Erde zu Erde

Klimafreundlicher als Kremieren und ressourcenschonender als die klassische Erdbestattung: Ein Unternehmen in Deutschland bietet seit diesem Jahr eine Bestattungsform an, bei der ein menschlicher Leichnam in 40 Tagen zu Erde wird – die Reerdigung.

"Erde zu Erde, Asche zu Asche, Staub zu Staub" – so die bekannte Beisetzungsformel christlicher Bestattungen. Bis aus dem Körper eines Menschen bei der klassischen Erdbestattung tatsächlich Erde wird, dauert es allerdings Jahre bis Jahrzehnte. Die Verwandlung eines Körpers in Asche geht zwar schneller, allerdings ist das Kremieren, also das Verbrennen des Körpers, mit einem enormen Verbrauch an Energie verbunden. 20 Kubikmeter Erdgas werden bei einer Feuerbestattung durchschnittlich verbraucht. In Zeiten von Energieknappheit und Klimawandel also möglicherweise nicht die beste Methode, den letzten Weg zu beschreiten.

Eine Alternative zur klassischen Erdbestattung sowie zur Einäscherung entwickelte die US-Amerikanerin Katrina Spade. Sie gründete das Unternehmen "Recompose", das 2020 erstmals eine Art Schnell-Kompostierung menschlicher Körper anbot. Die Idee setzte sich in den USA durch. Das Prinzip wurde in mehreren Bundesstaaten legalisiert und weitere Unternehmen bieten inzwischen Humankompostierungen an. Allerdings war diese Bestattungsform bislang nur Interessenten aus den USA zugänglich.

Meine Erde - Reerdigung
Reerdigung: Kokon (im Vordergrund) mit Wabe.
(© Meine Erde)

In diesem Jahr ist die Humankompostierung auch in Deutschland angekommen. Das Berliner Unternehmen "Meine Erde" nennt sein unabhängig von Recompose und anderen Anbietern entwickeltes Verfahren "Reerdigung". Hierbei wird der tote Körper in einem 2,50 Meter langen sargähnlichen "Kokon" auf pflanzliche Materialien wie Blumen, Grünschnitt und Stroh gebettet. Der Kokon wird in eine sogenannte "Wabe" verbracht, in der sich unter leichten Wiegebewegungen und bei Luft- und moderater Wärmezufuhr der Körper im Verlauf von 40 Tagen in Erde verwandelt.

Meine Erde - Reerdigung
Beisetzung der bei der Reerdigung entstandenen Erde in einem Erdgrab.
(© Meine Erde)

Hierbei kommen laut "Meine Erde" weder fossile Brennstoffe noch Chemikalien, zusätzliche Mikroorganismen oder Insekten zum Einsatz. Die Transformationsarbeit wird unter den in Wabe und Kokon geschaffenen optimalen Umweltbedingungen allein von den Mikroorganismen geleistet, die sich bereits am Grünschnitt sowie im und am menschlichen Körper befinden. Ähnlich wie bei einer Einäscherung bleiben auch bei der Reerdigung die Knochen unzersetzt. Sie werden – ebenfalls wie bei einer Einäscherung – zermahlen und der entstandenen Erde zugesetzt. Aus einem 85 Kilogramm schweren Körper und den organischen Materialien, auf die er gebettet wurde, entstehen so etwa 120 Kilogramm neue Erde.

Aufgrund der strengen Bestattungsgesetze in Deutschland darf die entstandene Erde – anders als in den USA – nicht von Angehörigen mit nach Hause genommen und im heimischen Garten verstreut werden. Die anschließende Bestattung findet deshalb in einem Erdgrab auf dem Friedhof statt. Allerdings ist in Deutschland die Reerdigung bislang lediglich in Schleswig-Holstein erlaubt. Eine Genehmigung in Hamburg und Berlin werde jedoch derzeit geprüft und mit anderen Bundesländern sei man aktuell im Gespräch, so "Meine Erde".

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