Auswärtiges Amt streicht Gelder für Religionskonferenz

Drei Jahre lang kassierte die Stiftung Friedensdialog der Weltreligionen und Zivilgesellschaft Gelder vom Staat, nun hat das Auswärtige Amt die Fördermittel gestrichen. Die Stiftung hielt zwischen 2019 und 2021 im Auftrag des Referats "Religion und Außenpolitik" der Behörde mehrere Konferenzen mit Vertretern verschiedener Religionen ab.

Laut Auswärtigem Amt habe die Stiftung ihre Fördergelder auf Projektbasis erhalten, schreibt das katholische Nachrichtenportal domradio.de unter Berufung auf die Katholische Nachrichtenagentur KNA. Solche Förderungen einzelner Projekte seien in der Regel auf wenige Jahre begrenzt, so solle eine Institutionalisierung der Förderung vermieden werden. Seit 2019 habe die Stiftung aus Steuermitteln Fördergelder in Millionenhöhe erhalten. 2020 seien es 1,62 Millionen Euro gewesen, 2021 etwa 1,3 Millionen Euro.

Dem Bericht zufolge setzten zudem die aktuelle Haushaltslage und eine nicht abgeschlossene Prüfung des Bundesrechnungshofes und des Obersten Bayerischen Rechnungshofes der weiteren Förderung enge Grenzen. Dabei gehe es um eine ausstehende Rückzahlung der Stiftung in sechsstelliger Höhe an den Bund und den Freistaat Bayern für ein Projekt aus dem Jahr 2019.

Der Förderstopp bedeutet auch das Ende der regelmäßigen Tagungen von Religionsvertretern, die die Stiftung seit 2019 in Lindau am Bodensee abhielt. Dabei kooperierte sie mit dem Verband Religions for Peace (RfP), der sich selbst als "weltweit größte interreligiöse Organisaton" bezeichnet. Die Stiftung beklagt nun "eine erkennbare Zurückhaltung im Amt, das Thema Friedensverantwortung der Religionen mit ähnlicher Intensität weiterzuverfolgen". Hierzu verweist sie auf einen internen Prüfbericht, der ihre Arbeit in vielen Bereichen blockiere. "Aus Rücksicht auf das laufende Verfahren" gab sie hierzu jedoch keine weiteren Informationen preis.

Darüber hinaus plant das Auswärtige Amt offenbar, in seinem "Referat für Religion und Außenpolitik" künftig keine Religionsvertreter mehr als externe Berater heranzuziehen. Prompte Kritik kam unter anderem vom Benediktinerpater Nikodemus Schnabel, der selbst 2018 und 2019 als Berater für die Behörde tätig war. Bei einem Empfang der katholischen Kirche Anfang vergangener Woche in Bremen nannte er Religionsgemeinschaften "die größten transnationalen zivilen Gemeinschaften und damit ein Gegengift für religiös verbrämten Nationalismus".

Dem widerspricht Philipp Möller, Vorsitzender des Zentralrats der Konfessionsfreien: "Religionsgemeinschaften sind kein pauschales 'Gegengift für religiös verbrämten Nationalismus', wie Nikodemus Schnabel behauptet"; die christlichste Partei Deutschlands sei die AfD, auch die anderen Nationalisten Europas seien religiös. Weiter erinnerte der Zentralrats-Vorsitzende daran, dass die russisch-orthodoxe Kirche den Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine befürwortet. "Keine einzige Religionskonferenz konnte das verhindern."

Auch das von interreligiösen Konferenzen gern beanspruchte Schlagwort einer "Friedensverantwortung der Religionen" werde laut Möller nur selten eingelöst, "und wenn, dann nur für Leute des eigenen Glaubens. Die Verantwortung liegt aber bei allen Mitgliedern der Gesellschaft – Religion hingegen ist eine private Angelegenheit, die nicht von der Allgemeinheit finanziert werden sollte." Er begrüßt daher die Entscheidung des Auswärtigen Amts und resümiert: "Wenn Religionsvertreter auf internationalen Tagungen miteinander sprechen möchten, müssen sie diese selbst bezahlen."

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