Salzburger Politologe Farid Hafez vergleicht antiislamistischen Polizeieinsatz mit der Kristallnacht

Islamophobie, eine Razzia und ein Nazivergleich

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Farid Hafez spricht bei der Verleihung des Bruno-Kreisky-Anerkennungspreises 2010
Farid Hafez bei der Verleihung des Bruno-Kreisky-Anerkennungspreises 2010

In den Morgenstunden des 9. November stürmten Polizeieinheiten (unter anderem die Spezialkräfte "Cobra" und "WEGA") im Rahmen der "Operation Luxor" österreichweit jene Vereinslokale, welche als Treffpunkte der Muslimbruderschaft beziehungsweise der Hamas gelten, sowie Wohnungen von Personen, die der Mitgliedschaft in diesen islamistischen Organisationen verdächtigt werden. Unter den Festgenommenen befand sich auch der umstrittene Salzburger Politologe Farid Hafez.

Dieser war von einem Informanten der Polizei als führender Kopf der Muslimbruderschaft bezeichnet worden. Eine derartige Rolle war für Hafez schon vor einigen Jahren aufgrund seiner Publikationen vermutet worden, allerdings konnte ihm nie etwas in dieser Richtung bewiesen werden. Hafez ist überdies der Mitherausgeber des alljährlichen "Islamophobie-Reports", in dem nicht nur "echte" und "rechte" Muslim-Hasser, sondern auch Muslime und säkulare Denker an den Pranger gestellt werden, wenn sie liberale oder antiislamistische Positionen vertreten beziehungsweise Kritik am türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan äußern. Dieser "Islamophobie-Report" steht bezeichnenderweise auch unter der Schirmherrschaft der AKP-nahen Stiftung SETA. 2018 unterzeichneten deshalb mehrere prominente Islamkritiker wie zum Beispiel Seyran Ateş, Necla Kelek, Mouhanad Khorchide und Susanne Schröter einen Brief an die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, in welchem die Einstellung der EU-Finanzierung (126.951,81 Euro!) dieser völlig unwissenschaftlichen Propagandaschrift gefordert wurde.

Hafez publizierte daraufhin auf der Website der Georgetown-Universität einen Beitrag, in welchem (in Bezug auf die Razzien) nicht nur von einer "Kriminalisierung des Islam" in Österreich gesprochen wird, sondern auch der österreichischen Bundesregierung, welche gerade überlegt, den "Politischen Islam" zum Straftatbestand zu erklären, unterstellt wird, die Meinungsfreiheit zu verbieten. Das Vorgehen der Polizei wird aufgrund des Datums der Razzien mit den NS-Novemberpogromen verglichen. Die polizeiliche Aktion am Jahrestag der sogenannten "Kristallnacht" untergrabe zudem die Glaubwürdigkeit des Gedenkens und es wird überdies eine Analogie zur Repression gegenüber Muslimen im chinesischen Xinjiang gezogen.

Die Universität Salzburg, welche sich bisher immer schützend vor Hafez gestellt hatte, distanziert sich nun auf das Schärfste von dessen Aussagen. Laut Rektor Hendrik Lehnert werden sogar dienstrechtliche Konsequenzen geprüft. Offenbar hatte Farid Hafez nicht mit dieser Reaktion gerechnet und bestreitet nun, eine solche Gleichsetzung vorgenommen zu haben. Die Distanzierung der Universität ist zwar erfreulich, allerdings hätte man von dieser altehrwürdigen Institution, welche sogar dem Nobelpreisträger Konrad Lorenz die Würde des Ehrendoktorates (aufgrund dessen Nähe zur NS-Ideologie) aberkannt hat, schon deutlich früher eine klare Distanzierung von den diversen Aussagen des Politologen erwartet. Die Degradierung des berühmten Verhaltensforschers erfolgte allerdings erst posthum, es bleibt zu hoffen, dass allfällige Konsequenzen im konkreten Fall deutlich früher gezogen werden.

Die Versuche der Relativierung von Farid Hafez wirken völlig unglaubwürdig. Seine Positionen sind in der betreffenden Publikation eindeutig, und es ist auch die übliche Propaganda-Masche der islamistischen Szene und ihrer Kollaborateure, in die Opferrolle zu schlüpfen und Kritiker mit Nazivergleichen moralisch zu diskreditieren. Diese Strategie hat bei vielen linken Intellektuellen bis vor kurzem großen Anklang gefunden. Besonders pikant erscheint in diesem Fall der Umstand – welcher in den Medien allerdings wenig thematisiert wird –, dass gerade die von Hafez verteidigten und verherrlichten Muslimbrüder von den Nazis unterstützt und finanziert wurden. Aber Nazivergleiche haben hierzulande eine lange Geschichte und in der Regel verfehlen sie ihre emotionale Wirkung nicht, außer man macht es so ungeschickt wie die Jana aus Kassel.

Hafez mokiert sich in der Presse und in den sozialen Netzwerken über die Stürmung seiner Wohnung durch "Cobra"-Beamte und bekommt dafür sehr viele Mitleidsbekundungen aus seinem (überwiegend Scharia-affinen) Fanclub. Dass durch die nächtliche Polizeiaktion seine Familie verängstigt wurde, ist wirklich bedauerlich. Ein solches Erlebnis ist nun wahrlich niemandem zu wünschen. Gerade der besonders linke Teil unserer Leserschaft wird nun eine eindeutige Verurteilung dieser Polizeigewalt erwarten. Der Verfasser aber ist von einer solchen weit entfernt, und dies aus zwei Gründen:

Zum einen hat sich Herr Hafez mit seinen Publikationen und öffentlichen Auftritten zumindest in die geistige Nähe der rechtsextremen Muslimbruderschaft begeben und unter dem Deckmantel der Wissenschaft deren Propagandaarbeit erledigt. Wer die Toleranz einer Gesellschaft in dieser Art strapaziert, darf sich nicht wundern, wenn der demokratische Rechtsstaat hier irgendwann einmal seine Zähne zeigt.

Zum anderen sind die Beamten der "Cobra" und anderer Spezialeinheiten aber auch für den Personenschutz unserer Vortragenden aus dem Kreis der liberalen und der Ex-Muslime verantwortlich. Es gibt gute Gründe für die Annahme, dass die potenziellen Gefährder genau aus jenen Kreisen kommen, denen Herr Hafez ideologisch nahesteht. Es ist dem Einsatz dieser Spezialkräfte zu verdanken, dass unsere Vortragenden gute Chancen haben, weder bei Anfahrt, Referat oder Abreise enthauptet oder geschächtet zu werden. In diesem Sinne möchte ich mich im Namen des HVÖ bei den Beamten des EKO (Einsatzkommandos) "Cobra" und ihren Kollegen von anderen Spezialeinheiten herzlich für ihren (nicht gerade risikolosen!) Einsatz bedanken.

Während Herr Hafez auf die dienstrechtlichen Konsequenzen seiner Äußerungen wartet, wird er vermutlich über weitere emotionale Analogien aus der NS-Zeit reflektieren. Weil wir gerade bei dem Thema sind: Damals, in der Ostmark, war das Verhältnis zwischen den lokalen Behörden und der Muslimbruderschaft deutlich harmonischer als jetzt!

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