Eine Krise jagt die nächste – etwa in der Finanzwelt, den internationalen Beziehungen oder jüngst die um sich greifende Corona-Epidemie im gesundheitlichen Bereich. Viel zu häufig werden dabei die ebenfalls vorhandenen positiven Seiten außer Acht gelassen. Zeit, sich eben diesen genauer zu widmen. Ein Kommentar von Constantin Huber.
Allzu oft wird kollektiv auf die negativen Seiten geblickt. Narrative wie "Alles läuft schief und wird immer schlechter" sind, obwohl die Statistiken auf einem globalen Maßstab das exakte Gegenteil aufzeigen, keine Seltenheit. Dies ist wohl auch dem Umstand geschuldet, dass es für die Redaktionen von Zeitschriften und Nachrichtenmagazinen naheliegenderweise relevanter erscheint, etwa über Unglücke und Fehler als über die als normal angesehene Beschaffenheit eines reibungslosen Ablaufes zu berichten. Und es gehört auch zur Aufgabe von Journalist*innen, den Finger in die Wunde zu legen und Missstände aufzudecken. Unter anderem deshalb kann spielend leicht der Eindruck entstehen, dass es auf der Welt und konkret auch in Deutschland sehr düster aussehe.
Doch neben den durchaus vorhandenen Missständen hierzulande, die es dringend politisch und gesellschaftlich anzugehen gilt, gibt es eine ganze Reihe von begrüßenswerten Entwicklungen und Begebenheiten, die wir uns hin und wieder ins Gedächtnis rufen sollten. Folgende Aspekte sind Beispiele für diese gerne ausgeklammerte positive Seite:
- Das Grundgesetz ist eine hervorragende Verfassung und unser Rechtsstaat funktioniert im Grunde ausgezeichnet. Zwar fehlt es in einigen Bereichen an zusätzlichen Richtern und Staatsanwälten, doch die Arbeit wird dennoch ordentlich, transparent, nachvollziehbar und möglichst fair verrichtet. Das Maß an Gerechtigkeit ist durch den fortwährenden Versuch der Erreichung der Grund- und Menschenrechte sowie dem angestrebten Schutz vor staatlichem Machtmissbrauch außerordentlich hoch. Rechtssicherheit durch die Bindung des Staates an das Gesetz, Rechtsgleichheit durch die Gleichstellung aller Bürger*innen vor dem Gesetz und Rechtsschutz durch den Schutz vor willkürlichen Eingriffen werden gewährleistet.
- Der öffentlich-rechtliche Rundfunk, welcher nach englischem Vorbild der British Broadcasting Corporation (BBC) 1945 als Lehre aus der Goebbels-Propaganda eingeführt wurde, bietet vielen Journalist*innen die Möglichkeit, ihrer Arbeit frei nachzugehen – und das wiederum führt zu dem ausgezeichneten Angebot, welches der öffentlich-rechtliche Rundfunk offeriert. Allgemein liefern die hiesigen Journalist*innen im Mittel eine sehr gute Arbeit ab. Der Qualitätsjournalismus hat seinen Namen definitiv verdient. Dieser berichtet in der Regel sehr ausgewogen, sehr sachlich, mit starken Argumenten und häufig mit den richtigen Mitteln wie etwa Leitartikeln, Kommentaren, Glossen oder Kolumnen. Internetblogs, chronische Schwarzmaler, Esoteriker oder waschechte Verschwörungstheoretiker kommen da nicht einmal ansatzweise heran.
- Die Klimaproblematik kann heute niemand mehr ernsthaft leugnen oder relativieren, ohne dabei von einem signifikant großen Teil der Bevölkerung schief angesehen zu werden. Während vor dem Aufkommen der "Fridays For Future"-Bewegung die Dringlichkeit der Lage trotz der vielen nüchternen und sachlichen Warnungen der Forscher*innen nicht zur Allgemeinheit durchgedrungen ist, gehört es heute zum guten Ton, sich dazu grundlegende Kenntnisse anzueignen und Ignoranz beim Thema Umweltschutz nicht zu akzeptieren. Außerdem verstehen immer mehr Menschen, dass Verbote (Gesetze) nicht prinzipiell eine fiese Gängelung darstellen müssen, sondern sich durchaus herausstellen kann, dass diese über die Parlamente als notwendiges und probates Mittel eingesetzt werden sollten, um nachhaltigen Klimaschutz zu erreichen.
