Impfkritiker und vor allem Impfgegner liefen vor der Corona-Pandemie zur Hochform auf. Sie konnten ihren Einfluss laufend ausbauen, weil die Skepsis gegenüber Impfungen immer breitere Bevölkerungskreise erfasst hatte. Die Coronakrise macht jedoch deutlich, wie wichtig Impfstoffe im Zeitalter der globalen Mobilität sind. Und in Zukunft wohl erst recht sein werden.
Die Allianz der Impfkritiker und Impfgegner umfasste nicht nur die hartgesottenen Wutbürger, die in der Schulmedizin, der Pharmaindustrie, den Wissenschaftlern und vielen Politikern das klandestine Wirken geheimer Mächte sahen. Zu ihr gesellten sich vermehrt auch Esoteriker, Naturheilpraktiker, Anhänger der Alternativmedizin, Geistheiler, Gegner des Mobilfunknetzes 5G, Verschwörungstheoretiker und rechtsradikale Kreise.
Ihre Aversionen sind entsprechend unterschiedlich und vielfältig. Die Impfungen würden gefährliche Inhaltsstoffe enthalten, sagen die einen. Andere glauben, Impfungen würden Krankheiten auslösen und unter anderem zu Autismus führen. Manche behaupten, Kinderkrankheiten wie Masern seien harmlos und gehörten zur natürlichen körperlichen und geistigen Entwicklung von Kindern. Sie veranstalten Masernpartys, obwohl schon viele Kinder an Masern gestorben sind. Die Hardliner wiederum streiten schlichtweg die Existenz von Viren ab.
Den meisten gemeinsam ist, dass sie ein grundsätzliches und oft abgrundtiefes Misstrauen gegenüber der Schulmedizin, der Pharmaindustrie und der Politik hegen. Und dass sie Laien sind, sich aber als Experten fühlen. Und sich auch so gebärden. Experten, die es besser wissen als all die zehntausenden Virologen und Immunologen weltweit.
Verunsicherte Impfkritiker
Dann kam Corona. Die Pandemie hat nicht nur große Teile der Bevölkerung in Angst und Schrecken versetzt, sondern auch viele Impfkritiker. Vor allem die älteren. Und diejenigen, die unter Bluthochdruck, Diabetes, Übergewicht und Herz-Kreislaufproblemen leiden.
Denn wie alle vernünftigen Leute sehnten sie sich danach, dass rasch ein Impfstoff entwickelt werde, um das fiese Virus auszurotten. Unter ihnen die überwiegende Mehrheit des Pflegepersonals, die sich bisher standhaft weigerte, sich gegen die gewöhnliche Grippe zu impfen.
Und was macht Corona mit den hartgesottenen Impfgegnern? Nichts. Zumindest tun sie so. Für sie sind die Corona-Maßnahmen Panikmache, um die Bevölkerung unterdrücken und manipulieren zu können. Sie verhalten sich wie radikale Gläubige, deren Aberglauben entlarvt worden ist. Oder wie Anhänger einer Sekte.
Sie ergreifen die Flucht nach vorn und behaupten, es gebe gar keine Viren. Diese seien eine Erfindung der weltweiten Machtelite aus Politik, Geldadel, Pharmaindustrie, Schulmedizin und Wissenschaft.
Impfgegner leugnet die Existenz von Viren
Einer dieser Virenleugner ist der deutsche Biologe Stefan Lanka. Er versprach vor Jahren jedem, der mit einer Studie die Existenz von Viren nachweisen und deren Größe bestimmen könne, 100.000 Euro. Ein Mediziner legte ihm sechs Studien vor, doch Lanka verweigerte ihm das "Preisgeld". Der Geprellte ging vor Gericht und bekam recht. Lanka zog das Urteil weiter und wurde aus formalen Gründen freigesprochen. Der Grund: Er hatte den Nachweis in nur einer Studie verlangt.
Klare Worte gab auch der deutsche Impfgegner Hans U. P. Tolzin von sich. Angesichts der Panikmache und den "massiven Grundrechte-Einschränkungen" könne man nur zum Schluss kommen, dass "die Menschheit nun endgültig wahnsinnig geworden ist", sagte er.
In ein ähnliches Horn bläst auch Daniel Trappitsch, der Guru der Schweizer Impfgegner-Szene. Der Naturheilpraktiker vom Netzwerk "Impfentscheid" und seine Verbündeten reichten beim Bundesverwaltungsgericht eine Beschwerde gegen den Bund ein. Dieser verletze mit seinen Pandemie-Maßnahmen mehrfach die verfassungsmäßig garantierten Grundrechte der gesamten Schweizer Bevölkerung, monierten sie. Deshalb sei der Bundesrat angemessen zu bestrafen. Schon nach fünf Tagen erteilte das Gericht den Beschwerdeführern aber eine klare Abfuhr.
