker früher selber ein Opfer massiver sexueller Gewalt mit erheblicher Traumatisierung war.
Wir wissen von der Psychologie her, Stichwort Wiederholungszwang, dass ein Opfer unter Rückkopplung traumatisierender Erlebnisse sein eigenes Trauma immer wieder auf´s Neue durchspielt, wie der Tonarm eines Plattenspielers, dessen Nadel sich in der Rille verfangen hat, im vergeblichen Bemühen, die quälend-missliche Situation zu entwirren und sich daraus zu befreien. Dieser Täter bildet tragischerweise also quasi im Blindflug - getrieben gewissermaßen wie ein fehlgesteuertes Gerät -seine eigenen zwanghaften Strukturen in der Außenwelt aus.
Wer - oder eher schon was - ist es also eigentlich, wer/was dort „gezielt“ psychologisch manipuliert?
A.S. am Permanenter Link
Zunächst möchte ich Kontext erweitern. Psychologische Manipulation findet auch außerhalb der Kirchen statt. Psychologische Manipulation ist im Zusammenleben von Menschen allgegenwärtig, i.d.R.
Z.B. betreiben Heiratsschwindler psychologische Manipulation ihrer Opfer, und zwar gezielt. Es geht immer darum, andere Menschen dazu zu bringen, etwas zu tun was dem Manipulateur Vorteile bringt. Die klassischen Ansätze sind: schöne Versprechungen oder Angstmacherei.
Bei den Religionen haben wir den überwachenden Gott, Angst vor der Hölle, das schöne Versprechen "ewiges Leben". Mit diesem "Manipulationsapparat" bespielen die Priester ihre Gläubigen und veranlassen diese, der Kirche Geld zu spenden, für die Kirche kostenlos zu arbeiten und für die Kirche Kriege zu führen. Manche Pädophile treiben noch Schlimmeres, aber angesichts der Gesamt-Manipulation ist das eher Kleinkram.
Bei anderen Religionen läuft es genau so.
Sie fragen, wer manipuliert? Jeder Priester/Imam/Rabbiner/...
Einige tun dies, ohne es durchschaut zu haben. Andere machen zynischen Gebrauch von den manipulativen Möglichkeiten, die das System Religion ihnen bietet.
Heiratsschwindler sind Einzelkämpfer. Priester sind bestens organisiert. Scharlatane sind sie alle.
Peter Friedrich am Permanenter Link
Jetzt haben Sie allerdings inhaltlich nicht geantwortet.
A.S. am Permanenter Link
Ich dachte schon. Deshalb nochmal in anderen Worten:
"Intelligent Design" ist meines Erachtens durch die evolutionäre Entwicklung von menschlicher Intelligenz innerhalb der Natur möglich geworden. Beispiel: Technik.
Wer manipuliert wen:
Menschen manipulieren Menschen mit Psycho-Tricks. Beispiel: Heiratsschwindler.
Psycho-Tricks der übelsten Sorte sind die Religionen.
Peter Friedrich am Permanenter Link
Dass es manipulatives Verhalten als solches gibt, ist völlig unbestritten.
Die psychologisch-humanitär erklärbaren Hintergründe hatte ich umfassend ausgeführt.
A.S. am Permanenter Link
Haben Sie schon mal die religiösen Lehren auf solche manipulativen Momente hin abgeklopft?
Ich sehe in dem Paradies-Hölle-Duett ein Zuckerbrot-Peitsche System mit Gott als Zuchtmeister. Hiermit wird ganz klassische Manipulation der Gläubigen betrieben, mit virtueller Maximalstrafe vs. virtueller Maximalbelohnung. In der Vorstellung vom allwissenden, alles sehenden Gott sehe ich ein psycho-terroristisches Motiv.
All das wird uns von Kindesbeinen an mit großem Aufwand eingeredet. Beweise für die Existenz von Gott, Paradies und Hölle werden nicht geliefert.
Woher sollen die Priester den Willen eines unbewiesenen Gottes kennen können? Mit einem unbewiesenen Gott kann es keinen fehler-gesicherten Informationsaustausch geben.
Der angebliche "Wille Gottes" ist der getarnte Wille der Priester. In Wirklichkeit haben die Priester keinerlei belastbares Wissen über Gott, sofern es denn überhaupt einen Gott gibt.
Alles Hochstapelei, alles Scharlatanerie.
Kurz: Wir werden von den Priestern mit Religion systematisch verarscht.
Worum es den Priestern geht? Um Macht über die Menschen. Um die Macht, den Meschen vor zu schreiben, was sie zu tun und zu lassen haben. "Gott" ist ein Schwindel, mit dessen Hilfe die Priester sich Autorität verschaffen.
Sobald man das erkannt hat, wundert einen kein Kindesmißbrauch mehr, kein "Islamischer Staat", keine Religionskriege, keine Verfolgung von Religionskritikern und Andersdenenden.
Vielmehr wundert man sich, dass so viele Menschen darauf reinfallen - und dass der deutsche Staat diese Scharlatane auch noch mit Religionsunterricht in den Schulen und jeder Menge Geld unterstützt.
In Bezug auf Religion diskutieren wir gesellschaftlich völlig falsche Fragen:
- Statt über Gott zu spekulieren sollten wir fragen, was denn die Priester unter den gegebenen Umständen überhaupt wisen können.
- Statt über Religionsfreiheit zu diskutieren, sollten wir darüber streiten, welchen Unsinn Prediger als "Wahrheit" verbreiten dürfen. Dass man wegen einer anderen Religion Menschen umbringen dürfe, darf kein Staat den religiösen Scharlatanen zu predigen durch gehen lassen.
So wie das Verfassungsgericht "Religionsfreihet" interpretiert, ist Religionsfreihit das Recht der religiösen Verbände und deren Prediger, Menschen ungehindert verarschen zu dürfen.
Markus Wagner am Permanenter Link
Und am ersten Tag da erschuf der Mensch Gott.
Willi Meinert am Permanenter Link
jedenfalls sind Götter das beste Geschäftsmodell das ich kenne....