WIEN. (hpd/pur) Kirchliche Immobilien sind durch die vielfache Befreiung von Grund- und Grunderwerbssteuer und durch Denkmalpflegezuschüsse subventioniert. Trotzdem sind – durch den steigenden Bedeutungsverlust der Kirche - immer mehr Leerstände zu verzeichnen. So verlassen etwa die Kapuziner ihr Kloster in Imst, im riesigen Hauskomplex leben derzeit nur noch zwei Mönche.
Erst letztes Jahr haben die Franziskaner in Rheute ein Kloster geschlossen. "Wir dürfen davon ausgehen, dass dies nur die Spitze des Eisberges ist und die allermeisten Klöster große Flächen an Leerstand haben", sagt Christian Fiala von der Initiative gegen Kirchenprivilegien. Und Christoph Baumgarten, Mitautor des Buches "Gottes Werk und unser Beitrag" fordert mehr kirchliches Engagement bei der Unterbringung von Flüchtlingen: "Die Österreicherinnen und Österreicher subventionieren das System Kirche jährlich mit 3,5 Milliarden Euro. Das ist ein Vielfaches dessen, was die Unterbringung aller Asylwerber in Österreich kostet."
Leere Pfarrhäuser für Flüchtlinge?
"Wenn wir mit unserem Steuergeld kirchliche Infrastruktur fördern, dürfen wir auch einen gesellschaftlichen Beitrag der Kirchen angesichts des Betreuungsnotstands für Flüchtlinge erwarten", bekräftigt auch Fiala. Er erinnert an die millionenschweren Mensalgüter – kirchliche Immobilen, die ausschließlich dem feudalen Leben des Kardinals und der Bischöfe dienen. Und dann wären da noch die insgesamt 3051 österreichischen Pfarren, zu denen ebenso viele, meist leerstehende Pfarrhäuser zählen, die vielfach nur mehr vom Pfarrer selbst bewohnt werden.
Nur christliche Flüchtlinge erwünscht
Einerseits höre man ständig Lippenbekenntnisse der Kirche für einen menschlicheren Umgang mit Flüchtlingen. Andererseits ist der Beitrag, den die Kirche selbst dafür leistet, verwunderlich gering, denn Flüchtlinge will sie dort nicht unterbringen. Trotz massiver Kritik im Nachrichtenmagazin profil bleiben die Klöster verschlossen. Ein Grund: Kardinal Schönborn möchte nur christliche Flüchtlinge in den Klöstern aufgenommen wissen. "Das ist angesichts des aktuellen Betreuungsnotstands einfach nur zynisch", moniert Christian Fiala. Und selbst das kirchliche Flaggschaff der Nächstliebe, die Caritas, wird nur zu 2 Prozent von der Kirche selbst finanziert.
Österreichs verwaiste Klöster
Eine Recherche offenbart: Österreichs Klöster verwaisen: "Unserem Augustiner-Vikariat gehören derzeit 12 Mitglieder an", schreibt etwa der Augustiner-Orden in einer Selbstbeschreibung: 12 Leute in drei Klöstern also. Die Benediktiner geben an, dass sie 360 Mitglieder haben. Das macht sie zum größten Orden Österreichs. Dafür haben sie aber auch sehr viel Platz: Ihre Wohnsitze verteilen sich über insgesamt 14 Klöster.
Die Kreuzherren hingegen zählen ganze fünf Mitglieder, die Mechitaristen wiederum zählen 17 Mitglieder in der Wiener Abtei. Die Dominikaner – das ist Schönborns Orden – zählen in Österreich 31 Mitglieder. Die Minoriten verfügen über 27 Brüder, verteilt in sechs Gemeinschaften. Der schrumpfende Franziskaner-Orden verfügt über 135 Mitglieder, verteilt auf 23 Standorte. "Die wenigen in Österreich verbleibenden Klosterbrüder und –schwestern leben also in weiträumigen Immobilien, deren Erhalt massiv von uns Steuerzahlern finanziert wird", fasst Buchautor Baumgarten zusammen.
20 Kommentare
Kommentare
manfred fischer am Permanenter Link
Mammon oder Gott ....
Manfred Fischer
Atheist Steinbrenner am Permanenter Link
Das wäre doch mal ein guter Anlass die Gesetzeslage, dass jede Zuwendung an die Kirche steuermindernd wirkt in Frage zu stellen.
Grund genug dies in Frage zu stellen gibt es aber auch schon bisher, da die meisten Einnahmen die so privilegiert werden nicht für gemeinnützige und mildtätige Zwecke ausgegeben werden. Ausgaben etwa für Klerus oder Betreuung eigener Mitglieder sind nicht gemeinnützig sondern eigennütig. Wirtschaftsbetriebe wie Betreuungs- und Pflege-Einrichtungen, die nahezu vollständig aus öffentlichen Mitteln, Sozialversicherung oder von den Kunde bezahlt werden, ebensowenig.