Trappitsch beglückte seine Anhänger außerdem mit mehreren schriftlichen Stellungnahmen. So behauptete er unter anderem, die angebliche Pandemie sei nur eine harmlose, aufgebauschte Problematik. Behörden und Medien würden "Panik und Hysterie" verbreiten, denn ein Virus sei nicht nachgewiesen. Außerdem sei es nur eine Theorie, dass sich Viren über Ansteckung verbreiten würden.
Im Newsletter des Netzwerkes vom 18. März schrieb er: "Ich sehe diese ganzen Machenschaften als Chance für die Bewusstwerdung der Menschheit. (…) Bitte vergessen Sie nicht, dass ein bewusster, freiheitsliebender und selbstdenkender Mensch so viel Potential hat wie 10.000 eingelullte schlafende 'Schafe'. Das sollte Mut und Kraft geben."
Ein paar Tage später schrieb er unter dem Titel "Die Coronakrise, die nur in den Köpfen existiert?", man könnte zum Beispiel mit einer Verstärkeranlage Audioberichte von Impfkritikern auf dem Balkon laut abspielen. Er empfahl auch, das Handy zu Hause zu lassen. "Denn es geht nun wirklich darum, unsere Freiheitsrechte zu schützen, wenn wir nicht in demselben Überwachungsstaat landen wollen wie China."
Den letzten Newsletter schrieb Trappitsch am 3. April. Dann verstummte er. Haben ihn die Zehntausenden Covid-Patienten, die im April verstorben sind, doch etwas nachdenklich gestimmt? Vielleicht. Aber die Wahrscheinlichkeit ist nicht sehr hoch. Zu vermuten ist vielmehr, dass ihm seine früheren Aussagen und "Analysen" peinlich geworden sind.
Übernahme mit freundlicher Genehmigung von watson.ch.
29 Kommentare
Kommentare
Helmut L. am Permanenter Link
Als Gegenpol empfehle ich ein Interview mit Ulrich Keil, Jahrgang 1943, ehemaliger Direktor des Instituts für Epidemiologie und Sozialmedizin der Universität Münster.
Dieses ist mit Titel "Coronavirus: Epidemische Lage von nationaler Tragweite?" auf den nachdenkseiten.de zu finden.
Umfassende und vielseitige seriöse Informationen dienen zur Aufklärung der Sachlage!
Klaus am Permanenter Link
Grundsätzlich ist es sinnvoll, alternative Sichtweisen zu empfehlen.
Zunächst finde ich im Interview mit Ulrich Keil keinerlei Hinweise zur Impfproblematik oder zur Impfkritik. Es geht wie augenblicklich so oft auf den sog. alternativen Plattformen um „Corona-Kritik“.
Herr Keil ist offensichtlich auch in die Reihe der Corona-Verharmloser einzureihen.
Dabei hebt er sich ja fast wohltuend von den Plattheiten der Viren- und Coronaleugner ab.
Aufs Erste wirkt er seriös, fast wissenschaftlich. Bei genauerer Lesart gibt es aber immer die gleiche Botschaft:
Corona ist nur eine Variante von Grippewellen und wird sich im Sommer von selbst erledigen. Die Lockdown-Maßnahmen sind unnötig bzw. übertrieben.
Keils Argumentation ist etwas geschickter als die eines Herrn Wodarg.
1. Er bestreitet gar nicht, dass das Coronavirus neu ist, stellt es aber in die Reihe der vielen anderen Corona- und Influenzaviren. Dies ist nach dem Stand der wissenschaftlichen Forschung unzulässig, weil es bei Sars-CoV-2 eben keine Grundimmunität wie bei den übrigen Viren gibt.
2. Keil behauptet, Covid-19 sei nicht tödlicher als eine normale Grippe (0,1%). Dies ist nicht endgültig geklärt, doch alle bisherigen Untersuchungen legen eine Letalität zwischen 0,4% und 0,9% nahe.(Das wäre ein 4-9-fach erhöhtes Risiko.)
3. Auch bei der Herdenimmunität (mind. 60%) zieht er den Vergleich mit der Grippewelle 2017/18 ohne zu berücksichtigen, dass es im Unterschied zu Corona bei Influenza bereits eine erhebliche Grundimmunisierung in der Bevölkerung gibt. Die Tatsache, dass auch eine Grippeimpfung das Gefährdungspotential erheblich mindert, scheint ihn wenig zu beschäftigen.
