Großbritannien: Neue Leitlinien zu "Blasphemie"-Vorfällen an Schulen geplant

Die Beschädigung eines Korans an einer englischen Schule beschäftigt seit Ende Februar die britische Öffentlichkeit. Islamische Aktivisten sprachen von Blasphemie und sogar Morddrohungen wurden ausgesprochen. Die Schule suspendierte daraufhin die an der Beschädigung vermeintlich beteiligten Schüler. Die britische Innenministerin Suella Braverman erklärte nun, dass es eine Überarbeitung der Leitlinien für Blasphemie-Vorfälle an Schulen geben solle.

Was sich genau Ende Februar an der Kettlethorpe High School in West Yorkshire ereignet hat, ist nicht ganz klar. Bekannt ist, dass vier Schüler ein Videospiel spielten und einer von ihnen, laut Medien wohl ein autistischer Junge, als Spieleinsatz ein Pfand mitbringen musste. Was er mitbrachte war ein Koran, der entweder bereits zerkratzt war oder im Zuge des Spiels leicht beschädigt wurde. 

Als die muslimische Gemeinde davon erfuhr, zeigte sie sich entrüstet und sprach von Blasphemie. Ein Vorwurf, der in entsprechenden Kreisen enormen Widerhall fand, was sogar dazu führte, dass einer der Jungen Morddrohungen erhielt. Die Polizei erklärte den beschädigten Koran angesichts des Drucks zu einem Hass-Vorfall und die Schule sah sich genötigt, die vier Schüler zu suspendieren.

"Es gibt kein Recht darauf, nicht beleidigt zu werden. Es gibt keine gesetzliche Verpflichtung, einer Religion gegenüber ehrfürchtig zu sein."
Suella Braverman, britische Innenministerin

Diese durch islamische Aktivisten gezielt provozierte öffentliche Überreaktion sorgte für vielfältige Kritik. Auch von der National Secular Society (NSS). In einem Schreiben wandte sich die säkulare Organisation an Innenministerin Suella Braverman und wies darauf hin, dass Kettlethorpe nur der jüngste in einer Reihe von Vorfällen gewesen sei, bei denen de facto Blasphemiegesetze geltend gemacht wurden. Die Vorfälle folgten hierbei einem bekannten Muster, bei dem sogenannte Gemeinschaftsführer Spannungen schüren und mit Fehlinformationen hausieren gehen. Bereits im Jahr 2021 habe eine Religionslehrerin an der Batley Grammar School untertauchen müssen, nachdem sie im Unterricht ein Bild des islamischen Propheten Mohammed gezeigt hatte. Die unzureichende Reaktion der Regierung habe Fundamentalisten ermutigt, die versuchen, durch Einschüchterung Druck auszuüben, heißt es in dem Schreiben weiter.

In Reaktion auf die Kritik erklärte die britische Innenministerin Suella Braverman nun in der Times, dass Schulen sich gegenüber Schülern und Eltern verantworten sollten und nicht gegenüber selbsternannten Aktivisten. "Ich werde mit dem Bildungsministerium zusammenarbeiten, um neue Leitlinien herauszugeben, die dies verdeutlichen", fügte sie hinzu. "Wir haben in Großbritannien keine Blasphemiegesetze und dürfen uns nicht an den Versuchen beteiligen, sie diesem Land aufzuerlegen", so Braverman weiter. "Es gibt kein Recht darauf, nicht beleidigt zu werden. Es gibt keine gesetzliche Verpflichtung, einer Religion gegenüber ehrfürchtig zu sein. Der Grundpfeiler unserer Demokratie ist die Redefreiheit."

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