- In gesundheitlicher Hinsicht lassen sich einige Aspekte nennen, die trotz der vorhandenen Missstände optimistisch stimmen können. Die Gesundheit der Allgemeinheit verbessert sich, was unter anderem eine Folge davon ist, dass immer weniger Menschen rauchen oder Alkohol konsumieren. Dadurch steigt die Lebenserwartung stetig. Die Behandlungsmöglichkeiten für sehr ernstzunehmende Krankheiten verbessern sich von Jahr zu Jahr enorm. Und für komplizierte Operationen gibt es kaum ein Land mit geeigneterem Personal. Die Qualität der geleisteten Arbeit ist dabei so gut, dass selbst Prominente und Wohlhabende aus anderen Ländern – wenngleich nicht selten ein fragwürdiges Geschäftsmodell damit verbunden ist – nach Deutschland kommen, um sich hier behandeln zu lassen.
- Da die Demokratie, also auch sämtliche betreffenden Institutionen sowie die Gewaltenteilung, hierzulande in einem einwandfreien Zustand ist, können auch dieser eine Reihe positiver Entwicklungen zugeschrieben werden. So nimmt zum Beispiel die Kriminalität stetig ab. Deutschland wird also – anders als einem Rechtspopulisten weismachen wollen – immer sicherer. Außerdem ist die Meinungsfreiheit so stark ausgebaut wie nie zuvor. Aber es gilt wie eh und je: die Möglichkeit, seine Meinung jederzeit frei zu äußern, ist kein Freifahrtschein dafür, unbelegte oder gar menschenverachtende Aussagen ohne kritischen Gegenwind oder rechtliche Konsequenzen öffentlich zu äußern. Dies kann ebenso als Teilverdienst der Demokratie angesehen werden wie die Tatsache, dass sich immer mehr Menschen als Europäer oder sogar Kosmopoliten verstehen.
- Auch auf (bildungs-)technischer und wirtschaftlicher Ebene läuft einiges ausgezeichnet. Die hiesigen Universitäten genießen international einen guten Ruf. Deutsche Ingenieure sowie die hiesigen Produkte sind auf der ganzen Welt gefragt. Es gibt hierzulande so viele Erwerbstätige wie noch nie zuvor und unsere Infrastruktur ist – obwohl sie im internationalen Vergleich besser sein könnte und eklatante Lücken etwa in punkto Digitalisierung oder Netzausbau aufweist – insgesamt passabel ausgebaut. Gerade der Zustand unserer Straßen kann dabei hervorgehoben werden. Weltweit ist in keinem anderen Land der Weg zur nächsten Autobahn so kurz wie bei uns. Der Industriestandort Deutschland ist unter anderem dadurch so gefragt, dass selbst das Unternehmen Tesla, Inc. ein Großwerk hier errichten möchte. Wenngleich es dabei aktuell noch Schwierigkeiten gibt, so werden diese doch höchstwahrscheinlich überwunden werden können.
Diese Beispiele zeigen, dass das oben zitierte Narrativ falsch ist. Vielleicht ist es sinnvoll, die benannten Aspekte öfter im Hinterkopf zu behalten, wenn wir wichtige gesellschaftliche Debatten führen. Dann könnte dies mit größerer Gelassenheit geschehen und ohne von vornherein die Mauern im Kopf hochzuziehen.
Und wer weiß – vielleicht trägt die aktuelle und sehr ernstzunehmende Corona-Krise mit ihren vielen bedauernswerten Todesopfern wenigstens zu diesen weiteren positiven Aspekten bei: dass viel mehr Menschen klar wird, dass adäquater Klimaschutz möglich ist, dass ein funktionierender Sozialstaat unverzichtbar ist oder aber, dass wir noch viel tun müssen, um auch in Zukunft vor Krisen wie diesen gewappnet zu sein und es keinesfalls hinnehmbar ist, wenn Demokratieverachter die misslichen Umstände ausnutzen, um ihre menschenverachtende Agenda durchzudrücken.
Denn so wichtig derzeit geltende Beschränkungen und Verbote auch sind – einmal erfochtene gesellschaftliche Errungenschaften dürfen nicht leichtfertig aus der Hand gegeben werden. Mit dem Primat der Wissenschaft innerhalb der Politik und der Besinnung auf die positiven Seiten bei gleichzeitig gezielter Verhinderung negativen Seiten, bleibt die allgemeine Glaubwürdigkeit demokratischer Institutionen wohl auch in den schwersten Krisen stärker erhalten. So können sämtliche Errungenschaften durch unser aller Zutun auch nach schwierigen Zeiten wieder zum Alltag gehören.
19 Kommentare
Kommentare
Wolfgang von Sulecki am Permanenter Link
Auf die Gefahr hin mich hier als *Spielverderber* darzustellen:
Das rosige Bild von den positiven Entwicklungen hat doch hier und da ein paar schmutzige Flecken ....
zu 1.