Gerhard Streminger am Permanenter Link
Die Flüchtlinge in Klöster unterzubringen, wäre eine elegante und humane Lösung.
Rudi am Permanenter Link
Eine noch elegantere und humane Lösung gibt es immer. Das Wort Nächstenliebe gibt es in allen Religionen so auch im Islam.
Diese Forderung würde aber gleich als Fremdenhass gebrandmarkt werden.
In welch einer Verkehrten Welt leben wir eigentlich.
Sigi am Permanenter Link
ja, ja human! denk einmal nach was dort passiert. warum können nicht reiche länder aus diesem kulturkreis humanität zeigen und selbst flüchtlinge aufnehmen?
Frank Nicolai am Permanenter Link
Von welchen Ländern "dort" ist die Rede? Die meisten Flüchtlinge aus Syrien nehmen die Türkei, Pakistan, Libanon und Afghanistan auf.
Karin Längle am Permanenter Link
zb saudi arabien ist gemeint
Ulrike Ludy am Permanenter Link
In Deutschland gibt es viele Klöster, die Flüchtlinge aufgenommen haben so zum Beispiel St. Ottilien. Warum schreiben sie nicht mal etwas über die?
Ernst Anton am Permanenter Link
Ja - ist nicht leicht zu verkraften die Wahrheit Frau Ulrike. Es wurdenüber Österreich geschrieben nicht über Deutschland oder sonst wo.
HannS am Permanenter Link
aus aktuellem Anlaß suche ich eine Antwort , warum Klöster wenig anbieten
Henrica am Permanenter Link
Per Definition sind Klöster - vor allem kontemplative Klöster wie z.B. die der Benediktiner - nun einmal abgeschlossene(!) Bereiche (wie der Begriff schon vermuten lässt).
Die Rechnung mit Quadratmetern und Bewohnerzahlen ist eine Milchmädchenrechnung. Da könnte man auch von Alleinstehenden in einer reltiv großen Wohnung fordern, sie könnten ja noch 2-3 Flüchtlinge bei sich zuhause wohnen lassen. Platz genug wäre ja.
Und was die Denkmalschutzförderung betrifft. Ich möchte mal sehen, wie man denkmalschutzgerecht Klosterräume in Flüchtlingsunterkünfte umwidmen will. Mir scheint, es gibt hier einige logische Probleme in der Argumentation.
Ernst Anton am Permanenter Link
Da könnte man genau so sagen Österreich sit ein christliches Land und deshalb haben andersgläubige hier nichts verloren. Was genau dem selben dummen Argument gleich lautend wäre.
Ulrike Ludy am Permanenter Link
Als Ergänzung zu meinem Kommentar hier ein Link zur Ordensseite Österreichs. Dort findet man eine Liste der Klöster, die Flüchtlinge aufgenommen haben.
http://www.ordensgemeinschaften.at/quicklinks/suche?searchword=fl%C3%BCchtlinge&searchphrase=all
Konrad am Permanenter Link
..."meist leerstehende Pfarrhäuser ..., die vielfach nur mehr vom Pfarrer selbst bewohnt werden". Ich bewohne mein Haus auch allein, ist es dann auch leerstehend?
Hat der Schreiber sich informiert was die kirchlichen Einrichtungen (nicht) leisten, um es dann dem Leerstand gegenüber zu stellen, hat er sich die Mühe gemacht zumindest exemplarisch welche Häuser überhaupt geeignet sind?
Was ist falsch daran, wenn sich die Christen vorrangig um die Christen kümmern?
Jill Mercedes am Permanenter Link
einfach einmal 'leerstehende pfarrhäuser' googeln. man kann umgehend und anhand von vielen beispielen genau nachlesen, was die jeweilige kirche darunter versteht.
benedens am Permanenter Link
Teile die Meinung, Fluechtlinge aufzunehmen.Meine Gedanken gehen auch parallel zu den Kirchenbverbrennungen und Verfolgungen von Christen in den islamischen Laendern und die Sorge, dass es viel spaeter zu einem Kultur
Henriette am Permanenter Link
Nächstenliebe wird oft gepredigt - jetzt könnte man den Beweis antreten und wirklich helfen und nicht nur reden
Bernhard Blasl am Permanenter Link
Hier könnte die Kirche endlich einmal Farbe bekennen und das tun, was sie schon immer predigt - Nächstenliebe!
Alexandra am Permanenter Link
Ein trauriges,aber weiteres Beispiel dafür,das die römisch katholische Kirche schon lange nicht mehr das vorlebt, was sie predigt ! Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.
christine bonora am Permanenter Link
Mich ärgert maßlos, dass die Kirche nur Nächstenliebe predigt und nicht lebt.Sie müsste vielmehr für die Flüchtlinge tun.Ich schäme mich dafür,dass die armen Flüchtlinge von der Kirche im Stich gelassen werden.Diese m