4. Ulrich Keil fordert zu Recht eine repräsentative Untersuchung der Corona-Infizierten in Deutschland. Das ist bereits geplant, aber bisher aus nachvollziehbaren Gründen schwierig gewesen (Testkapazitäten, vorrangige Verfolgung von Infektionsketten, zu geringe Durchseuchung). Gleichzeitig kritisiert er die „mangelhaft kodierten Coronatodesfälle“ und trifft wieder mal die unsinnige Unterscheidung zwischen „an“ und „mit“ Covid-19 verstorben. (Nicht mal Obduktionen lassen dies klar differenzieren.)
Diese Spitzfindigkeiten hörte man bei Grippetoten nie. Die auch von ihm genannten 25 000 Grippetoten 2017/18 sind eine auf die ganze Grippesaison (Okt-Apr) geschätzte Zahl aufgrund von Übersterblichkeiten. Getestet gab es damals ca. 1700 Grippetote (Zahlen des RKI). Demgegenüber stehen in Deutschland nach knapp zwei Monaten ca. 7000 Coronatote (trotz Lockdown) und es deuten sich jetzt schon Übersterblichkeiten an.
5. Herr Keil behauptet, dass das Coronavirus schon ab Mitte März auf dem Rückzug und deshalb der Lockdown sinnlos gewesen sei. Wer die Diskussion um die Reproduktionszahl aufmerksam verfolgt hat weiß, dass in Deutschland durch die Bilder aus Italien und die öffentliche Diskussion die Mobilität und die Sozialkontakte bereits Anfang März deutlich reduziert wurden und somit dem Lockdown voraus liefen. Das schwedische Modell der größeren Freiwilligkeit wird dort mit einem weit über dem Durchschnitt (vergleichbarer Länder) liegenden Sterberate von ca. 12% aller positiv Getesteten erkauft. Zudem ist die schwedische Wirtschaft in ähnlichem Ausmaß eingebrochen.
6. Der Epidemiologe Keil sieht kein Problem, Kinder in die Schule zu schicken, weil sie „kaum an Covid-19 erkranken“ und damit zur „Herdenimmunität beitragen können“. Dabei ignoriert er, dass nach den jüngsten wissenschaftlichen Untersuchungen (Wuhan, Charite, Genf) Kinder wahrscheinlich in vergleichbarem Ausmaß infiziert werden und andere infizieren.
Man kann mit Ulrich Keil übereinstimmen, dass Angst und Panik schlechte Ratgeber sind.
Gerade deshalb ist in diesen Zeiten eine Beratung auf wissenschaftlicher Grundlage von großer Bedeutung.
Und wenn er Herrn Drosten als einem der weltweit führenden Sars-Virologen eine „monokausale Sichtweise“ vorwirft, dann hat er wohl noch nie einen seiner mittlerweile 37 Podcasts im NDR gehört. Dort könnte er erfahren, wie man ehrlich und differenziert das kommuniziert, was die Forschung über Covid-19 weiß oder eben noch nicht sicher weiß. Das unterscheidet wohl wissenschaftlich arbeitende Epidemiologen von solchen, die in erster Linie politische Botschaften verbreiten wollen.
Deshalb, lieber Herr Helmut L., kann ich Ihrer alternativen Empfehlung (Interview mit Ulrich Keil) kaum „umfassende und vielseitig seriöse Informationen“ entnehmen.
Andreas Scholz am Permanenter Link
5. es wäre sicher hilfreich gewesen, hinuzuzufügen, dass in schweden wenig gestet wird und das die sterblichkeitsrate mit anzahl der getesteten sinkt.
6.:
"kinder erkranken kaum an corona" was sie dann damit parrieren, dass kinder sich in gleichem ausmaß infizieren.
dabei ignorieren sie, dass infektion nicht gleich erkrankung ist.
--
"Nicht mal Obduktionen lassen dies klar differenzieren" halte ich so ebenfalls für falsch.
Nicht mal Obduktionen lassen dies IMMER klar differenzieren. würde ich zustimmen.
und das ist etwas anderes.
ein paar worte zu dr. wodarg: Ich kann mir über die kompetenz von hr. wodarg kein urteil anmaßen, aber ihn in die nähe von vetrschwörungstheoretikern zu rücken, wie im zdf - morgenmagazin geschehen, oder sich in der "anstalt" lustig über seine frisur zu machen, ist komplett inakzeptabel.
das solche dinge nur die eigene glaubwürdigkeit untergraben, hat man offenbar in den redaktionstuben nicht verstanden.
