Der Zentralrat der Konfessionsfreien übt scharfe Kritik an der Eröffnung des Neubaus des Zentrums für Islamische Theologie (Zith) an der Universität Tübingen. Der 23 Millionen Euro teure Neubau wurde aus allgemeinen Steuergeldern finanziert und am 14. November von Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann eingeweiht.
"Wer glaubt, den Politischen Islam in Deutschland mit Steuergeldern zähmen zu können, unterliegt einem gefährlichen Irrtum", so der Vorsitzende des Zentralrats Phillipp Möller. Schließlich stelle nicht nur der radikale Islamismus eine Bedrohung dar, sondern auch der Politische Islam sei unvereinbar mit der freiheitlich-demokratischen Grundordnung.
Mehr als 45 Millionen Euro haben der Bund und das Land Baden-Württemberg seit der Gründung des Zith in die islamische Theologie investiert – obwohl das Institut nachweislich mit der vom türkischen Präsidenten Erdogan gesteuerten DITIB zusammenarbeitet. Möller gibt zu bedenken, dass Kretschmann die anti-demokratischen Überzeugungen vieler Zith-Studierender sträflich ignoriert. Jeder Vierte würde laut Stuttgarter Zeitung eine "Islamisierung des Rechtssystems" begrüßen und fast die Hälfte "spricht Israel die Existenzberechtigung ab".
"Mit dieser islamtheologischen Fakultät dringt unser Rechtsstaat nicht in den Erdoğan-Islam vor, sondern der Erdoğan-Islam in unseren Rechtsstaat", so Möller. Inzwischen gibt es zahlreiche und gut belegte Verstrickungen des Zith mit dem Politischen Islam.
Laut Stuttgarter Zeitung hat Ministerpräsident Kretschmann bei der Einweihung gesagt, die staatliche Finanzierung der Ausbildung von Imamen und islamischen Religionslehrern sei "auch für unsere säkulare Gesellschaft bedeutsam". Dem widerspricht Möller entschieden: "Säkulare Gesetze sind unvereinbar mit islamischen Gesetzen", so der Vorsitzende. Dies zeige sich etwa in der Legitimation von Gewalt gegen Frauen im Islam, den stark eingeschränkten Selbstbestimmungsrechten von Individuen bis zur Begründung islamischer Gesetze durch die Scharia. "Kretschmanns Religionspolitik ist ein vollkommen falsches Signal an den immer übergriffiger werdenden Islamismus in Deutschland." Theologie sei zudem keine Wissenschaft, sondern die Ausbildung des klerikalen Nachwuchses. "Studienfächer wie 'Islamische Glaubenslehre' oder 'Scharia-Recht' haben an deutschen Unis nichts verloren – unsere Bildungseinrichtungen werden so zunehmend vom Politischen Islam durchdrungen."
Das Problem beginne jedoch bereits bei den Fakultäten für katholische und evangelische Theologie. "Laut Grundgesetz müssen alle Religionen gleich behandelt werden", führt Möller aus. "Alle Privilegien, die wir den Kirchen zusprechen, müssen auch für den Islam gelten", so der Vorsitzende, "und das gilt auch für die Ausbildung des Nachwuchses auf Kosten der Steuerzahler." Die Etablierung des Politischen Islam kann laut Möller vermieden werden, wenn Deutschland sein veraltetes Staatskirchenrecht modernisiert. "Nur ein säkularer Staat, in dem Religion Privatsache ist, kann die Freiheit und die Sicherheit der Menschen in Deutschland dauerhaft garantieren."
Möller verweist auf die Worte des Islam-Experten Eren Güvercin, der eine religionspolitische Zeitenwende gefordert hat. "Mit der Ausbildung islamischer Theologen setzt Deutschland seinen Kuschelkurs mit dem organisierten Glauben fort – dieser Kurs hat das Problem bisher nur verschärft."
Erstveröffentlichung auf der Website des Zentralrats der Konfessionsfreien.
