Schlappe für homophobe Kirchenmänner

In Gabun ist Homosexualität wieder erlaubt

Schwule und Lesben in Gabun müssen nicht mehr mit dem Gefängnis rechnen. Das Parlament in dem westafrikanischen Staat votierte Ende Juni für eine Abschaffung des Homosexualität-Verbots. Doch bis zuletzt hatte eine Gruppe von Priestern versucht, die Legalisierung zu kippen.

Die beiden Kammern des Parlaments waren sich einig. Nachdem bereits die Nationalversammlung mit 48 Ja-Stimmen, 24 Nein-Stimmen und 25 Enthaltungen klar für die Straffreiheit entschieden hatte, folgte wenig später auch der Senat mit 59-mal Ja, 17-mal Nein und 5 Enthaltungen.

Bevor das Gesetz durch Unterschrift von Präsident Ali Bongo Ondimba in Kraft trat, ereiferte sich die Vereinigung der Diözesanpriester von Gabun (ADPG) in einem Schreiben an das Staatsoberhaupt gegen die Änderung. In der gleichgeschlechtlichen Liebe sehen sie eine "billige, invasive hedonistische Kultur", die "das kollektive Gewissen unserer Landsleute" beleidige. Als Begründung klammern sie sich an die Bibel, nach der Gott die Menschen als Mann und Frau erschaffen habe. Und für den Fall einer Legalisierung halluzinierten sie ein absurdes, in homophoben Kreisen dennoch verbreitetes Dammbruch-Szenario: "Heute wird Homosexualität und morgen Pädophilie gefeiert."

Dabei richte sich die ADPG natürlich nicht gegen Homosexualität, wie die Priester in ihrem Brief voller Eifer erklären. Man mag sogar ihrer Behauptung zustimmen, dass gleichgeschlechtliche Liebe und Sexualität keine Sache freier Entscheidung sind. Anders sieht es jedoch aus, wenn sie Homosexualität als "Ergebnis unglücklicher Umstände" betrachten, etwa von "Verletzungen in der Kindheit, Umwelteinflüssen und des Drucks von Lobbygruppen".

Gabun gehört zu den wenigen afrikanischen Staaten, die bereits 2008 die UN-Konvention zur Legalisierung von Homosexualität unterzeichnet haben. Trotzdem ist die Stimmung im Land von Homophobie geprägt. Das Auswärtige Amt weist darauf hin, dass große Teile der Bevölkerung offene Bekenntnisse zur Homosexualität als Verstoß gegen die guten Sitten betrachten. Etwa die Hälfte der Bevölkerung ist katholisch, 40 Prozent bekennen sich zu protestantischen Gruppen, 10 Prozent zum Islam.

Das Verbot war im Juni 2019 eingeführt worden. Weshalb es schon nach etwas über als einem Jahr wieder fällt, darüber gibt es lediglich Spekulationen. Es wird vermutet, dass westliche Länder mit einer Senkung der Entwicklungshilfe gedroht hatten, wenn das Gesetz weiter bestehen bleibt.

Kritiker sahen das Strafgesetz als Einfallstor für Korruption und Polizeiwillkür im Land. So berichtet der LGBTI-Aktivist Davis Mac-Iyalla von dem Fall zweier Männer, die wegen gemeinsamer sexueller Handlungen verhaftet wurden. Um wieder freizukommen, mussten sie den Beamten ein Bestechungsgeld zahlen.

Derzeit gilt Homosexualität in 69 Ländern, darunter viele Staaten Afrikas, als Verbrechen. 2019 hatten zuerst Angola, dann Botswana die jeweiligen Paragrafen aus den Gesetzbüchern gestrichen.

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