Multimilliardär tritt bei den Mormonen aus – und spendet an LGBT-Projekt

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Manti-Tempel in Utah
Manti-Tempel in Utah

Der amerikanische Multimilliardär Jeff T. Green hat seinen Austritt aus der Kirche der Mormonen bekanntgegeben. Als Gründe nannte er deren ablehnende Haltung gegenüber Frauen- und Bürgerrechten, Antirassismus und der Gleichstellung von sexuellen Minderheiten. Gleichzeitig gab Green bekannt, dass er mindestens 90 Prozent seines Vermögens in die Hände gemeinnütziger Einrichtungen geben wolle – ob zu Lebzeiten oder nach dem Tod, blieb offen. Eine erste Spende in Höhe von 600.000 US-Dollar werde an die LGBT-Organisation "Equality Utah" fließen, weitere sollen folgen.

Mit einem geschätzten Vermögen von 5,7 Milliarden Dollar gilt Green als reichste Person im US-Bundesstaat Utah. Der 44-Jährige ist Chef eines Unternehmens für Online-Werbung und gehörte der größten Gruppierung innerhalb der Mormonen an, der "Church of Jesus Christ of Latter-day Saints" (LDS) (dt: "Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage").

Die Gründe für seinen Austritt legte Green in einem Brief an den LDS-Präsidenten Russell Nelson dar. Zwar seien die meisten Mitglieder aufrichtig um ethisches Handeln bemüht. Doch er glaube, "dass die Kirche derzeit schädlichen Einfluss in der Welt ausübt" und in Bezug auf ihre Geschichte, ihre Finanzen und Interessen unaufrichtig auftrete. "Ich bin überzeugt, dass die mormonische Kirche den weltweiten Fortschritt von Frauen- und Bürgerrechten, Antirassismus und der Rechte von LGTBQ+-Personen behindert", schreibt Green in seiner Austrittserklärung weiter. Mit ihm kehrten elf Familienmitglieder und ein Freund der Glaubensgemeinschaft den Rücken.

Die angekündigte 600.000-Dollar-Spende soll nach seinen Worten nur die erste von vielen sein. Fast die Hälfte des Betrags ist für ein neues Stipendienprogramm vorgesehen, das LGBTQ-Personen beim Studium unterstützt. Es richtet sich ausdrücklich auch an Studierende, die die Brigham-Young-University (BYU) "verlassen müssen oder wollen". Die BYU ist im Besitz der LDS und zählt mit über 33.000 Studierenden zu den größten privaten Hochschulen in den USA, auch Jeff Green gehört zu den Absolventen.

Erst kürzlich hat die BYU durch homophobe Vorschriften für Studierende den Protest der LGBTI-Community auf den Plan gerufen. Zwar hatte sie im Februar 2020 das Verbot "aller Formen von körperlicher Intimität, die homosexuellen Gefühlen Ausdruck verleihen" aus ihrem Verhaltenskodex für Studierende gestrichen. Doch nur einen Monat später erklärte sie gleichgeschlechtliche Beziehungen als "nicht vereinbar" mit besagtem Verhaltenskodex. Verstoßen Studierende dagegen – und sei es nur durch Händchenhalten – drohen ihnen Strafen oder sogar der Rauswurf.

Zaghaften Bemühungen um Modernisierung zum Trotz halten die Mormonen bis heute an ihrer dogmatischen Ablehnung von gleichgeschlechtlicher Ehe und Partnerschaft fest. Auch hinsichtlich der Geschlechterrollen vertreten sie erzkonservative Ansichten. So ist das Priesteramt für Frauen nicht zugänglich.

Ein weiterer Kritikpunkt Greens betrifft das Finanzgebaren der LDS. Wie er schreibt, verfüge die Kirche über ein Vermögen von 100 Milliarden Dollar. Doch statt damit humanitäre Projekte zu fördern, sei die Summe in Vermögenswerten angelegt. Das Geld stamme von gutherzigen, teils armen Spendern, die glauben, dass die Kirche den Willen Jesu erfülle. Green vermutet, dass die Kirche stattdessen "ihre Mitglieder und deren Bedürfnis nach Hoffnung ausgenutzt hat, um Tempel, Einkaufszentren und Viehranches zu bauen, Investmentfonds [...] zu erwerben und hypothekenbesicherte Wertpapiere zu kaufen, statt menschliches Leid in der Kirche und außerhalb zu lindern". Die LDS gibt nach eigenen Angaben etwa eine Milliarde Dollar jährlich für wohltätige Zwecke aus.

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