In den nächsten Wochen will die Bildungsdeputation Empfehlungen für den Bau und Betrieb von zahlreichen neuen Kindergärten in Bremen beschliessen. Mit dabei ein Kindergarten der "Christlichen Kitas e. V." (CEKIS) mit vier Gruppen im Stadtteil Oslebshausen. CEKIS ist der Verbund der Kindergärten der evangelikalen Pfingstgemeinden in Bremen. Die Kindergärten dienen den christlichen Fundamentalisten als Missionierungseinrichtungen für die Gewinnung von Nachwuchs und Sympathiewerbung im Stadtteil.
Neu ist diese Entwicklung nicht. Um ein umfassendes Netz der Indoktrination schon vom Kindesalter an zu organisieren, drängen die Evangelikalen auf den Betrieb von christlichen Kindergärten und christlichen Schulen. 15 evangelikale Kindergärten und zwei Schulen gibt es bereits. Bibellesungen, christliche Geschichten und Kirchenbesuche stehen in den Gruppen auf dem wöchentlichen Programm. Dies ist nachzulesen auf den Webseiten von CEKIS, deren Dachverband, dem Sozialwerk der freien Christengemeinde und bei den Pfingstkirchlern selbst. Mission ist die wichtigste Aufgabe der bibeltreuen Freikirchler.
Die pikante Spitze ist jedoch, dass die Kindergartenplätze aus Steuergeldern aller Bürger*innen der Stadt Bremen finanziert werden. Damit werden allgemeine Steuergelder für den Missionsbetrieb der Evangelikalen aufgewendet. Zahlreiche Eltern, die mit Kirchen und insbesondere mit Evangelikalen nichts im Sinne haben, werden aufgrund der knappen Kindergartenplätze genötigt, ihre Kinder in die Obhut der Evangelikalen zu geben.
Welches Gedankengut bei den Betreibern des geplanten Kindergartens besteht, lässt sich aus den Dokumenten des Dachverbandes der deutschen Pfingstkirchen ersehen.
Der Theologische Ausschuss des Bundes Freikirchlicher Pfingstgemeinden (BFP), Erzhausen, textete 2013:
"Aus dem biblischen Leitbild der Ehe ergibt sich, dass sie als exklusiver, lebenslanger und unauflöslicher Bund von einem Mann und einer Frau den Rahmen für Sexualität darstellt und alle anderen sexuellen Aktivitäten nicht von der Bibel legitimiert werden. (…)
Das Verständnis von Homosexualität als einer Schöpfungsvariante ist der Bibel fremd. Sie kennt auch keine homosexuelle Identität, sondern nur homosexuelles Verhalten, das ausnahmslos als sündhaft und nicht im Einklang mit einer gottgefälligen Lebensordnung gesehen wird."
Dies sind die gleichen Auffassungen, die auch der evangelikale Prediger Olaf Latzel vertritt, von dem sich viele Politiker*innen berechtigterweise distanzieren.
Bitter ist nur, dass vielen politisch Verantwortlichen für die Bildungspolitik dieser Stadt der Charakter der christlichen Fundamentalisten nicht bewusst ist, wenn sie die Planung neuer Kindergärten organisieren. Der Geschäftsführer des Sozialwerks der Pfingstgemeinden, Bonkowski, dem die Kindergärten angeschlossen sind, gehört auch dem Vorstand der Evangelischen Allianz, dem Dachverband der Evangelikalen in Bremen an.
Noch ist Zeit, dieses missionarische Projekt zu verhindern.
21 Kommentare
Kommentare
Rene Goeckel am Permanenter Link
Wenn die betroffenen Eltern das stört, müssen sie auch etwas dagegen unternehmen und nicht nur phlegmatisch jammernd zuschauen. Was gäbe es für einen Aufschrei wenn etwa Scientology einen Kindergarten planen würde.
A.S. am Permanenter Link
In Bremen regiert einen Koalition aus SPD, B90/Grüne und der Linken.
Eigentlich sollte die Ablehnung eines solchen KiGa-Trägers zu erwarten sind. In Bremen jedoch sind diese Parteien erheblich evangelikal unterwandert.
Die Unterwanderung von politischen Parteien durch extreme religiöse Gruppen sollten alle Demokraten sorgfältig kritisch beobachten, insbesondere die Parteiführungen.
Rene Goeckel am Permanenter Link
Das ist genau das Problem. Nicht "beobachten", sondern laut werden!
A.S. am Permanenter Link
Gläubige haben das Recht, sich demokatisch zu engagieren. Da verbietet sich eine Pauschalverurteilung.
Erst wenn ein politisches Mandat zur Förderung von Religionsgemeinschaften missbraucht wird, ist action angesagt. Das meine ich mit "Beobachtung".
Hans Trutnau am Permanenter Link
Ich denke, dass nicht nur die etablierten Parteien, sondern speziell deren Partei-*Führungen* religionitisch durchseucht ('unterwandert') sind; damit ist kein guter Staat zu machen.