Prominenz & viel Geld sowie ein Netzwerk in die Politik sind bestimmt geeignet zu milderen Urteilen zu führen. Höneß ist da ein Beispiel.
zu 2.
(Öffentlicher) Rundfunk & Fernsehen sind in den 'Beratungsgremien' (Beiräte) und in den Redaktionsspitzen durchseucht von christlichen Eiferern, die die moralinsaure Grundeinstellung der Großkirchen den Medien aufdrücken und eine faktenbasierte Weltsicht verhindern. Zu viele der hochrangigen Mitarbeiter sind zugleich auf den Honorarlisten der Kirchen und setzen praktisch durch was gesellschaftlich schon überholt ist.
Abtreibung und Sterbehilfe sind da traurige Beispiele.
zu 4.
Bedauerlicherweise gab es bisher noch keinen Gesundheitspolitiker der es geschafft hätte den Schwerpunkt der Ausgaben so zu verschieben, dass die Arbeitenden besser bezahlt werden und stattdessen die Arzneimittelkosten eingefroren werden. Unsere Arzneimittelkosten liegen nach den USA an der Spitze. Das es preiswerter geht beweisen die südeuropäischen Länder mit Preislimits, und die Unternehmen liefern trotzdem weiter da hin .... ein Blutdrucksenker hier in D 47,- €, das gleiche Produkt in Spanien unter 10,- €!
zu 6.
Das die letzte Koalition die Autobahnen im Eilverfahren am Ende ihrer Amtszeit aus öffentlicher Hand gelöst und privatisiert hat (obwohl das anders genannt wurde um die öffentliche Empörung zu verhindern), und schon wesentliche Strecken in drei Wellen an private Konsortien abgegeben wurden, ist ein Skandal.
Der gleiche Minister, Herr Scheuer, hat es nicht geschafft die flächendeckende Versorgung mit Internetdiensten zu gewährleisten - auch da zahlen wir hier vergleichsweise überhöhte Preise: 5GB für das Mobiltelefon kosten dreimal soviel wie (ein Beispiel) Spanien, und dort sind die Ausbaukosten wegen der großen Entfernungen sehr viel höher! Das trifft auch auf sonstige Datenvolumina zu - überhöhte Preise die im internationalen Vergleich stets an der Spitze stehen, bei der Leistung auf den letzten Plätzen dümpeln.
Was hier überhaupt nicht erwähnt ist:
Die soziale Ungleichheit, hervorgerufen dadurch, dass der Handel mit/von Geld weitgehend steuerfrei läuft, während Erwerbsarbeit gerade auch in unteren Einkommensklassen viel zu hoch besteuert wird ... von den Verbrauchssteuern ganz zu schweigen, die im Vergleich zu Steuern auf Luxusartikel ungerecht sind. Bei einem Einkommen von 10.000 € sind 19% auf ein Auto erträglicher als bei 2.000 €, weil der Restbetrag im letzteren Fall den Käufer unter die Armutsgrenze drückt.
Von den Grundrechtsverletzungen und -einschränkungen in angeblicher "Gefahrenabwehr" und für eine diffuse "Sicherheit" will ich gar nicht erst anfangen:
Es ist mathematisch zu beweisen, dass es unmöglich ist mit irgendeiner Art von Maßnahmen (screening, Datenauswertungen) Sicherheit herzustellen. Je größer die Zahlen der Überwachten sind, desto größer ist die Fehlerquote - woraus folgt, dass sich genau darin die *mit positiven Merkmalen identifizierten* befinden können .... der gesamte Aufwand 'für die Katz', wie es so schön im Volksmund heißt.
Manfred H. am Permanenter Link
Ist Hoeneß tatsächlich ein gutes Beispiel?
Der Jurist und Gerechtigkeitsforscher Markus Schollmeyer sieht es anders als Sie:
https://www.planet-wissen.de/sendungen/sendung-gerechtigkeit-100.html
Wolfgang von Sulecki am Permanenter Link
Danke für den Hinweis, es war ein Beispiel aus Vielen - aber soll das bedeuten, dass meine Feststellung im Grundsatz nicht gilt?
Da müssen Sie schon ein wenig mehr an 'Beweisen' als lediglich eine Sendung aus dem Fernsehen bringen, dessen Intendanz und allgemeine Ausrichtung dazu da ist die politischen Strömungen zu untermauern.
Gegenbeispiel
→ https://www.faz.net/aktuell/politik/das-urteil-gegen-uli-hoeness-laesst-fragen-offen-12845578.html
Was und zu denken geben sollte ist, wenn "*alle Politiker* etwas gut finden " .. Bei Politikern quer durch alle Lager ist das Urteil auf Zustimmung gestoßen. .. "
→ https://www.tagesspiegel.de/politik/urteil-gegen-fc-bayern-praesidenten-bei-politikern-quer-durch-alle-lager-ist-das-urteil-auf-zustimmung-gestossen-/9610456-2.html
Schließlich kommt dann noch die Art der 'Durchführung' und die vorzeitige Entlassung dazu. Ein 'Klaps', der seinesgleichen sucht ....