Manfred H. am Permanenter Link
Testung hin oder her - aktuell ist es schlichtweg so, dass Schweden im aktuellen 7-Tage-Durchschnitt die höchste Todesfallrate aufweist: https://ourworldindata.org/grapher/daily-covid-deaths-per-million-7-day-average?
Schweden verzeichnet aktuell insgesamt 3225 Covid-19-Tote, und das in einem Land mit geringer Bevölkerungsdichte und lediglich 10 Mio. Einwohnern.
Zum Vergleich: In Deutschland sind es 7417 Tote bei 80 Mio. Einwohnern.
Andreas Scholz am Permanenter Link
ich weiß nicht, wofür die sterblichkeitsrate nach diesem berechnungsmodus überhaupt irgendeine aussagekraft hat.
ihrer einleitung nach gestatte ich mir die schlussfolgerung, dass sie dass ähnlich sehen.
ein 7 - tage durchschnitt ist eine stichprobe. stichproben sind nicht geeignet einen prozess zu beurteilen, der statistisch erfasst wird.
anders ist das mit der gesamtanzahl der toten im verhältnis zur bevölkerungszahl. hier ist eher ein kritikansatz gegeben. aber auch diese zahl kann nicht alleiniges kriterium zur beurteilung des schwedischen sonderweges sein. dazu ist die problematik viel zu komplex.
ich wage mal die prognose, dass sich im nachgang und bei möglichst neutral untersuchung, herausstellt dass sich die aussage: der schwedische sonderweg war besser oder schlechter nicht tätigen lässt.
wahrscheinlich wird so etwas dabei herauskommen:
da und da besser. an den und den stellen schlechter.
Klaus am Permanenter Link
Ihre Lesart, Schweden habe sich mit der hohen Sterbezahl eine größere Freiwilligkeit erkauft ist leider falsch (Menschen sterben zu lassen, um anderen mehr Freizügigkeit zu geben wäre menschenverachtend!).
Meine Feststellung lautete, Schwedens Weg der größeren Freiwilligkeit geht (ich hätte dazusetzen sollen „möglicherweise“, denn sicher ist hier nichts) zu Lasten einer höheren Sterberate.
Also bitte, genau lesen und keine vorschnellen Polemikvorwürfe!
Klaus am Permanenter Link
Ad 5:
Sie haben völlig recht, diesen Hinweis habe ich schon in früheren Posts gegeben.
Die absolute Sterbezahl besitzt zunächst einmal nur eine eingeschränkte Aussagekraft.
Das sollte schon zu denken geben, auch wenn eine endgültige Einschätzung des schwedischen Weges im Augenblick noch nicht zu geben ist.
Ad6:
Lesen Sie bitte den Satz vollständig. Es geht nicht allein darum, dass sich Kinder nach den letzten Untersuchungen wahrscheinlich (!) in gleichem Ausmaß infizieren, sondern vor allem auch andere (Erziehungspersonal, Eltern, Großeltern) anstecken können (gerade, weil sie meistens keine Symptome zeigen).
Hans Trutnau am Permanenter Link
Habe mir das Interview in voller Länge 'gegönnt'; lesens- und hörenswert! Danke für den Tipp. Endlich mal ein erfahrener Epidemiologe; hätte viel früher gehört werden sollen.
Was mich seit Wochen irritiert, ist, dass anfangs bei uns gesagt wurde, die Reproduktionszahl müsse unter 1 gesenkt werden (was sie seit vielen Tagen ist) und die Verdopplungszeit auf über 14 Tage gestreckt werden (was sie seit Wochen ist; inzwischen beträgt sie über 100 Tage).
Aber nun sind wir ja auf dem Weg der Öffnung; der neue Schwellenwert von 50 neuen Fällen pro Woche und 100.000 Einwohner eines Kreises ist ein gewisser Fortschritt.
Bzgl. meines Rheingau-Taunus-Kreises bin ich da ganz guter Dinge; halte mit Maske Abstand und wasche mir die Pfoten, nachdem ich außer Haus war.
Klaus am Permanenter Link
Eigenartig, dass Sie so lange auf einen „erfahrenen Epidemiologen“ warten mussten.
Wäre interessant, aufgrund welcher Aussagen von Herrn Keil Sie zu dieser Einschätzung gelangen.
