Bei den "Regensburger Domspatzen" kam es seit Jahrzehnten zu Missbrauchsfällen. Darin war auch der Bruder des Ex-Papstes, Georg Ratzinger, verwickelt. Am gestrigen Dienstag stellte der beauftragte Anwalt Ulrich Weber seinen Abschlussbericht vor. Danach wurden insgesamt 547 Kinder Opfer von körperlicher und sexueller Gewalt.
Ehemalige Mitglieder der Regensburger Domspatzen hätten ihre Zeit in dem Chor als "Hölle" und "die schlimmste Zeit meines Lebens" bezeichnet. Das teilte der zur Aufarbeitung des Missbrauchskandals eingesetzte Anwalt Ulrich Weber am Dienstag bei der Vorlage seines Abschlussberichts mit.
Vor der versammelten Presse warf Weber dem ehemaligen Regensburger Bischof und jetzigen Kardinal Gerhard Ludwig Müller vor, zu wenig für die Aufarbeitung des Skandals getan zu haben. So sei Müller unter anderem für den fehlenden Dialog mit den Opfern verantwortlich.
Auch dem langjährigen Chorleiter Georg Ratzinger warf Weber "Wegschauen" vor der massiven körperlichen Gewalt vor. Nach älteren Medienberichten verteilte auch Ratzinger Ohrfeigen. Es hätten sich aber – so Weber – keine Erkenntnisse ergeben, dass Ratzinger auch von sexueller Gewalt gewusst habe.
Nach Angaben der BZ sei physische Gewalt "alltäglich und vielfach brutal gewesen und habe einen Großteil der Schüler betroffen. Die Übergriffe hätten vor allem in den 1960er und 1970er Jahren stattgefunden. Bis 1992 soll es laut den Opfern durchgängig Gewalt gegeben haben."
Über die Jahrzehnte wurden insgesamt 547 Kinder Opfer von körperlicher und sexueller Gewalt. Nach dem gestern vorgestellten Abschlussbericht wurden 500 Kinder Opfer körperlicher Gewalt, 67 Kinder auch Opfer sexueller Gewalt. Da einige Kinder sowohl körperliche wie auch sexuelle Gewalt erlitten, liegt die Zahl der Fälle vermutlich höher. Weber selbst geht von rund 700 Opfern aus.
Die katholische Kirche hat Versäumnisse bei der Aufarbeitung der Missbrauchsfälle eingeräumt. Der Regensburger Generalvikar Michael Fuchs sagte am gestrigen Dienstag: "Wir haben alle Fehler gemacht und haben viel gelernt. Wir sehen heute, dass wir früher manches besser hätten machen können."
Die Täter kommen ungestraft davon: Denn bei den 49 identifizierten Tätern greift bereits die Verjährung. Die Opfer hatten nicht solch Glück.
Ausschnitt aus der gestrigen Pressekonferenz:
6 Kommentare
Kommentare
Sven am Permanenter Link
es gibt sogar in der Bild und auf T-Online einen Bericht darüber. vielleicht stimmt in der Gesellschaft die Stimmung gegen die Kirche um und sie wird mehr hinterfragt.
Horst Herrmann am Permanenter Link
Die Schande ist nun öffentlich und detailliert belegt. Und die Verteilung der Gewichte auch: Schutz für die Institution, die "heilige Kirche", und Behandlung der Opfer als eine quantité négligeable.
Wolfgang am Permanenter Link
Wie sich die hohen Herrn doch hinter einem weltliches Gesetz verkriechen: Sie schreien Verjährung, Verjährung, Verjährung! Was für ein Wunder, ein Gott hat jahrzehntelang
Hans Trutnau am Permanenter Link
Das Verschweigen ist vermutlich ebenso verjährt.
Es ist zum Verzweifeln.
Noncredist am Permanenter Link
> Wir haben alle Fehler gemacht (...)
Glaube ich schlichtweg nicht.
Im Gegensatz zu mir, einem gottlosen Menschen ohne etwaige "himmlische Moral", erwarte ich von den Besitzern der angeblich "höchsten Moral des Universums" *nichts geringeres* als die PERFEKTION ihrer Moraldarstellung. Der Moralgott sollte ZUMINDEST SEIN EIGENES BODENPERSONAL soweit im Griff haben, dass eine Präsentation dieser ominösen "besten Moral" stets fehlerfrei verläuft. Ist dies nicht der Fall, so hat entweder das Wesen vielleicht kein Interesse an etwaigen Moralbefolgungen. Oder es ergötzt sich an den Folgen. Oder es ist fehlerbehaftet und somit gar nicht mal so, wie die Erdenbewohner ihn vermuten. Oder ist es vielleicht nicht einmal existent und alles ist schlichtweg erfunden? Dies erklärt, weshalb im Laufe der Geschichte keine Hexen mehr verbrannt wurden, obwohl es damals "richtig" war. Und weshalb nun das "gottgewollte" Zuschlagen als "Fehler" gesehen wird. Wird in Zukunft die Homoehe als ein Geschenk Gottes gefeiert werden? :)
Kay Krause am Permanenter Link
Ich denke, wenn es die Verjährung für die christlichen Untaten an Kindern und Jugendlichen nicht geben würde, dann müßten wir diverse neue Gerichte schaffen, um diesen unendlichen Wust von Mißbrauchsfällen von Gottes
Aber das ist ja gar nicht erforderlich, da die Firma "Kirche" hoch und heilig versprochen hat, für Ordnung und Aufarbeitung in den eigenen Reihen zu sorgen. Und Vater Staat läßt sie - wie immer - gewähren. Leider: wer's glaubt, wird selig!