Weltweite Proteste gegen das Abtreibungsverbot in Polen

"Schwarzer Montag" in Berlin

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In Polen passierte in erster Lesung ein Gesetz den Sejm, nach dem die Abtreibung generell verboten werden soll. Dabei hat das Land seit 1993 bereits die restriktivsten Abtreibungsgesetze Europas. Gegen die nochmalige Verschärfung dieser Regelungen gingen in Polen mehrere 10.000 Menschen auf die Straße. Auch in anderen europäischen Ländern protestierten Frauen und Männer.

An diesem Tag, dem "Schwarzen Montag" ("Czarny protest"), fanden zudem in ganz Polen Frauen-Streiks statt: Eine eintägige Frauen-Abwesendheits-Aktion. Die Frauen gingen weder zur Arbeit noch zur Schule oder Universität, sie kamen auch ihren Pflichten zu Hause nicht nach.

Als Anlass gilt ein in erster Lesung am 23. September im Parlament angenommener Gesetzesentwurf, der Abtreibungen auch im Fall einer schweren Behinderung des ungeborenen Kindes oder einer Vergewaltigung illegalisieren würde. Haftstrafen sind für die abtreibende Frau wie auch die Ärzte vorgesehen. Die Women‘s International League for Peace and Freedom (WILPF) sieht dies als "eine fundamentale Attacke gegen Frauenrechte durch eine konservative regierende Elite, in enger Kooperation mit der katholische Kirche. Wir sehen Polen auf dem Weg, nicht nur die Europäischen und Internationalen Standards zu brechen, sondern auch die Errungenschaften in der Geschichte der Frauen."

In einem Flyer, der bei der Berliner Kundgebung verteilt wurde, heißt es: "Seit dem Einführung des restriktiven Abtreibungsgesetzes 1993 versuchen jährlich 80 bis 200 Tausend Frauen ihre Schwangerschaften selbst abzubrechen - illegal und unter gefährlichen Bedigungen. Sie sind Stress, Demütigung, extremen Gesundheitsrisiken und sogar Lebensgefahr ausgesetzt. Der sogenannte "Kompromiss" der "herrschenden Klasse" (so formuliert es der Flyer) rettet keine Leben, im Gegenteil, er macht Frauen das Leben zur Hölle und bringt es in Gefahr." (Übersetzung: Laura Wartschinski und Sara Nowak)

Die Frauen fordern deshalb die Möglichkeit einer legalen, sicheren und freien Abtreibung auf Wunsch der Frauen. Zudem eine freie und zuverlässige Gesundheitsversorgung und qualifizierte Beratung.

Foto: © Frank Nicolai
Foto: © Frank Nicolai

Um die Zahl der ungewollten Schwangerschaften zu reduzieren wollen sie einen allgemeinen Zugang zu kostenlosen Verhütungsmitteln und anstelle religiöser Indoktrination in den Schulen eine obligatorische Sexualerziehung.

Darüberhinaus wird für alle Frauen mit Kinderwunsch die finanzielle Unterstützung für in-vitro-Befruchtung gefordert sowie darüber hinaus ein garantierter Platz für jedes Kind in kostenlosen öffentlichen Krippen und Kindergärten.

Die Idee eines eintägigen Frauen-Abwesenheits-Streiks am Montag kam von der herausragenden Schauspielerin Krystyna Janda. Sie hat auf Ihrer Facebook-Fanpage zu einem bundesweiten Protest aufgerufen, ähnlich dem des so genannte "Schwarzen Donnerstag" in Island im Jahr 1975. Damals kam es zu einem ersten Frauenstreik – 95 Prozent isländischen Frauen nahmen an dem Streik für die Gleichberechtigung teil und legten das Land lahm. Heute ist Island bei der Gleichberechtigung weltweit Nummer eins.

"Wir, unsere Partner, unsere Töchter und Söhne brauchen Aufklärung und Wissen, wir brauchen erschwingliche Empfängnisverhütung und weise Ärzte statt Verbote. Wir brauchen soziale Programme, Kinderbetreuungseinrichtungen, Hilfe für allein erziehende Mütter, Strafverfolgung für nicht geleistete Unterhaltszahlungen und Freundlichkeit der Behörden", so heisst es in dem Aufruf zum Berliner Solidaritätsprotest. Und weiter: "Wir sind nicht einverstanden mit dem Mangel an Respekt für unsere Rechte und unseren Körper. Wir wollen selbst über unser Leben und unsere Gesundheit entscheiden."