Herr Keil reiht sich weitgehend ein in die von wenigen, dafür umso lauter vertretenen
Randpositionen eines Herrn Wodarg oder Bhakdi:
Wenn die Coronakrise immer noch und wieder mit einer normalen Grippe verglichen wird, ist das nach dem aktuellen Wissensstand der überwiegenden Mehrheit aller Epidemiologen eine klare Verharmlosung. Ich will meine Argumente meines vorigen Posts hier nicht wiederholen.
Ergänzend sei hier nur noch Keils lockerer Umgang mit den Zahlen früherer Grippewellen bzw -pandemien erwähnt. Für die Hongkong-Grippe (1969) setzt er gleich mal 1-2 Millionen Tote an, wohlgemerkt alles Schätzungen. Andere gehen von 500 000 aus.
Mit den Corona-Toten geht er dagegen äußerst skeptisch um, auch wenn ernstzunehmende Vergleiche bislang gar nicht anzustellen sind. Die ersten Monatsstatistiken zur Übersterblichkeit zeigen jedoch, dass die tatsächlichen Sterbefälle wahrscheinlich sehr viel höher liegen als die offiziellen Zahlen. In der Lombardei lag die Übersterblichkeit im März in einigen Regionen zwischen dem 3- und 6-fachen über den langjährigen Monatsschnitten.
Scheinbar haben Sie ein Problem mit der Verdopplungszeit und der Reproduktionszahl.
Erstere ist am Beginn einer Pandemie (bei exponentiellem Wachstum) aussagekräftiger.
Letztere trifft die Einschätzung beim Abflachen der Kurve zutreffender, allerdings nur in Verbindung mit der Zahl der Neuinfektionen. Wen das genauer interessiert, der kann das in verschiedensten Wissenschaftsplattformen oder Zeitungen nachlesen.
Eine Grundproblematik ist leider nicht zu umgehen. Die seriöse wissenschaftliche Forschung befindet sich gerade in Bezug auf Covid-19 in einem laufenden Prozess des Erforschens und Schließens von Wissenslücken. Das irritiert manche Menschen, die einfache, schnelle Antworten haben wollen. In diese „Marktlücke“ springen dann die in Ihren Augen „erfahrenen“ Epidemiologen, welche die gegenwärtige Entwicklung medizinisch und politisch auf die griffige Formel bringen:
„Alles übertrieben, Panikmache und Hysterie.“
Hans Trutnau am Permanenter Link
Keils Erfahrung schätze ich aus seiner Vita ein; kann aber sein, dass ich da völlig falsch liege; kann aber auch sein, dass Sie die nicht vollends zur Kenntnis genommen haben.
Über den "Umgang mit den Zahlen" unterhalten wir uns am besten nochmals in 1-2 Jahren.
Und "mit der Verdopplungszeit und der Reproduktionszahl" habe ich keineswegs ein Problem - nur mit deren unkritischen und sensationsheischenden Adressierung in den Nachrichten. Mit exponentiellen Verläufen kenne ich mich (schon rein aus meiner beruflichen Historie, wenn auch nicht als Epidemiologe) recht gut aus.
Aber eine "Grundproblematik ist leider nicht zu umgehen" - wer eine Massenhysterie nicht wahrnehmen kann oder will (und ignoriert), übersieht offenbar die stattgefundene Hysterie. Panik-Hamsterkäufe von Klopap, Nudeln und selbst von Brot oder Mineralwasser sind da ein untrügliches Indiz. - Ich will da "einfache, schnelle Antworten" auch ganz sicher nicht haben, wie Sie mir anscheinend unterstellen wollen. Ich will Wissenslücken schließen. Dazu erscheint mir eine breitgefächerte Interdisziplinarität mehr denn je geboten.
Klaus am Permanenter Link
Ich will die fachliche Qualifikation der sog. Alternativ-Experten wie Herrn Keil, Wodarg oder Bhakdi in ihrem jeweiligen Bereich gar nicht in Frage stellen.
Auffällig sind aber folgende Aspekte:
Keiner dieser Experten hat eine wissenschaftliche Expertise in Bezug auf die Virenforschung, insbesondere die Corona-Forschung vorzuweisen.
Keiner dieser Experten veröffentlicht seine „Erkenntnisse“ oder Einschätzungen in Fachartikeln oder wissenschaftlichen Beiträgen.
Keiner dieser Experten zeigt ein Interesse mit aktuellen Corona-Forschern bzw. Instituten in einen wissenschaftlichen Diskurs zu treten.
Allen reicht es offensichtlich ihre statements in schnellen Interviews auf den sog alternativen Plattformen oder in Youtube-Videos (in zum Teil dubiosen Kanälen) zu veröffentlichen. Dort treffen sie auf ein williges Publikum, dem Corona schon lange oder jetzt langsam auf den Geist geht.
