(hpd) Heute ist - zumindest für den Humanistischen Pressedienst - ein historischer Tag. Denn heute übergab Dr. Carsten Frerk die Leitung des hpd in andere Hände. Einige mit der Redaktion verbundene Freunde sagen hier deshalb: "Mach's gut und Danke für den Fisch."
ATHMATRIX:
Ich hatte das Glück beim hpd von Anfang an mit dabei zu sein und die Aufbauphase aktiv mitzuerleben. Man kann ohne Übertreibung sagen, dass es ohne Carsten den Humanistischen Pressedienst in seiner jetzigen Form sicher nicht geben würde.
Carsten war als Agenturchef IT Themen und damit verbundenen Innovationen immer sehr aufgeschlossen.
Glücklicherweise wird Carsten dem Humanistischen Pressedienst außerhalb des Tagesgeschäftes in einer neuen Rolle auch weiter erhalten bleiben. Carstens Violettbuch hat die säkulare Szene in Deutschland beim Thema Trennung von Staat und Kirche massiv vorangebracht.
Christoph Baumgarten:
So entstehen Freundschaften: Das erste Mal Kontakt hatte ich mit Carsten, als ich irgendwann 2008 oder 2009 beim hpd gefragt habe, ob ich eine Presseaussendung des Freidenkerbunds rüberschicken könne. "Dann schick mal rüber", war seine Antwort. Alles per Mail, übrigens. Es war die Art von Freundlichkeit, an die man sich als Österreicher erst mal gewöhnen muss. Formlos, direkt. Nicht so verspielt wie das unsereins gewohnt ist, fast schon ins süßelnde hineingehend. En point eben. Ein paar Monate später haben wir uns das erste Mal persönlich getroffen. Carsten und Evelin waren über Weihnachten in Wien. Der Rest ist, wie man so schön sagt, Geschichte.
Nicht nur, dass er mich schnell überredet hat, regelmäßig für den hpd zu schreiben. Es wurde auch eine Freundschaft daraus, in der Carsten mich in schweren Stunden unterstützt hat. Glücklicherweise waren auch viele schöne Stunden dabei. Carstens und Evelins Besuche in Wien oder meine - wenigen - in Berlin. Nicht zuletzt die Arbeit an unserem gemeinsamen Buch "Gottes Werk und unser Beitrag", an der Carsten, das sei fairerweise gesagt, den Hauptanteil hatte. Dass er jetzt den hpd übergibt, wird auch für mich einiges ändern. Ich seh das mit dem sprichwörtlichen lachenden und weinenden Auge. Weinen über eine sehr schöne Zeit voller Herausforderungen unter Carsten, die jetzt vorbei ist, und Lachen in der Vorfreude auf Frank, der an uns andere Anforderungen stellen wird und den hpd sicher so prägen wird, wie es Carsten auch getan hat.
Helmut Debelius:
Welch ein Leben nach 68 Jahren, lieber Carsten! Wenn all die Fernsehzuschauer wüßten, die dir in den letzten Tagen auf allen Sendern zuhören konnten, was du bereits erlebt hast: Wie du bereits im Mittelalter das geraubte Violett-Siegel genutzt hast, um den finanziellen Machenschaften des Klerus auf die Spur zu kommen. Und wie du als Sohn des Freibeuters das Leben im Hamburg vor vielen Jahrhunderten beschrieben hast, großartig. Welch Verständnis du auch für die niederen Stände aufbrachtest: Unvergessen deine Beschreibung der Gefühle einer unruhigen Magd, als sich der Knecht in eindeutiger Absicht nähert. Chapeau, Fachwissen auf allen Ebenen! Dennoch hattest du immer auch die Kirche im Kopf. Und das wird hoffentlich noch lange so bleiben – auf deine Art!