A.S. am Permanenter Link
Lieber Hans,
die Unterwanderung hat vor längerer Zeit an der Parteibasis begonnen und hat sich über christliche Seilschaften bis in die Spitze hochgearbeitet.
CDU/CSU waren seit Gründungstagen von Kirchen-Marionetten geführt, bei den Grünen haben nach wenigen Jahren Kirchen-Marionetten die parlamentarische Führung (wo die Macht ist) übernommen.
Die SPD ist seit dem Godesberger Programm Jahr um Jahr mehr "auf die Kirche gekommen" (Johannes Rau, Manfred Stolpe, Andrea Nahles).
Die christliche Unterwanderung der "Linken" macht große Fortschritte (Ramelow).
In meiner Partei, der FDP, ist der Machtkampf im vollen Gange.
Hans Trutnau am Permanenter Link
Ja, liebe Anja, wem sagst du das!?
Kaum zu glauben, oder?
A.S. am Permanenter Link
Lieber Hans,
soweit ich weiß war die Öffnung zu den Kirchen hin im Godesberger Programm aus der Überlegung heraus gekommen, neue Wählerschichten für sich zu gewinnen. Das hat ja auch gut funktioniert und die große Koalition 1969 wäre sonst kaum zu Stande gekommen.
Den Preis, den die SPD dafür zu zahlen hatte sieht man jetzt erst: Christenseilschaften bis in die Parteispitze, ein eingeschworen sein auf "Religion ist für die Menschen bereichernd und man darf Religion nicht kritisieren" und die Umschaltung der Sozialpolitik von "emanzipierend" auf "paternalistisch-versorgend". So, wie sich die christliche Soziallehre "sozial" halt vorstellt.
Mein Haltung kennst Du ja: "Religion bereichert nur die Kirchen bzw. andere religiöse Organisationen und MUSS kritisiert werden."
Deine Anja
Hans Trutnau am Permanenter Link
Tja, Anja; ist schon ein Kreuz mit der SPD. Und die Laizisten haben kein Platz in ihr.
August Bebel rotiert gerade im Grab...
Paul München am Permanenter Link
1969 wurde die SPD/FDP-Koalition gebildet, aber nicht die "große" Koalition.
A.S. am Permanenter Link
Herr Münch, Sie haben Recht: Die große Koalition wurde 1966 gebildet.
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
"Die pikante Spitze ist jedoch, dass die Kindergartenplätze aus Steuergeldern aller Bürger*
Den Kirchen ist das egal, Hauptsache alle bezahlen die Indoktrination ihrer Kinder um diese weiterhin mit den Ansichten des Mittelalters zu verdummen und freies Denken zu
verhindern.
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Ach da fällt mir doch noch etwas ein zum Thema Homosexualität, da müsste doch unser
A.S. am Permanenter Link
Lieber Herr Baierlein,
haben Sie schon mal über die Möglichkeit "religiöser Erpressung" bzw. religiöser Erpressbarkeit" nachgedacht?
Ich weiß nicht, ob es das in der Praxis gibt. Es könnte in etwa so funktionieren: "N.N., Deine Homosexualität ist eine schwere Sünde. Aber Du kannst diese Sünde durch besonderen Einsatz für den Glauben an Gott und die Befolgung seiner Gebote an anderer Stelle wieder gut machen, z.B. in dem Du viel öffentliches Geld für die Kirche ran schaffst oder die Legalisierung der Sterbehilfe hintertreibst."
Die Kirchen haben schon immer versucht, den Menschen ein schlechtes Gewissen zu machen und sie anschließend mit der Verheißung vom "ewigen Leben im Paradies" zu manipulieren.
Roland Fakler am Permanenter Link
Im Kindergarten beginnt die Vermatschung der Gehirne, d.h. die Erziehung zur Irrationalität.
Kathi am Permanenter Link
Warum starten wir als Konfessionsfreie nicht einmal eine Petition an die EU, dass einmal die Problematik der Privilegien religiöser Institutionen und die fehlende Neutralität eines Staates dort auf den Tisch kommt.
Starten wir Petitionen dagegen.
Marianne Mauch am Permanenter Link
Hallo Kathi, starte doch einfach eine, ich unterschreibe. M. E. wäre das übrigens eine Anregung für basta (https://staatsleistungen-beenden.de/).
Rene Goeckel am Permanenter Link
Das Thema ist riesig. Wie will man da einen Titel/About für die Petition finden?
Heinz Harald am Permanenter Link
Ich habe keinen Fernseher und muss trotzdem für ARD und ZDF bezahlen.
Rene Goeckel am Permanenter Link
Heinz, Sie zahlen nicht für ARD und ZDF, Sie zahlen für die Infrastruktur, die Rundfunk und Fernsehen überhaupt erst ermöglichen.
Marianne Mauch am Permanenter Link
Äähmmm, naja, ob die Erziehung da wirklich besser gelingt, sei dahingestellt. Definitiv ist es aber so, dass da unsere ausländischen und andersgläubigen Mitbürger eben in aller Regel nicht vertreten sind.