Lebensende

Kompostieranlage für Menschen

Viele Menschen versuchen heutzutage, umweltbewusster zu leben – und Umweltbewusstsein ist demnächst auch nach dem Leben möglich. In den USA wird bis Ende 2020 die erste Kompostieranlage für menschliche Körper ihren Betrieb aufnehmen.

"Recompose" – so lautet der Name einer Firma in Seattle (Washington), die voraussichtlich ab Ende 2020 die Schnell-Kompostierung menschlicher Körper anbieten wird. Um die ungewöhnliche Bestattungsmethode durchführen zu können, war zunächst eine Gesetzesänderung notwendig, die im März 2020 in Kraft treten wird. Der Bundesstaat Washington ist damit der erste US-amerikanische Bundesstaat, der die sogenannte "natürliche organische Reduktion" als Bestattungsmethode explizit erlaubt.

In vielen größeren Städten ist der Raum für klassische Erdbestattungen begrenzt. Das Kremieren von menschlichen Leichnamen ist deshalb eine immer häufiger gewählte Bestattungsform. Allerdings wird beim Verbrennen des Leichnams relativ viel CO2 freigesetzt. Unter anderem aus diesem Grund erdachte Recompose-Gründerin Katrina Spade eine umweltfreundlichere Art der Bestattung und Entsorgung menschlicher Leichen. Das von ihrem Unternehmen angebotene Verfahren verwandelt einen menschlichen Körper innerhalb von rund 30 Tagen in einen knappen Kubikmeter Erde und verbraucht dabei nur ein Achtel der Energie, die beim Kremieren benötigt wird. Darüber hinaus wird nach Angaben des Unternehmens eine Tonne CO2 gegenüber anderen Formen der Bestattung eingespart. Das entspräche immerhin rund einem Achtel des Pro-Kopf-Gesamtjahresverbrauchs eines durchschnittlichen Deutschen. Die Schnell-Kompostieranlage für menschliche Leichname hat eine Kapazität von 75 Körpern.

Der Zersetzungsprozess erfolgt in recyclebaren Behältnissen, die mit Holzstreu, Alfalfa und Heu gefüllt sind. Bei Temperaturen von 50 bis 70 Grad Celsius sorgen die im Körper und in den natürlichen Materialien vorkommenden Bakterien für eine schnelle Zersetzung. Am Ende des Prozesses bleibt von dem Verstorbenen nichts weiter übrig als Erde, die sich laut Recompose kaum von handelsüblicher Pflanzenerde unterscheidet. Auf Wunsch wird die Erde nach dem Kompostierungsprozess Angehörigen oder Freunden überreicht, die sie beispielsweise in ihrem Garten verstreuen können. Will keiner die Erde haben, so wird sie in einem Naturschutzgebiet bei Seattle ausgebracht.