Matthias Krause
Wer in den letzten Wochen das Fernsehen anschaltete oder eine Zeitung aufschlug, der konnte feststellen, dass es in Deutschland genau einen ausgewiesenen Experten für Kirchenfinanzen gibt: Carsten Frerk. Mit seinen akribischen Recherchen, die er ab 2002 in den Büchern „Finanzen und Vermögen der Kirchen in Deutschland“ und „Caritas und Diakonie in Deutschland“ (beide Alibri-Verlag) veröffentlichte, legte er vor gut 10 Jahren den Grundstein für diesen Ruf. Als im Oktober 2010 – dem Jahr des Missbrauchsskandals – sein aktualisiertes und auf größere „Massentauglichkeit“ getrimmtes „Violettbuch Kirchenfinanzen“ erschien, hatte er sich bei Journalisten bereits als Experte etabliert, entsprechend breit war die mediale Berichterstattung darüber.
Spätestens seit dem Violettbuch sind die Kirchen im Hinblick auf finanzielle Transparenz Getriebene – sowohl die EKD als auch die katholische Kirche sahen sich gezwungen, zum Violettbuch Stellung zu nehmen – die Deutsche Bischofskonferenz setzte gar gleich eine „Task Force“ ein, die ein „FAQ Kirchenfinanzierung“ online stellte – das Frerk umgehend kommentierte.
Frerk hat quasi im Alleingang die kirchlichen Heimlichtuer aufgescheucht: Wenn z.B. heute die Medien bundesweit über das Vermögen der bischöflichen Stühle berichten, dann ist dies nicht zuletzt Frerks Verdienst, der seit 2010 auf diese „Schattenvermögen“ hinweist.
Er war es auch, der den Reichsdeputationshauptschluss von 1803 unter die Lupe genommen hat, auf den seit der Gründung der Bundesrepublik zur Rechtfertigung der Staatsleistungen an die Kirchen verwiesen wird. Und darauf hinwies, dass die vermeintlichen „Entschädigungsleistungen“ gar nicht für die Ewigkeit gedacht waren, sondern lediglich den damals betroffenen Bischöfen einen standesgemäßen Lebensabend sichern sollten.
Auch an der Zusammenstellung der bisher gezahlten Staatsleistungen auf dem Portal „staatsleistungen.de“ war Frerk maßgeblich beteiligt.
Die öffentliche Diskussion über die Kirchenfinanzen wäre ohne Carsten Frerk heute nicht da, wo sie ist. Ohne ihn wäre sicher auch die „Transparenzoffensive“, bei der viele deutsche Bistümer in den letzten Wochen Zahlen zu ihrem Vermögen veröffentlichten, (aus Sicht der Kirche) erfolgreich gewesen – weil niemand da gewesen wäre, diese Zahlen kritisch zu kommentieren. Gestern wurde gemeldet, die Finanzverantwortlichen der katholischen Bistümer in Deutschland wollten für mehr Transparenz sorgen. Dass dieses Bekenntnis nach der kirchlichen „Transparenzoffensive“ erfolgt, zeigt wie wichtig es war, die Angaben der Bistümer kritisch und fachkundig zu hinterfragen.
Als ausgewiesener Kirchenkritiker hat man es in Deutschland schwer, in Talkshows eingeladen zu werden. Der „Ritterschlag“ besteht allerdings darin, wieder ausgeladen zu werden, weil die eingeladenen Kirchenvertreter nicht mit einem diskutieren wollen. Das heißt nichts anderes, als dass die Funktionäre einem argumentativ und rhetorisch nichts entgegenzusetzen haben. Wäre Carsten Frerk letzte Woche bei Günther Jauch nicht wieder ausgeladen worden, hätte das Image von Dompropst Norbert Feldhoff gewiss gelitten.
Lukas Mihr:
Neben meinen nachträglichen Glückwünschen zum Geburtstag - natürlich! - will ich Carsten vor allem noch einmal für über 5 Jahre professionelle und unbürokratische Zusammenarbeit danken. Auch dafür, dass er mir beruflich viele Türen öffnete.
Das schönste Geschenk konnte ihm aber keiner von "uns" machen, sondern nur ein allseits bekannter Bischof. Carstens jahrelange Arbeit trägt in diesen Tagen endlich Früchte, die Medien reißen sich auf einmal um diesen Wissenschaftler, der im Alleingang den kirchlichen Finanzen nachgespürt hat. Auch als "Rentner" wird er ganz sicher weiterhin wichtige Akzente setzen.