Dann denken wir gleich weiter:
Die causa Schäuble und die CDU Spendenaffäre etwa, und der Mann sitzt als Bundestagspräsident dem Parlament vor .... während eine Thekenkraft ein Brötchen isst und entlassen wird. Gleichbehandlung vor dem Gesetz?
Oder der letzte Skandal beim WDR, bei dem man die übergriffige Führungskraft entlassen hat - und die Sache dann begrub?
Zuletzt:
Eine Justiz, deren obere Chargen seit vielen Jahrzehnten von zwei Parteien, der CDU/CSU und der SPD besetzt wurde/wird? Da ist doch eher verwunderlich, wenn es noch zu Urteilen kommt die grundgesetzwidrige Vorhaben der Regierungen kassieren ....
Wolfgang von Sulecki am Permanenter Link
PS
Ich habe mir die Sendung angesehen - und stelle fest:
rainerB am Permanenter Link
In welchem DE lebt der Autor? Selbst bei dem erklärten Versuch mal nur Positives darzustellen, sollte man zumindest nicht falsche Eindrücke und Kausalitäten präsentieren.
"Der öffentlich-rechtliche Rundfunk [...] bietet vielen Journalist*innen die Möglichkeit, ihrer Arbeit frei nachzugehen – und das wiederum führt zu dem ausgezeichneten Angebot, welches der öffentlich-rechtliche Rundfunk offeriert."
Zur besseren Bewertung empfehle ich Jens Wernicke-Lügen die Medien oder Studien von Medienwissenschaftler Uwe Krüger. "Frei" sind sie, solange sie nicht offensichtlich grundsätzliche(!) polit. Narrative, d.h. Regierungshandeln infrage stellen.
"Der Qualitätsjournalismus hat seinen Namen definitiv verdient." Wenn es ihn denn geben würde und er nicht nur eine partielle Erscheinung wäre. Der ÖR vermittelt bzgl. Politik ein vollkommen einseitiges Bild. Wer über verschiedene Sichtweisen informiert sein will, muss sich zusätzl. in alternativen oder ausländ. Medien informieren. Der ÖR ist zu einer parteipolit. erstickten Anstalt verkommen. Wo wird denn z.B. aktuell die Handlungs- u. Datengrundlage der Regierung betreffs jetziger Massenquarantäne hinterfragt? Eben nicht im ÖR, sondern federführend bei rubikon.news, mulitpolar-magazin.de, KenFM u.a. alternativen Medien. Aber das sind lt. Autor ja nur "Internetblogs, chronische Schwarzmaler, Esoteriker oder waschechte Verschwörungstheoretiker".
"Die Behandlungsmöglichkeiten für sehr ernstzunehmende Krankheiten verbessern sich von Jahr zu Jahr enorm. Und für komplizierte Operationen gibt es kaum ein Land mit geeigneterem Personal."
Ja logisch, nach Einführung der Fallkostenpauschale forcieren Behandlungen, die viel Geld bringen, während die allg. Grundversorung zusehends unter die Räder kommt, d.h. kaputtgespart wird.
Genauso wie die DB, die sich in einem jämmerlichen Zustand befindet und das angesichts des Klimaproblems! Aber Hauptsache: "Weltweit ist in keinem anderen Land der Weg zur nächsten Autobahn so kurz wie bei uns." Hallo??
"Da die Demokratie, also auch sämtliche betreffenden Institutionen sowie die Gewaltenteilung, hierzulande in einem einwandfreien Zustand ist, können auch dieser eine Reihe positiver Entwicklungen zugeschrieben werden. So nimmt zum Beispiel die Kriminalität stetig ab." Hier besteht keine Kausalität. Kriminalität ist nicht an den Zustand von Institutionen oder Gewaltenteilung gebunden (höchstens deren Verfolgung), sondern an sozioökonom. Gegebenheiten. Und die dt. Demokratie ist nicht nur in meinen Augen eine Fassadendemokratie, hinter der oligarchische Strukturen und Akteure per Stiftungen die Richtung vorgeben.
"Die hiesigen Universitäten genießen international einen guten Ruf". Selbst wenn, kann das nicht über die massiven Schattenseiten des Bologna-Prozesses u. der Exellentinitiativen hinwegtäuschen. Wenige profitieren auf Kosten der Breite der Hochschullandschaft, die zudem betriebwirtschaftl. immer stärker auf Drittmittel getrimmt werden, was auf eine schleichenden Privatisierung anlog des Gesundheitsbereiches hinausläuft.
