Als Teil des Tugendgesetzes haben die Taliban ein neues Gebot angekündigt, das die Abbildung von Lebewesen komplett untersagen soll. Die Islamisten wollen die Darstellung von Menschen und anderen lebenden Wesen in den Nachrichtenmedien, in der Werbung und im Internet verbieten. Journalisten im Land befürchten, dass die afghanischen Medien aus dem öffentlichen Leben eliminiert werden.
Während der ersten Herrschaft der Talibs (1996 bis 2001) war die Darstellung von Lebewesen in den Medien verboten. Jetzt hat die in Afghanistan erneut herrschende Terrormiliz wieder ein solches Gesetz angekündigt. Es werde "schrittweise eingesetzt", hat der Sprecher des "Tugendministeriums" der Islamisten verkündet. Das erlassene Verbot von Bildern lebender Wesen verbietet Medien, Fotos oder Videos von Menschen und Tieren zu zeigen. Während ihrer ersten Herrschaft hatten die Taliban Fernsehen und Radios generell verboten, hatten die Geräte "erdrosselt" in Bäume gehängt.
Journalisten denken ans Aufgeben
Kritiker:innen befürchten, dass das Verbot die afghanischen Medien weiter isoliert, ihre Rolle im öffentlichen Leben einschränkt und sie schlimmstenfalls eliminiert. Berichterstattung, die auf visueller Darstellung beruht, wird mit dem Verbot unmöglich sein. Mohammad Graan, Präsident des afghanischen Ablegers der South Asian Association of Reporters Club and Journalists Forum (SJF), sagte gegenüber VOA, dass die neuen Anweisungen bei den Medien in Afghanistan Besorgnis auslösten.
"Dies wird zweifellos die Arbeit und die psychische Gesundheit der Journalisten beeinträchtigen und unter ihnen Angst schüren, ob sie ihren Beruf weiter ausüben können", so Graan. TV-Journalisten würden mit dem Verbot obsolet und damit das Fernsehen selbst. Welche Bilder dürfen überhaupt noch gezeigt werden? Musik ist nicht erlaubt, Unterhaltung auch nicht. Wahrscheinlich ist, dass im Fernsehen künftig in Dauerschleife gebetet wird.
Bildnisverbot: Beliebt bei den Buchreligionen
Das Verbot der Darstellung lebender Wesen ist nicht nur eine Regel der Scharia. In der Bibel, genauer im Alten Testament, lautet das zweite Gebot: "Du sollst dir kein Bildnis noch irgendein Gleichnis machen, weder dessen, was oben im Himmel, noch dessen, was unten auf Erden ist, noch dessen, was in den Wassern unter der Erde ist." Diese Anweisung wird in ihrer modernen Interpretation als Verbot der Götzenverehrung gedeutet. Einige orthodoxe jüdische und christliche Gemeinschaften interpretieren das Gebot jedoch als ein allgemeines Verbot der Darstellung jeglicher Schöpfung Gottes. Genau wie ihre islamistischen Brüder. Die Taliban machen aus dem frommen Wunsch Realität.
5 Kommentare
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Kommentare
G.B. am Permanenter Link
Da sieht man wieder einmal wie weit Religion die Menschen unterdrückt und gängelt.
Roland Fakler am Permanenter Link
Daraus würde ich mindestens zwei Schlüsse ziehen: 1. Die abrahamitischen Religionen sind die größten Feinde des irdischen Glücks. 2.
Deswegen mein Appell: Beendet diese unselige Priesterherrschaft zugunsten des irdischen Glücks!
G.B. am Permanenter Link
Lieber Roland, Glück ist da so eine Sache, ich präferiere da lieber das Wort Vernunft und wissenschaftliche Sicht der Dinge, mit einem Wort AUFKLÄRUNG !
und sich den realen Problemen der Erde zuwendet.
Angelika Wedekind am Permanenter Link
Wie praktisch! Keine Beweisfotos von misshandelten Frauen und gequälten Tieren, nichts, nirgends. Der Gemeinheit sind keine Grenzen mehr gesetzt. Wir lange nimmt die Weltgemeinschaft das noch hin?
A.S. am Permanenter Link
Die Religiösen wollen anderen Menschen ihr Denken diktieren. Religion ist die Grundlage für die Denk- und Verhaltensdiktatur der Götterverkünder.
Die Taliban fürchten Frauen und Wissen wie der sprichwörtliche Teufel das Weihwasser.
Und unsere PolitikerInnen behaupten, Religion sei so gut und wichtig für die Welt ...
Religion ist zum Kotzen.