Spanien ist noch immer für seinen verbreiteten Katholizismus bekannt. Jedoch gibt die Hälfte der jungen Generation zwischen 18 und 24 Jahren an, nicht gläubig zu sein. Und junge Spanierinnen und Spanier unterscheiden sich nicht nur im Denken gravierend von älteren Bevölkerungsgruppen, sondern auch im Handeln. So werden zum Beispiel mittlerweile 80 Prozent der Ehen nur noch zivil und nicht mehr kirchlich geschlossen.
Das Ende der Franco-Diktatur hat in Spanien zahlreiche gesellschaftliche Veränderungsprozesse ausgelöst. Einer von ihnen ist die Abkehr von der mächtigen katholischen Kirche, die durch die Aufdeckung zahlreicher Fälle sexuellen Missbrauchs Minderjähriger durch Geistliche und die Vertuschungsstrategien der Kirche noch beschleunigt wird. Nach Informationen von El País sind immer weniger junge Menschen noch gläubig. Eine Befragung der Stiftung Fundación Ferrer i Guàrdia zeigt auf, wie groß der Unterschied hinsichtlich der religiösen Bindung in verschiedenen Altersstufen ist. Während Menschen über 65 Jahre noch zu 88,6 Prozent gläubig sind, sind es unter den 35- bis 44-Jährigen nur 61,7 Prozent. Bei den 18- bis 24-Jährigen sinkt die Zahl der Gläubigen noch weiter: 48,9 Prozent von ihnen sind nicht mehr gläubig. Nur noch 48,5 Prozent schätzen sich als gläubig ein. Der Rest der Befragten macht keine Angaben.
Die Abkehr vom Glauben macht sich nicht nur durch leere Kirchenbänke während der Messen bemerkbar, sondern auch durch die zurückgehende Inanspruchnahme von kirchlichen Trauungen. Im Jahre 1992 wurden noch 79,4 Prozent der Ehen kirchlich geschlossen und nur 20,6 Prozent allein zivil. Im Jahre 2008 lagen die Formen der Eheschließung dann gleichauf. Seitdem überwiegt die zivile Eheschließung ohne zusätzliche kirchliche Trauung. Im Jahre 2018 trauten sich 80,2 Prozent der Heiratswilligen allein zivil und nur noch 19,8 Prozent von ihnen zusätzlich kirchlich.
Obwohl die katholische Kirche in Spanien noch immer reich und mächtig ist, kann sie nicht mehr wie zu Francos Zeiten auf eine Diktatur als Stütze bauen, die das Bekenntnis zu Gott und den Messebesuch vorschreiben. Durch hohe Steuereinnahmen konnte die katholische Kirche in Spanien 2018 zwar einen Kirchensteuerrekord vermelden, sieht sich jedoch mit einer Zukunft konfrontiert, in der Einnahmen weniger reichlich fließen werden, in der weniger Kinder und Jugendliche den Religionsunterricht in der Schule besuchen werden und in der die Öffentlichkeit zunehmend Untersuchungen von Missbrauchsfällen durch staatliche Instanzen fordern wird.
4 Kommentare
Kommentare
David See am Permanenter Link
der christliche Glaube gehört nunmal in keine gesunde Gesellschaft, wenn die Kirchen Gläubige haben will, muss sie feuer und schwert und folter benutzen, sonst glauben die menschen nicht an die kirchen
Coco am Permanenter Link
Echter Glaube, hat nichts mit erzwungenem Glauben zu tun!
Ich bin, nicht Erzwungen, Gläubig. Bin aber von der katholischen Kirche in eine evangelische konvertiert.
Deshalb ist nicht unbedingt die Kirche als Institution "krank" - seien wir fair, krank ist das "Schwein" das ein Kind Mißbraucht! Egal wo!!
Aber wenn so etwas aufgedeckt wird, muss gehandelt werden! Sofort und OHNE BEFINDLICHKEITSSTÖRUNG, nur weil man um den Ruf fürchtet.
Hans Trutnau am Permanenter Link
Seit 1992 komplett gedreht - das macht Hoffnung.
A.S. am Permanenter Link
Spanien zeigt: Ohne eine politische Diktatur, die "Glaube" vorschreibt, sind die Religionen am Ende.
Demokraten dürfen niemals vergessen, das Demokratie und Freiheit GEGEN die Religion haben erkämpft werden müssen. DAS wird in unseren Schulen aber viel zu wenig gelehrt.