Also, lieber Autor, bei aller Jugend Ihres Powi-Masterstudiums, der Artikel ist schmerzlich rosarot gefärbt. Zumal sich die Frage nach der methodischen Berechtigung einer solchen gewollten Einseitigkeit stellt.
Und liebe hpd-Redaktion: So ein Beitrag dürfte einfach weit unter dem Niveau Eurer Leser liegen. Das solltet Ihr wirklich nicht öfters machen...
Manfred H. am Permanenter Link
Jens Wernicke, KenFM als Referenzen, ach Du meine Güte...das finden Sie allen Ernstes gut??
Das nennen Sie Niveau??
rainerB am Permanenter Link
Das nenne ich eine offene Diskussionskultur über gesell. Themen, wovon sich übrigens auch der hpd mit seinem doch begrenztem Horizont (Religionskritik, Evolution, Demokratie gg.
Jedenfall werden dort die gängigen Narrative konsequent hinterfragt, auch wenn gelegentl.(!) mal in wenigen Beiträgen über ein Ziel hinausgeschossen wird. Wenn ich die kritischen Informationen der Genannten (wie auch der Nachdenkseiten nicht hätte, wäre ich von ÖR u. Leitmedien komplett verblödet, weil völlig einseitig gebrieft. Von denen wird immer nur die Oberfläche behandelt, nie wirklich tiefere Ursachen thematisiert, dafür viel mit Moral aufgeladen, um die Zuschauer/Leser besser belehren zu können.
Schauen Sie sich doch einfach mal das aktuelle Interviev mit Dietrich Murswiek Rechtswissenschaftler, Prof. em für Staats- und Verwaltungsrecht an: https://kenfm.de/am-telefon-zur-gesetzeslage-in-zeiten-der-corona-krise-dietrich-murswiek/
Und danach nennen Sie mir die Talkshow oder den Artikel in Leitmedien, wo eine solch kritische Meinung Raum bekommt?
Die oft sehr ausführliche Diskussionrunden auf KENFM sind von hoher Diskussionskultur und -inhalten geprägt. Diese Runden scheinen Ihnen ja bekannt sein, da Sie so verwundert anfragen. Wenn Sie selbst in Kennntnis dessen abwertend reagieren, ist Ihnen m.E. nicht zu helfen. Dann müssen Sie eben weiterhin die Welt durch die neoliberale, transatlantische Propagandabrille des ÖR und der privaten Leitmedien betrachten...
Manfred H. am Permanenter Link
Gestern in Monitor (https://www.ardmediathek.de/ard/player/Y3JpZDovL3dkci5kZS9CZWl0cmFnLTU1ODRlNTEzLTc5NTItNDY0ZS05MmY5LTIyMjZkMDdiMzI3Ng) waren auch die idiotischen KenFM-Artikel zu Corona ein Thema.
Soviel zum angeblichen Niveau von KenFM.
Markus Schiele am Permanenter Link
Meines Erachtens betrachtet Constantin Huber die Lage in Deutschland (ich möchte hinzufügen: das gilt für andere westliche Demokratien in ähnlicher Weise) durch ein allzu sehr rosa eingefärbte Brille.
Mir liegt es fern, Dinge schlecht zu reden – und den Punkten 1, 3, 4 und 6 könnte ich durchaus bis zu einem gewissen Grad zustimmen, aber bei den Punkten 2 und 5 muss ich Einspruch erheben; ich beschränke mich im Folgenden aus Zeitgründen jedoch auf Punkt 2:
Der öffentlich-rechtliche Rundfunk ist eine hervorragende Idee – und wir sind mit ihm tatsächlich noch besser aufgestellt als viele andere westliche Demokratien, die fast nur auf kommerzielle Anbieter beschränkt sind – aber leider hat er in den letzten 20 oder 30 Jahren einen enormen Qualitätsverlust zu verzeichnen. Zunächst kam es nach der Zulassung von Privatsendern zu einem grandiosen Wettlauf zu immer größerer Seichtigkeit und parallel dazu begann nach Ende des Kalten Krieges eine zunehmende Verengung des Meinungsspektrums: Alles was nicht dem transatlantischen Narrativ entspricht, hat kaum Chancen auf Berücksichtigung. Paternalistischer und Kampagnenjournalismus, oft fehlende Trennung zwischen Fakten und Meinung und einseitige Darstellung speziell außenpolitischer und wirtschaftspolitischer Themen bestimmen die Hauptnachrichtensendungen. ARD und ZDF schenken sich in ihrer ungesunden Regierungsnähe wenig: kaum zu substantieller Kritik fähig, verkommen sie zu Verlautbarungsinstrumenten. So schlecht wie heute stand es um die „vierte Gewalt“ selten zuvor.
