Sie zeigen ihren Modestil, posieren mit Keksen, Autos und Freundinnen oder posten satirische Videos. Für viele sind Influencerinnen bei Internet-Plattformen wie Instagram oder TikTok Vorbilder. Daran stört sich die ägyptische Regierung, die einige junge Frauen verhaften und für ihre vermeintlich unsittlichen und ausschweifenden Veröffentlichungen verurteilen ließ. Die Bandbreite der Vorwürfe, die im Rahmen einer Kampagne gegen den Einfluss aus dem Netz erhoben wurden, reichten vom Erstellen unsittlicher Videos bis zum Menschenhandel. Im Netz regt sich Widerstand.
Die Influencerinnen Haneen Hossam und Mawada al-Adham sowie vier weitere Frauen, die ihre Internet-Auftritte unterstützen, sind in den letzten Monaten festgenommen und nun zu jeweils zwei Jahren Haft und einer Geldstrafe von 300.000 ägyptischen Pfund (knapp 16.000 Euro) verurteilt worden.
Den Netz-Berühmtheiten – die jeweils Tausende bis gar Millionen Fans im Internet finden konnten – sowie ihren Unterstützerinnen wurden unterschiedliche "Verbrechen" vorgeworfen, die von der Veröffentlichung unsittlicher Videos, die dazu geeignet seien, die Werte und Prinzipien der ägyptischen Gesellschaft zu verletzen und die öffentliche Moral zu stören, bis hin zum Menschenhandel reichten.
Konkret geht es zum Beispiel um Videochats, die einige der Frauen mit Männern führten und die womöglich sexuelle Inhalte gehabt haben sollen, den Aufruf Haneen Hossams an Mädchen, mit ihr zusammen im Internet Geld zu verdienen, der als Aufruf zu Menschenhandel gewertet wurde, und satirische Videos, die al-Adham beim Videoportal TikTok verbreitet hatte.
Die Bestrafung der jungen Frauen erfolgte im Rahmen einer Regierungskampagne, die gegen vermeintlichen Sittenverfall, den Bruch mit Traditionen und Ausschweifungen, vorgehen soll. Im Rahmen dessen forderten ägyptische Abgeordnete gar, TikTok in Ägypten zu sperren, da dort Nacktheit und Unmoral propagiert werde.
Im Internet wehren sich vor allem junge Menschen mit Tweets, Posts und einer Petition, die bereits über 5.000 Unterschriften sammeln konnte, gegen das Vorgehen der Regierung. Meinungsfreiheit ist für sie ein hohes Gut. Und während natürlich Minderjährige vor gefährlichen Lockangeboten über schnelles Geld vor Ausbeutung und Missbrauch geschützt werden müssen, lässt sich ein Sittenverfall durch bunte Fotos und Netzclips zu Mode, Make-up oder Tanz kaum erkennen.
In den letzten Jahren waren bereits mehrfach Sängerinnen und Tänzerinnen wegen angeblich ausschweifender Videos festgenommen und zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt worden. Ägypten hat ein strenges Netz-Gesetz, welches die strikte Kontrolle sowie das einfache Blockieren von vermeintlich sicherheitsgefährdenden Webseiten und die Überwachung von Accounts mit über 5.000 Followern erlaubt.
Al-Adhams rechtliche Vertretung hat angekündigt, gegen das noch nicht rechtskräftige Urteil Berufung einzulegen.
2 Kommentare
Kommentare
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Dieses Verhalten der dortigen Regierung zeigt doch nur deren Unsicherheit und das mangelnde Vertrauen in ihre Bürger.
Peter Müller am Permanenter Link
Der Wertewesten war doch sehr erfreut über al-Sisis Militärputsch und die Wiedererrichtung der Dikatatur in Ägypten. Da muß man schon mal ein paar Kollateralschäden bezüglich der Menschenrechte in Kauf nehmen.