Dr. Carsten Frerk (fowid) kritisiert den Forschungsansatz der "Allianz gegen Islam- und Muslimfeindlichkeit" (CLAIM)

"Die Angaben zur Muslimfeindlichkeit sind äußerst fragwürdig!"

Kurz vor der heutigen Pressekonferenz des islamischen Lobbyverbands Inssan e. V. zur Vorstellung der aktuellen Zahlen der "Islam- und Muslimfeindlichkeit in Deutschland" hat der Leiter der Forschungsgruppe Weltanschauungen in Deutschland (fowid) Carsten Frerk eine umfangreiche Analyse veröffentlicht. Frerk warnt davor, die Angaben von Inssan beziehungsweise CLAIM unkritisch zu übernehmen, da sie ideologisch verzerrt sind und einer wissenschaftlichen Überprüfung nicht standhalten.

Folgt man den Angaben von Inssan (arabisch: "Mensch") und CLAIM ("Allianz gegen Islam- und Muslimfeindlichkeit"), steigt von Jahr zu Jahr der Grad der Diskriminierung, unter der Musliminnen und Muslime in Deutschland zu leiden haben. Doch stimmt diese Aussage tatsächlich mit den empirischen Befunden überein? Der Sozialwissenschaftler Carsten Frerk, Leiter der Forschungsgruppe Weltanschauungen in Deutschland (fowid), hat sich dies genauer angeschaut: "Ich bezweifele keineswegs, dass es Muslimfeindlichkeit in unserer Gesellschaft gibt", sagt er, "aber mit den Methoden, die Inssan beziehungsweise CLAIM anwenden, lässt sich dieses bedauernswerte Phänomen nicht in angemessener Weise darstellen."

In seiner heute auf der fowid-Seite veröffentlichten Studie "Muslimfeindlichkeit und Empirie" zeigt Frerk anhand mehrerer Punkte die unsachgemäße Herangehensweise von Inssan/CLAIM auf. Dies betrifft unter anderem den unseriösen Umgang mit Zahlen (so werden oft Prozentangaben statt absolute Zahlen verwendet, was dramatischer wirkt, aber empirisch wenig aussagt), die verzerrte Datenerhebung (Moscheebesucher sind in den Daten überrepräsentiert, obwohl sie nur eine Minderheit der Muslim*innen repräsentieren) und die undifferenzierte Darstellung der Vorfälle (bei einem "Moscheeangriff" kann es sich um ein unbedachtes Graffiti oder um eine strafrechtlich relevante, antimuslimische Attacke handeln). Frerk kritisiert aber auch die zugrundeliegenden Denkkategorien. So zeigt er auf, dass es sich bei "Muslimfeindlichkeit" um ein reales, wissenschaftlich untersuchbares Phänomen handelt, während "Islamfeindlichkeit" beziehungsweise "antimuslimischer Rassismus" in sich widersprüchliche Kunstbegriffe sind, mit deren Hilfe sich die gesellschaftliche Wirklichkeit nicht adäquat beschreiben lässt.

Die verzerrte Perspektive islamischer Lobbyisten

Diese wissenschaftlichen Defizite lassen sich wohl nicht zuletzt durch die ideologischen Interessen von Inssan e. V. beziehungsweise CLAIM erklären: "Im Zuge dieser Analyse" schreibt Frerk in seiner Studie, "erhärtete sich immer stärker der Eindruck, dass es Inssan/CLAIM nicht um eine korrekte Darstellung der sozialen Verhältnisse geht, sondern um die Stärkung der Strukturen des islamischen Lobbyismus beziehungsweise des legalistischen Islamismus, der die 'Diskriminierungskarte' zückt, um sich Vorteile gegenüber anderen gesellschaftlichen Gruppen zu verschaffen. Hierzu passt, dass beide Organisationen zum Netzwerk der Muslimbruderschaft in Deutschland gezählt werden."

Dies erklärt auch, warum in den letzten Jahren "eine zunehmende Verschiebung von notwendiger Antidiskriminierungsarbeit hin zu islam(ist)ischer Propaganda" stattgefunden habe. "Die von Inssan und CLAIM vorgelegten Angaben zur Muslimfeindlichkeit in Deutschland sind aus diesem Grund äußerst fragwürdig!", sagt Frerk. Als "überaus bedenklich" stuft er daher auch die Entscheidung der deutschen Politik ein, CLAIM als "bundeszentralen Träger" zu fördern: "Ich denke, dass Organisationen, die ein so starkes Interesse an einer bestimmten, ideologisch verzerrten Perspektive auf die Gesellschaft haben wie Inssan/CLAIM, nicht geeignet sind, empirische Daten zu erheben, die dringend notwendig sind, um reale Diskriminierungen abzubauen. Wir brauchen auf diesem Gebiet seriöse sozialwissenschaftliche Forschung, keine staatliche Förderung des legalistischen, politischen Islam! Die Bundesregierung sollte, wie ich meine, ihre Förderpraxis dringend überdenken."

Erstveröffentlichung auf der Website der Giordano-Bruno-Stiftung.

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