Folgende Literatur empfehle ich hierzu:
Krüger, Uwe: Warum wir den Medien nicht mehr trauen. CH Beck, 2016
Teusch, Ulrich: Lückenpresse: Das Ende des Journalismus, wie wir ihn kennen. Westend, 2016
Teusch, Ulrich: Der Krieg vor dem Krieg. Wie Propaganda über Leben und Tod entscheidet. Westend, 2019
Wernicke, Jens (Hrsg.): Lügen die Medien? Propaganda, Rudeljournalismus und der Kampf um die öffentliche Meinung. Westend, 2017
Müller, Maren, et al.: Zwischen Feindbild und Wetterbericht. Tagesschau Co. – Auftrag und Realität. PapyRossa, 2019
Herman, Edward S. und Chomsky, Noam: Manufacturing Consent. The Political Economy of the Mass Media. Random House, 1988
Werner Helbling am Permanenter Link
Der Spruch stammt glaube ich von Churchill: «Die Demokratie ist die bester aller schlechten Staatsformen»
In einer wirklichen Demokratie gibt es ein Initiativ- und Referendumsrecht auf allen Stufen der staatlichen Hierarchien. Dieses System und Recht wird in allen sogenannten Demokratien von den Politikern und den dazu gehörenden grauen Eminenzen mit aller Macht verhindert.
Es gibt tatsächlich fast nur Scheindemokratien weltweit.
Dadurch resultieren z.T. die miserablen Stimmbeteiligungen. Damit wird das Volk selber zum Totengräber der Demokratie, leider! Darum kann nicht genug dazu aufgemuntert und aufgerufen werden, geht trotz allem zur Wahl! Momentan steht es ganz schlecht und die Demokratien. In einer echten Demokratie würde die Macht in den Händen vom Volk liegen!
Anonym am Permanenter Link
Finde es extrem zynisch, dass der Bürgerrechtsabbau während der Corona-Krise ständig als toller Präzendenzfall gefeiert wird.
Glaubt aber mal nicht, dass andere autoritäre Ideologen dasselbe Spiel nicht ebenfalls spielen werden. Die Nationalisten freuen sich sehr über die Grenzschließungen und die Einschränkung des internationalen Handelns, welche sie am liebsten für immer beibehalten würden. Und auf kathpress.at "argumentierte" eine katholische "Ethikerin", dass die Vernichtung der Selbstbestimmung in der Corona-Krise ein wunderbar tolles Template für die Vernichtung der Selbstbestimmung am Lebensende zu jedem Zeitpunkt abgibt (Beitrag ist leider nicht mehr frei verfügbar). Die perfide Logik: Die Leute haben jetzt bewiesen, dass sie den Verlust ihrer Bürgerrechte in Krisenzeiten hinnehmen. Lasst uns das systematisch ausnutzen, um ihren Interessen *zusätzlich* zur Corona-Kriste noch weiter zu schaden.
Monica am Permanenter Link
Hier geht bei
@anonymus
aber einiges durcheinander, Logik und Differenziertheit sind dabei ebenfalls Fremdwörter.
Eines lässt sich aber mal ganz klar sagen :
Ihre anonymen Aussagen zum Klimaschutz sind nicht nur zynisch sondern zur Krönung noch von höchster Egozentrik geprägt!
DAS schadet unserem Land und Europa am allermeisten.
Anonymous am Permanenter Link
Also keine Gegenargumente Ihrerseits. Zur Kenntnis genommen.
KayZed am Permanenter Link
Liebe hdp-Redaktion,
ich möchte euch für den Artikel von Constantin Huber ausdrücklich danken. Nicht weil ich in unserem Land alles so toll finde, sondern weil es durchaus angebracht und legitim ist, sich von Zeit zu Zeit einen Positivkatalog bewusst zu machen, um den eigenen Standpunkt zu reflektieren und sich im internationalen Vergleich zu verorten. Ich denke, dass wir trotz aller berechtigten und einschränkenden Kritik (immer noch) in einer der freiesten und wohlhabendsten Gesellschaften leben – wohlgemerkt in historischer und internationaler Relation.
Man kann zu jedem der sechs angeführten Punkte eine Menge berechtigter Kritik finden (Einige Kommentatoren haben das ja mehr oder weniger reflexhaft sofort getan.), man kann aber auch die Positivbeispiele, die sicher nicht erschöpfend sind, einfach mal so stehen lassen. Constantin Huber lässt auch in vielen anderen kritischen Einwendungen erkennen, dass er hier nicht in apologetischer Absicht unterwegs ist.
