Skeptiker 3/2021 erschienen

DNA-Numerolgie und alte Weisheit

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Das alte Ägypten als Fundgrube für den Esoterikmarkt, ein ungewöhnliches Zahlenspiel mit der DNA und ein Ausblick auf das neue Buch, das der Physiker Holm Hümmler gemeinsam mit der Psychologin Ulrike Schiesser verfasst hat: Dies und vieles mehr ist in der aktuellen Ausgabe des Skeptiker zu finden. Die Zeitschrift der GWUP e. V. ist ab sofort als Print oder e-Paper erhältlich.

Act like an Egyptian: Das alte Ägypten hat den Esoterikmarkt zu zahlreichen Angeboten inspiriert: Tarotkarten, Räuchermischungen für Rituale, "Energiepyramiden" zum Bündeln angeblicher Strahlung und andere Produkte sollen das körperliche und psychische Wohlbefinden steigern. Manches davon hat einen realen Bezug zu Traditionen der alten Hochkultur am Nil, anderes wurde erst in jüngerer Zeit im europäisch geprägten Kulturraum hinzugedichtet und -erfunden. Doch stets geht es um uralte Mystik und Weisheit – auch wenn aus wissenschaftlicher Sicht berechtigte Zweifel an der Wirksamkeit der Produkte angebracht sind.

Ägyptosophie, so nennt der Experte Erik Hornung die "Auseinandersetzung mit einem imaginären Ägypten, das als tiefste Quelle allen Geheimwissens gilt." Für die neue Skeptiker-Ausgabe hat die Ägyptologin Dr. Yvonne Vosmann untersucht, wie sich die Ägyptosophie in der gegenwärtigen Esoterik niederschlägt. In ihrem Beitrag folgt sie den ideengeschichtlichen Spuren klassischer EsoterikerInnen wie Helena Blavatsky und Aleister Crowley und wirft einen Blick auf den aktuellen ägyptisch inspirierten Esoterikmarkt. Jeder Nutzer, jede Nutzerin kann die Produkte mit individuellen Deutungen aufladen, so die Autorin. Weil das fremde Kulturelement Sinnpotenziale für die Gegenwart aufweist, lässt es sich leicht in die eigene Lebenswelt integrieren.

Nicht mit Berufung auf "altes Wissen", sondern mit Zahlen und Daten hätte ein Forscherduo aus Kasachstan die Theorie der menschlichen Evolution ins Wanken gebracht, hieß es vor einigen Jahren zur Freude von Prä-Astronautikern und Anhängern des "Intelligent Design". Der Mathematiker Vladimir Shcherbak und der Physiker Maxim Makukov waren auf Regelmäßigkeiten und Muster in den Zahlenverhältnissen der verschiedenen Aminosäuren unseres Genoms gestoßen, die sich nach ihrer Ansicht kaum durch Zufall erklären ließen. Begeisterten Widerhall fand ihre Entdeckung bei Einrichtungen wie der evangelikal-kreatioistischen "Studiengemeinschaft Wort und Wissen" und dem US-amerikanischen "Discovery Institute", das die These vom "Intelligent Design" vertritt.

Immerhin hatte es der Aufsatz in ein Peer-Review-Journal geschafft, war also von Fachgutachtern für publikationswürdig befunden worden. Doch sind die darin festgestellten Muster wirklich so außergewöhnlich oder lassen sie sich auch ohne Rückgriff auf eine Schöpferinstanz erklären? Dieser Frage widmet sich Martin Neukamm von der AG Evolutionsbiologie in einem weiteren Beitrag des neuen Heftes. Sein Fazit: Die Argumentation von Shcherbak und Makukov funktioniert ähnlich wie der berüchtigte "Bibel-Code" – durch mehr mehr oder weniger willkürliche Selektion des Materials. Genau wie man durch geschickte Auswahl von Buchstabenfolgen aus biblischen Texten nach Belieben Prophezeiungen, etwa der Anschläge vom 11. September, hineinzaubern kann, so lassen sich auch in der Molekularstruktur der DNA mathematische Regelmäßigkeiten "finden".

Zum Schluss noch ein Lesetipp: "Fakt und Vorurteil" heißt ein neues Buch, das sich der Kommunikation mit "Esoterikern, Fanatikern und Verschwörungsgläubigen" widmet. Wie diskutiert man bei einer Familienfeier über Homöopathie? Und sollte man das überhaupt tun? Kann man Impfverweigerer online bekehren? Was bringt Menschen zum Umdenken? Der Band ist ab 22. Oktober erhältlich, für den Skeptiker führte Chefreporter Bernd Harder mit dem Koautor Holm Hümmler ein Vorab-Interview.

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