9 Kommentare
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Kommentare
Roland Fakler am Permanenter Link
Dazu ist gestern ein Leserbrief im Tübinger Tagblatt erschienen, den ich hier gerne posten möchte:
Die Weisheit kommt nicht von Oben! Nachdem die Herrschaft der Könige von Gottes Gnaden vor allem Unheil über die Welt gebracht hat, stellten die Aufklärer den Staat auf vernünftige Grundlagen und dort steht er besser als auf mythologischen Texten, die Hass und Zwietracht gesät und anmaßende Herrschaft legitimiert haben. Alle Gesetze sind ausnahmslos von Menschen gemacht worden, die Gesetze Hammurapis ebenso, wie die von Moses und Mohammed. Um ihren Gesetzen mehr Autorität zu verleihen, wollten die Gesetzgeber den Menschen weismachen, sie seien göttlichen Ursprungs. Dass sie das nicht sind, erkennt man am besten an ihrer Grausamkeit. In der Bibel gilt für die banalsten Vergehen die Todesstrafe, im Koran soll Dieben die Hand abgehakt und unkeusche Frauen ausgepeitscht werden. Die Freundschaft mit Ungläubigen wird verboten. Sie werden vielfach beleidigt und als die „schlimmsten Tiere“ bezeichnet. Wenn solche Texte als göttliche Weisheit verstanden werden, ist ein Zusammenleben unmöglich. Weisheit wäre es, die Gebote der Menschlichkeit zu befolgen, und nicht die angeblich „göttlichen“ Gesetze, in angeblich „heiligen“ Büchern, die offensichtlich unmenschlich und verhängnisvoll sind.
Rene Goeckel am Permanenter Link
Wie kommen wir dazu, dass unser Geld für sowas verpulvert wird, wie muss man sich das vorstellen? So vielleicht: (aus Wikipedia)
Hat der Kirchenmann Kretschmann an der Vergabe der Mittel mitgewirkt? Wenn ja, riecht das nicht nach Veruntreuung und Korruption? Kollidiert hier nicht etwas?
Werner Koch am Permanenter Link
Die Einführung des islamischen Religionsunterrichts (IRU) war ein Fehler der Politik, eine Sackgasse. Wann wird das korrigiert?
Ministerpräsident Kretschmann, die Landtagspräsidentin Muhterem Aras und Mitglieder des Landtags weisen als Begründung für den IRU an den Schulen darauf hin, dass man durch den IRU die Schüler dem Einfluss der Koranschulen und (Hinterhof-)Moscheen entziehen will. In der Praxis stellt sich allerdings heraus, dass konservativen Moscheevereinen der Zugang in die Theologischen Fakultäten und in die Ausbildung der islamischen Religionslehrer und damit in den IRU gewährt wurde.
Das Ziel, einen grundgesetzkonformen Islam in Deutschland zu fördern, wird damit konterkariert. Der IRU trägt auch nicht zur Integration bei, sondern fördert eine islamische Identität, also die Abgrenzung. Der RU, auch der IRU ist im Interesse der Kirchen und Moscheen, nicht im Interesse eines weltanschaulich neutralen Staates und sollte deshalb ersetzt werden durch einen Ethikunterricht für alle.
Das ZiTh repräsentiert zudem nicht alle islamischen Richtungen, sondern ist auf sunnitisch-islamischen Religionsunterricht beschränkt, der in Baden-Württemberg inhaltlich in Zusammenarbeit mit der baden-württembergischen Landesstiftung (!) „Sunnitischer Schulrat“ für islamischen Religionsunterricht festgelegt wird. In BW macht Ditib, der größte Moscheeverband in Deutschland, in dem Sunnitischen Schulrat nicht mit. Der Verband betrachtet die Konstruktion der Stiftung als einen Eingriff in die Religionsfreiheit. Ditib möchte als Religionsgemeinschaft anerkannt werden und selbst als Träger für Islamunterricht auftreten.
malte am Permanenter Link
"Wann wird das korrigiert?"
Wohl leider erst, wenn die Verfassung geändert wird: Das Grundgesetz garantiert den konfessionellen Religionsunterricht. Und realistischerweise muss man leider feststellen, dass es für eine solche Verfassungsänderung derzeit wohl keine Mehrheiten gibt und das Thema auch bei keiner relevanten politischen Partei auf der Agenda steht.
Werner Koch am Permanenter Link
Das Grundgesetz garantiert den konfessionellen Religionsunterricht nicht und man muss das Grundgesetz auch nicht ändern. In Art.
malte am Permanenter Link
Das mag auf den ersten Blick als eine elegante Möglichkeit erscheinen, den konfessionellen Religionsunterricht abzuschaffen, aber so einfach ist es natürlich nicht.
uwe hauptschueler am Permanenter Link
"Die Etablierung des Politischen Islam kann laut Möller vermieden werden, wenn Deutschland sein veraltetes Staatskirchenrecht modernisiert."
G.B. am Permanenter Link
Zwei Kirchen in Deutschland genügen anscheinend noch nicht, wir müssen uns auch noch von eingewanderten Kirchen verdummen lassen, hört dieser Unsinn nie auf.
Sabine Mania am Permanenter Link
Wo war denn der Protest bei der Planung? Es macht fassungslos. - Natürlich sollte überhaupt keine "Theologie" von der steuernzahlenden Öffentlichkeit finanziert werden.