Dass die Zahlen um die Corona-Pandemie nicht immer klar kommuniziert wurden, stimme ich Ihnen gerne zu.
Aus den Klopapier-Hamsterkäufen zu Beginn der Krise eine „Massenhysterie“ abzuleiten halte ich für reichlich überzogen. Im Gegenteil, ein Großteil der Menschen reagierte sehr vernünftig.
Ihre Relativierungen („Wissenslücken schließen“) sind ehrenwert und eine gute Grundlage für eine offene Diskussion. Gerade deshalb verwundert es mich, dass Sie zu den inhaltlichen Aussagen von Herrn Keil keine Stellung beziehen und seine Botschaft so begeistert aufnehmen („hätte viel früher gehört werden sollen“).
Da drängt sich der Verdacht auf, dass Keils Bagatellisierungen (Corona ist einer von vielen „schillernden“ Influenza-Viren, die sich in einer schwachen Grippesaison halt mal in den Vordergrund gedrängt haben.) einfach Ihre Gefühlslage trifft.
Damit will ich es mit weiteren inhaltlichen Einwendungen gut sein lassen.
Hans Trutnau am Permanenter Link
Ich bin ja nun weiß Tok nicht allein mit der Forderung nach Interdisziplinarität, zu der in diesem Fall neben Virologen unzweifelhaft auch Epidemiologen, Mathematiker, Soziologen, Verfassungsjuristen etc.
Aber Sie können das alles weiterhin als irrelevat zu diffamieren und ihre systemkonforme Agenda durchzusetzen versuchen, wie Sie das hier seit einigen Wochen mit Ihren m.E. doch etwas stereotypen Kommentaren praktizieren. Das ist dann aber leider nur recht durchsichtig - und ganz offensichtlich nicht nur für mich.
Andreas Scholz am Permanenter Link
"nun weiß Tok" anstatt "nun weiß gott" super. dass hätte mir einfallen sollen.
wenn ich das auch benutze, muss ich dann einen urheberrechtsstreit fürchten?
:-)
Hans Trutnau am Permanenter Link
Iwo, kein Urheberrechtsstreit!
Ich habe das auch nur (als nicht auf meinem Mist gewachsen) zitiert; es ist eine Reminiszenz an Martin Mahners Buch 'Naturalismus' (S. 100); sprang mir ins Auge.
Klaus am Permanenter Link
Ihre Forderung nach Interdisziplinarität kann ich nur unterstützen. Das geschieht schon seit einer Weile z. B.
Dass Sie der deutschen Politik vorwerfen quasi „vorsätzlich unzählige Existenzen an die Wand zu fahren“ ist schon starker Tobak, denn es unterstellt, die Politiker hätten ohne wirklichen Grund gehandelt und gegen die massiven wirtschaftlichen Auswirkungen nichts unternommen.
Was würden Sie denn vorschlagen, welche Reaktionen - in Bezug auf die Pandemie-Ein-dämmung und das Abfedern der wirtschaftlichen und existentiellen Folgen - wären ausgewogener gewesen?
Es wäre auch interessant zu erfahren, wo ich die zweifellos massiven ökonomischen und sozialen Folgen dieser Pandemie als „irrelevant diffamiert“ hätte.
Also Herr Trutnau, inwieweit meine (vorwiegend) epidemiologischen Ausführungen „stereotyp“ sind, will ich den Lesern überlassen. Ob Sie meine Argumentation als systemkonform empfinden, ist für mich ohne Belang. Es geht um das inhaltliche Problem, wie unsere Gesellschaft angemessen auf die Corona-Pandemie reagiert.
Außer, dass Sie einige Grundpräferenzen („Corona-Hysterie“, Systemkritik) erkennen ließen, vermisse ich eine sachbezogene Auseinandersetzung, zu der ich Sie auch hinsichtlich der Einschätzung von Herrn Keil aufgefordert habe. Begriffe wie „systemkonform“ oder „stereotyp“ sind wenig hilfreiche Etiketten, sie führen inhaltlich ins Leere.
Ich gewinne aus Ihren Posts langsam den Eindruck, dass Sie eine solche Diskussion gar nicht beabsichtigen und sich lieber mit Grundpositionierungen zufriedengeben.
Hans Trutnau am Permanenter Link
Macht gar nichts, werter Herr Klaus NN; ich verweise bzgl. "langsam den Eindruck" gerne auf den nachfolgenden Kommentar von Andreas Scholz (vom 15. Mai 2020 - 12:53); nur zum Beispiel.