Einigen Kommentatoren würde eine Versachlichung und Differenzierung ihrer eigenen Positionen gut anstehen:
Werner kritisiert mit Recht die vielen „Scheindemokratien“ der Welt, verliert aber kein Wort zu Deutschland.
Anonym unterstellt den Einschränkungen der Bürgerrechte in der Coronakrise sofort eine perfide Überwachungslogik. Mal dahingestellt, dass es solche Ambitionen bei manchen Gruppen geben kann, wäre es doch angebracht bei aller Wachheit etwas zurückhaltender zu agieren. Wir haben bei uns keine ungarischen Verhältnisse.
Exemplarisch scheint mir in einigen kritischen Reaktionen die pauschale Kritik an den öffentlichen Medien:
Da sieht Wolfgang die Rundfunk-Beiräte von „christlichen Eiferern durchseucht“, die eine faktenbasierte Weltsicht verhinderten. Erfordert die berechtigte Kritik an der Zusammensetzung der Beiräte einen solchen Rundumschlag?
Da meint Markus, dass die öffentlich-rechlichen Medien (ÖR) zu Verlautbarungsinstrumenten der Regierung verkommen seien. Mit der Kritik an der Verflachung des ÖR durch Kommerzialisierung sowie den Kampf um Einschaltquoten im Wettbewerb mit Privatsendern gehe ich absolut konform. Trotzdem gibt es nach wie vor eine qualitativ gute Berichterstattung im ÖR. Man sollte z. B. doch hin und wieder die Reportsendungen im ARD, das Arte-Journal oder nano und Kulturzeit in 3sat anschauen.
Da ist bei Rainer der ÖR zu einer „parteipolitisch erstickten Anstalt verkommen“. Als „federführenden“ Qualitätsjournalismus nennt er an erster Stelle die Rubikon-Plattform.
Wer sich dort ein wenig umsieht, findet eine bunt zusammengewürfelte Truppe, die von linken Systemkritikern bis zu rechten Verschwörungstheoretikern reicht. Eine besonders dubiose Figur ist dort beispielsweise Ullrich Mies, von dem unter dem Pseudonym Karl Petterson folgender Satz stammt: „Der Parlamentarismus hat uns bereits 2 Weltkriege beschert. Aktuell nimmt er Kurs auf den dritten…“ (nachzulesen in psiram/science).
Wenn man mal aus aktuellem Anlass in Rubikon den Artikel über den „Wahn der Corona-Zahlen“ liest, findet man ein wildes Sammelsurium von kritischen und zweifelnden Zitaten zu den Coronastatistiken. Das mag vielleicht Balsam für die Seele von Fundamentalkritikern jeglicher Couleur sein, ansonsten hinterlässt es mehr Verwirrung als Aufklärung.
Was Qualitätsjournalismus zu einer faktenbasierten Weltsicht (hier bezogen auf Corona) beizutragen vermag, kann zur Zeit jeder exemplarisch im werktäglichen podcast von Christian Drosten, dem Chefvirologen der Charite, nachhören. Hier erfährt man sachlich, was medizinische und epidemiologische Forschung zum Thema Corona weiß bzw. noch nicht weiß und wie deren Verhältnis zur Politik aussehen kann. Das Ganze findet man auf keiner sog. alternativen Plattform, sondern – im öffentlich-rechtlichen Rundfunk, hier dem NDR.
Anonym am Permanenter Link
Leider haben Sie ignoriert, dass selbst Constantin Huber hier in diesem Beitrag die Einschränkungen der Corona-Krise nicht etwa als extrem außergewöhnlichen Ausnahmefall, sondern als Präzedenzfall für andere ideologis
Der Abbau von Bürgerrechten ist ein entropischer Prozess. Die kommen nicht mal eben so wieder zurück, wenn sie weg sind. Oder wenn, dann allenfalls nur teilweise. In 2001 nach 9/11 hat die amerikanische Regierung einen beispiellosen Überwachungsapparat aufgebaut, der als temporäre Maßnahme vermittelt wurde und heute fast ohne Abstriche immer noch in Betrieb ist.
"Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu bauen", ja und niemand hat die Absicht, hehren Politikerworten keinen Glauben zu schenken.
