Humanistentag 2014

Alles ist in Bewegung

Menschenrechtstag

Glück und Lachen waren die Themen am Morgen des letzten Tages. Robert Langer verknüpfte Tatsachen rund um das Glück mit Witzen. Es hießt, der Vortragende war sich sicher, das sein Vortrag auf jeden Fall unwissenschaftlich, mitunter tendenziös und vielleicht auch nicht ganz neu ist - “aber Eine(r) ist auf jeden Fall der Dumme”.

Langer berichtete, dass der englische Psychologe Richard Wiseman im September 2001versuchte, mittels einer Internetbefragung herauszufinden, welcher Witz von den meisten Menschen als lustig empfunden wird. Der Aufforderung, den eigenen Lieblingswitz auf die Seite zu stellen und die Witze anderer zu bewerten, folgten etwa 500.000 Menschen aus insgesamt 70 Ländern. Sie stellten zusammen 40.000 Witze ein, zu denen 1,5 Millionen Bewertungen abgegeben wurden. Die meisten Stimmen erhielt folgender Witz: “Zwei Jäger sind im Wald unterwegs, als einer von ihnen zusammenbricht. Er scheint nicht mehr zu atmen, und seine Augen sind glasig. Der andere Typ zückt sein Telefon, ruft den Notdienst an und stößt hervor: ’Mein Freund ist tot! Was kann ich nur machen? - Darauf der Telefonist: ‘Beruhigen Sie sich. Ich kann Ihnen helfen. Zuerst sollten wir sicherstellen, dass er tot ist.’ Kurze Pause, dann ein Schuss. Zurück am Telefon sagt er: ‘OK und was jetzt?’”

Vor dem Essen zelebrierte Bruder Spaghettus eine Nudelmesse für das Fliegende Spaghettimonster und danach begann der Höhepunkt des Tages: Mina Ahadi sprach über die Verletzung der Menschenrechte durch den Islam. Mit ihrer Emotionalität berührte sie das Publikum, das wie gebannt saß und unter anderem zuhörte, als sie ihr Handy hochhielt und den Mitschnitt eines Telefonats mit einem Häftling in einer iranischen Todeszelle abspielte.

Zur großen Podiumsdiskussion zum Thema “Menschenrechte und Religionen” konnte der Sonderberichterstatter für Religions- und Weltanschauungsfreiheit des UN-Menschenrechtsrats Heiner Bielefeldt begrüßt werden. Der begann seine Rede mit dem Hinweis, dass die Menschenrechtscharta ein säkularer Anspruch sind und die Formulierung bewusst und gegen entsprechende Forderungen ohne religiöse Bezüge erfolgte. Mina Ahadi kritisierte, dass auch die UN nicht immer konsequent darauf dringt, dass Staat und Religionen getrennt werden. Zumal Religionen oft der Grund für Menschenrechtsverletzungen sind - so im Iran, in Pakistan oder auch in Saudi-Arabien.

Hubertus Mynarek wies darauf, dass die Kritik aus menschenrechtlicher Sicht sich nicht gegen Religionen per se richten dürfte, sondern eher den Kirchen angelastet werden muss. Dem wurde vielfach widersprochen, denn es sind die Religionen, die in ihren “heiligen Büchern” menschenverachtend sind; nicht allein die Institutionen, die die Religionen vertreten.

Gerhard Rampp wies darauf hin, dass - entgegen gern wiederholter Argumente - die Menschen nicht “natürlich religiös” sind. Das aber nimmt nicht zurück, dass Religionsfreiheit ein hohe Gut und ein Grundrecht sei. Doch muss sich Religionsfreiheit allen anderen Menschenrechten unterordnen und darf diesen nicht (in der Ausübung) widersprechen.

Heiner Bielefeld reagierte auf den Widerspruch von Mina Ahadi mit dem Hinweis, dass “uns allen klar ist, dass die Menschenrechte nur schwer umsetzbar sind.” “Aber - so Bielefeldt weiter - ” wir haben in den letzten Jahren viel erreicht. Auch wenn das nicht immer so wahrgenommen wird.“ Als Beispiel nannte er die Behindertenkonvention. Vor 20 Jahren war das Thema noch nicht einmal Thema. Heute verpflichten sich die Staaten. Menschenrechtspolitik jedoch - so der UN-Beauftragte - findet auf staatlicher Ebene statt, nicht ”in New York oder Genf".

Auch in der anschließenden und regen Diskussion wurde vor allem Heiner Bielefeldt mit Fragen bestürmt. Es ging dabei um den Missbrauch von Menschenrechten (beispielsweise, wenn im Namen der Menschenrechte Kriege geführt werden) und dann um die Beschneidung männlicher Säuglinge aufgrund religiöser Ideen. Die sich daran anschließende Diskussion wäre einen eigenen Tagesordnungspunkt und eine oder zwei Stunden Zeit wert gewesen. Denn aus gut unterrichteter Quelle ist dem hpd bekannt geworden, dass sich Bielefeldt nach der Diskussion etwas weniger begeistert von der Beschneidung gezeigt hat als zuvor.

Der Abend und damit auch fast der Humanistentag 2014 wurde mit Literatur beschlossen. Martin Stein las aus “Der zitable Atheist”, der deutschen Ausgabe eines in den USA wohlbekannten Buches. Von den rund 1.000 Zitaten bekannter und unbekannter Freidenker wie auch Klerikaler trug Stein etliche vor. “Die Zecke des Zaren” heißt ein von Roland Prillwitz illustriertes Kinderbuch, aus dem die Autorin Gudrun Opladen vortrug. Die Erzählung ist nicht nur eine unterhaltsame, heitere Parodie auf religiöse Orthodoxie und politischen Größenwahn, sondern informiert auch ganz nebenbei über das ungeliebte, blutsaugende aber dennoch faszinierende Wesen Zecke.

“Wo bitte geht’s zum Menschen” fragte Helge Nynke den kleinen Fuchs. Launig und witzig erzählte Nynke Geschichten aus und über seine Bücher. Er ist nicht nur der Illustrator des Buches “Wo bitte geht’s zu Gott? fragte das kleine Ferkel” (“Ferkelbuch”), um das es sogar einen Rechtsstreit gab, sondern auch Autor eigener Bücher. An- und abschließend des Tages spielte “BERNT - Die Bänd” zum täglichen musikalischen Abschluss auf.

Am Ende soll als Credo der vier Tage noch ein Zitat vom oben bereits zitierten Alexander Tschierse stehen: “Die Zeit wird kommen, da ein Bundespräsident und eine Bundeskanzlerin ein Grußwort zum Humanistentag sprechen werden. Und nachfolgende Generationen werden sich sich dereinst kaum erklären können, dass es einmal anders war.”