Viel Spatz noch.
@Andreas Scholz: 'Spatz' anstelle von 'Spaß' ist (anders als Tok statt Gott) kontextual nun wirklich von mir - aber auch ohne einen Urheberrechtsstreit zu befürchten*; ich habe das nur annähernd zweckentfremdet aus dem Chorlied "Montag nach Schützenfest..." ('... ist Sonntag für Spatzen' - die ihren Spaß daran hatten, Überbleibsel aufzupicken) aus dem gigantischen Bauernkalender für vierstimmigen Männerchor von Fritz Graßhoff und Siegfried Strohbach; kennt nur fast niemand.
*Streit schon deswegen nicht, weil beide Genannten inzwischen verstorben sind.
Sry, ist OT; aber erläuternd (ich hatte immerhin mehrfach Gelegenheit, an der Aufführung des Bauernkalenders aktiv teilzunehmen).
Klaus am Permanenter Link
Sehr wohl Herr Trutnau, es wird langsam Zeit dieses Geplänkel zu beenden.
Es wäre nun zu viel der Mühe eine Diskussion führen zu wollen, wenn der (die) Partner sich mit schnellen statements zufriedengeben und wiederholte Aufforderungen zu inhaltlichen Begründungen mit Polemik- bzw. Diffamierungsvorwürfen oder Ironie kontern.
Da befinden Sie sich mit einigen Gleichgestrickten hier in guter Gesellschaft. Wo die „genügend ähnlichen Kommentare" sind, überlasse ich Ihrer Phantasie.
Auch Ihnen weiterhin viel Spass beim Posten.
Andreas Scholz am Permanenter Link
"Ich will die fachliche Qualifikation der sog. Alternativ-Experten..."
eine polemische und vor allem abwertende einleitung. danach braucht man nicht weiter zu lesen.
@redaktion: könnte sein, dass das hier aufgrund eines pc - absturzes eine dopplung ist.
bitte dann den zweiten kommentar zu sperren.
Klaus am Permanenter Link
Was ist daran polemisch, dass ich die "fachliche Qualifikation" von Herrn Keil u.a. nicht in Zweifel ziehe.
Als "alternativ" bezeichne ich sie deshalb, weil sie sich vom weltweiten mainstream der wissenschaftlichen Coronaforschung abgrenzen und ihre Sichtweisen nicht in die Wissenschafts-Community einbringen, sondern vorwiegend auf "alternativen" Plattformen veröffentlichen. Das mag völlig legitim sein, sollte aber nicht mit den inzwischen fast täglich neu erscheinenden Fachbeiträgen und Forschungsergebnissen zur aktuellen Corona-Forschung auf die gleiche Ebene gestellt werden.
Ich halte mich im Zweifelsfalle in dieser mittlerweile oft von Positionsstreitigkeiten geprägten Corona-Diskussion lieber an (halbwegs zuverlässige) wissenschaftliche Ergebnisse als an Meinungsbekundungen.
Und wenn Sie schon nach meinem ersten (wohl missverstandenen) Satz nicht mehr weiterlesen wollen, kann ich daraus nur schließen, dass Sie einen inhaltlichen Diskurs über die Aussagen der alternativen Experten nicht führen wollen.
Ich würde zu meinen (zweifellos bruchstückhaften) bisherigen Stellungnahmen statt Vorhaltungen gerne mal inhaltliche Argumente hören, über die man sich austauschen und streiten kann.
hj_allemann am Permanenter Link
Hugo Stamm lästert über viele Menschen, dass "sie Laien sind, sich aber als Experten fühlen. Und sich auch so gebärden.
Ist Hugo Stamm der Experte, der es in Wirklichkeit besser weiß als die zehntausenden Virologen und Immunologen? Werden wir hier endlich über den wissenschaftlichen Stand bezüglich Corona aufgeklärt?
Leider nein. Seine Expertise als Schweizer Journalist bezieht sich offensichtlich darauf, Esoteriker, Virenleugner, Impfkritiker, Rechtsradikale etc. und Menschen, die sich gegen Versuche, die Demokratie zu unterhöhlen, in einen Topf zu werfen.
Mit dieser Expertise hat er sicher gute Aussicht, einen Job bei BILD zu bekommen. Auch dort und in entsprechenden Gazetten findet man den gleichen Versuch, die Argumente all der Experten, unter denen sich auch Nobelpreisträger befinden, und die sich kritisch mit der Corona-Panik auseinandersetzen, durch Verleumdung zum Schweigen zu bringen.
