CSU-Anbiederung im Deutschlandradio

Peinliche Distanzlosigkeit im Öffentlich-Rechtlichen

MARBURG. (hpd) Am 6. September wäre der stiernackige Aggressivrhetoriker Franz-Josef Strauß 100 Jahre alt geworden. Peinlich genug, dass die Rechtspopulistenpartei CSU daraus eine Heiligen-Mythos-Feier machen muss, wie man sie sonst nur aus dem vergangenen stalinistischen Ostblock oder dem Vatikan kannte.

Die empfehlenswerte, ungeschönte Strauß-Biografie "Macht und Mißbrauch" des ehemaligen bayrischen Ministerialrats Wilhelm Schlötterer hat nicht ohne Grund über 100.000 Käufer gefunden. Denn sie ist geeignet, mit einer Fülle von Fakten jedem die Augen zu öffnen über die Machenschaften dieses nespotischen Politikers.

Kein Wunder daher, dass die anderen Parteien in Bayern sich geweigert haben, an dem Jubeljahrschwindel der CSU-Feier teilzunehmen. Ehrfurcht vor einem seit 27 Jahren toten korrupten Politiker?

Nun ja, wird manch einer sagen, was soll man sich über einen so lange verblichenen Politkrawallisten aufregen? Stimmt, müsste man nicht. Außer dass mehrere von dessen Nachkommen dann "zufällig" selbst mit eigenen Skandalen in der Presse auftauchten. Obschon oder weil sie doch leistungslos ziemlich reich geerbt hatten.

Nun gefällt es allerdings gar nicht, dass das aus Gebühren der Bürger finanzierte Deutschlandradio Kultur anlässlich des obigen CSU-Parteifests derart aus der Rolle gefallen ist. Der langatmige "Bericht" des Michael Watzke ist ein Musterbeispiel für peinlich parteinahen PR-Journalismus. Derart distanzarm der CSU sich anbiedernd widerspricht der 24-minütige "Beitrag" allen Grundsätzen der Journalistenausbildung.

Muss ein bayerischer DeRadio-Landeskorrespondent wirklich solcherart Buddy-Journalimus liefern, wenn er bei Söder und Co. nicht Liebesentzug riskieren will? Es ist eben doch kein Zufall, dass Politiker und ebenso Journalisten in Deutschland mittlerweile zu den am wenigsten geachteten Berufen gehören.

Aber was Adenauer einst vom Bundesverfassungsgericht untersagt worden ist, nämlich aus dem ZDF einen parteinahen Jubelfunk zu machen, ist unter dem CDU-CSU-nahen Intendanten des Deutschlandradios, Willi Steul, offenbar kein Problem mehr. Man wünschte sich besonders in den politiknahen Abteilungen mehr Parteiferne und kritische Distanz zu Parteipolitikern bei diesem Gebührenrundfunk!

An die CSU muss die Frage gestellt werden: warum hat ihr Parteiheiliger immer noch kein Mausoleum? Lenin und Mao, andere politreligiöse Führergestalten, sowie diverse römische Kaiser haben doch auch ihre eigenen.