Ich beobachte objektv, dass der deutsche Bundesgesundheitsminister trotz Corona-Krise und dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts immer noch am Verbot von Natrium-Pentobarbital für sterbewillige Menschen festhält. Demnächst werden wir vielleicht sogar erleben, dass Menschen qualvoll sterben, weil das medizinische System überlastet ist und Triage angewendet wird und/oder das wir die nächsten anderthalb Jahre unter enormer Bewegungseinschränkung leiden werden. Das Bürgerrecht auf einen schmerzfreien, selbstbestimmten Tod haben wir hingegen immer noch nicht: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/111140/Reinhardt-Spahns-Haltung-zu-toedlichen-Medikamenten-richtig
Ihre Relativierung ist zwar faktisch korrekt, Deutschland ist heute ein besseres und freieres Land als die meisten Länder der Welt und der Menschheitsgeschichte. Das bedeutet aber nicht, dass die Zustände gut oder legitim sind.
KayZed am Permanenter Link
Ihrem letzten Abschnitt kann ich durchaus zustimmen, wobei natürlich immer noch offen bleibt was unter "gut" und "legitim" zu verstehen ist.
Ich möchte mich da eher an die faktische Entwicklung halten, als an Präzidenzfalllogiken oder die Annahme entropischer Prozesse.
Wolfgang von Sulecki am Permanenter Link
Sie (KayZed) schreiben:
" ..Erfordert die berechtigte Kritik an der Zusammensetzung der Beiräte einen solchen Rundumschlag?.. "
"erfordert" ist bestimmt das falsche Wort, wenn wir nun schon dabei sind Worte auf die Goldwaage zu legen - Sie wissen doch was damit gemeint ist, und sich an der Formulierung abzuarbeiten ist mindestens deswegen schon unverständlich, als Sie doch indirekt zugeben, dass da Einiges im Argen ist und geändert gehört.
Dies ist ja nicht der Ort sich über Einzelheiten vertieft zu äußern, hier werden in den Kommentaren stets mehr 'pauschale' Formulierungen verwendet - das liest man so selbst in ihren eigenen Zeilen.
Die Tatsache, dass " ..es nach wie vor eine qualitativ gute Berichterstattung im ÖR.. " punktuell gibt, wiegt doch nicht die Tendenz auf, die Herr Schiele so anspricht " ..Alles was nicht dem transatlantischen Narrativ entspricht, hat kaum Chancen auf Berücksichtigung .. ff. .. "
Wie nennt man das, was Sie da schreiben so schön neudeutsch? What-about-ism ...
Den Satz " ..Einige Kommentatoren haben das ja mehr oder weniger reflexhaft sofort getan.. " hätten Sie sich besser gespart, denn es spricht nicht gerade für den Wunsch nach Ausgewogenheit und Sachlichkeit der Diskussion, wenn gleich zu Anfang (fast) alle anderen Kommentatoren als vorurteilsbeladene Misanthropen dargestellt werden, die ohne Nachdenken nur 'reflexhaft' reagieren.
Zu guter Letzt:
Was hindert Sie eigentlich daran, hier unter ihrem Realnamen zu kommentieren?
Seit ich 2003 mein erstes Blog schrieb stelle ich immer wieder fest, dass Kritik unter Pseudonym oder gar dem Begriff "anonym" weitaus heftiger und manchmal unsachlich ausfällt.
Und tun Sie mir den Gefallen 'förmlich' zu bleiben, es gibt nur wenige Menschen mit denen ich 'per Du' und auf Vornamenbasis bin - das soll auch so bleiben.
KayZed am Permanenter Link
Da scheint sich ja jemand auf den Schlipps getreten zu fühlen. Kein Problem, Herr von Sulecki, ich heiße Klaus Zott, meines Zeichens Magister. Sie dürfen aber weiterhin du zu mir sagen.
Sie deshalb gleich zu einem "vorurteilsbeladene Misanthropen" zu erklären, würde mir nicht in den Sinn kommen und spricht eher für Ihre Schwarz-Weiß-Phantasien.
Also, nachdem Sie hier wohl lieber über pauschale Kategorisierungen und Tendenzen schreiben als über konkrete Sachverhalte, möchte ich meine Einlassungen hiermit beschließen.
rainerB am Permanenter Link
KayZed, auch in den alternativen Medien wird öfters mal über das Ziel hinausgeschossen, das ist richtig.
ÖR u. priavte Leitmedien liefern punktuell durchaus auch Qualitätsjournalismus. Im gesellschaftspolit. Bereich i.d.R. aber nur bis zum Punkt, bevor grundsätzliche Systemfragen berührt werden. Dann setzt das große (Ver-)Schweigen ein...
Insofern ist das Herausstellen eines Qualitätsjournalismus durch Herrn Huber Augenwischerei. Daher auch meine grundsätzliche Frage, ob eine derartige Rosinenpickerei methodisch überhaupt eine Berechtigung haben kann. Mir erscheint das ziemlich infantil, vergleichbar mit: Werden in DE nicht tolle, techn. hochentwickelte SUVs hergestellt?