Ich suche im HPD gute Beiträge zu Fragen des Glaubens und der Wissenschaft. Warum finde ich hier so einen rufmörderischen Artikel?
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Dummheit und Stolz wachsen auf einem Holz und sind nahezu unausrottbar.
Vielleicht bildet sich ja irgendwann ein Virus, der nur solche Menschen befällt,
Uwe Andreas Zind am Permanenter Link
Kommt darauf an, wogegen geimpft wird. Während Impfungen gegen Masern etc. bewährt und effektiv sind, ist dies bei Viren weniger der Fall. Also: Kein Halleluja für die Impfung.
Manfred H. am Permanenter Link
"Während Impfungen gegen Masern etc. bewährt und effektiv sind, ist dies bei Viren weniger der Fall."
Masern wird vom Masern-VIRUS hervorgerufen. Und gegen das wird geimpft.
Rein interessehalber: Was dachten SIE eigentlich, sei der Auslöser von Masern?
Markus Stüker am Permanenter Link
Jetzt bin ich verwirrt. Soweit ich weiß wird auch Masern durch einen Virus ausgelöst. Genauso wie bei Pocken die auch durch Viren ausgelöst werden. In beiden Fällen hat sich die Impfung bewährt.
Assia Harwazinski am Permanenter Link
Die Pocken sind das beste Beispiel für die absolute Sinnhaftigkeit von Schutzimpfungen; sie wurden weltweit ausgerottet, nachdem viele Menschen daran gestorben waren.
Andreas E. Kilian am Permanenter Link
Wer sich sachlich über die Folgen von Impfungen informieren möchte, bekommt gute Hinweise, wenn es um Verbraucherschutz geht.
Bei Immunkastrationen gegen den Ebergeruch (z.B. improvac, Firma Zoetis) haben 10 Prozent der Tiere bis zu 6 Wochen extreme Entzündungen an der Einstichstelle, ca. 1% der Tiere sterben an der Impfung. Hinzu kommen Autoimmunerkrankungen, insbesondere in den Hüftgelenken und an den Sehnen, was jedoch bei nur 182 Tagen Lebensdauer der Schweine in Kauf genommen wird.
Verursacher der Begleiterscheinungen sind die Booster, die die Immunreaktionen beschleunigen sollen, jedoch so unspezifisch sind, dass das gesamte Immunsystem Amok läuft und auch gegen den eigenen Körper reagiert.
Auch Impfstoffe für den Menschen enthalten solche Booster und Adjuvantien, die je nach Sensitivität des individuellen Immunsystem recht unterschiedliche Folgen für den Organismus haben können. Gefährlich sind Booster und Adjuvantien insbesondere für Personen, die regelmäßig Sport betreiben und häufiger kleine Verletzungen und Überbeanspruchungen haben. Auch diese Entzündungen werden unspezifisch geboostet und durch Autoimmunität entstehen sehr leicht chronische Schäden.
So ungefährlich, wie der Autor betont, sind Impfungen also keinesfalls, zumal jedes Immunsystem unterschiedlich darauf reagiert. Es sollte immer (!) jeder Person frei gestellt bleiben, welche Eingriffe sie an ihrem Körper zulässt.
Eine vollständige Impfung der gesamten Bevölkerung ist sowieso nicht notwendig, da die Ausbreitungsdynamik einer Pandemie gestoppt werden kann, wenn alle Hubs (ca. 1 Prozent der Bevölkerung, die die Cluster verbinden) auf natürliche Weise oder durch Impfung bereits immun sind.
Hans Trutnau am Permanenter Link
Die Pandemie hat "große Teile der Bevölkerung in Angst und Schrecken versetzt".
Aber für hartgesottene Impfgegner "sind die Corona-Maßnahmen Panikmache".
Etwas mit der heißen Nadel gestrickt, der Artikel.
Helmut L. am Permanenter Link
Unter dem Titel "Dr.
Auslöser dieses Interviews war sein Leserbrief "Gedanken eines altgedienten Hausarztes zu Covid-19".
Er verteidigt durchaus differenzierte vorbeugende Impfungen, verliert aber zum Glück nicht die Gesamtzusammenhänge aus den Augen!
Sehr hörens- und lesewert!
Karl-Heinz Büchner am Permanenter Link
Prognosen sind vor allem dann problematisch, wenn sie die Zukunft betreffen.
Diese Pandemie ist noch lange nicht vorbei und wer politisches Vabanque-Spiel wie in diesen Ländern und jetzt auch in weiteren wie Russland oder Brasilien auch für Deutschland befürwortet, handelt in hohem Maße unverantwortlich.