Die Western University im kanadischen London feierte den Tag gegen Homophobie, Transphobie und Biphobie mit einem Post auf Instagram. Auf dem Bild waren auch zwei Muslimas zu sehen, die sich küssen möchten. Das sorgte für Proteste der islamischen Community. Die Universität löschte das Bild – was queeren Mitarbeiter*innen missfiel. Ein Fall aus Kanada, der einen Konflikt offenbart zwischen Toleranz gegenüber Religion und Toleranz an sich.
Die University of Western Ontario (Western University) hat einen Instagram-Beitrag zurückgezogen. Es handelte sich um ein Bild mit der Botschaft "Celebrate the Power of Love". Vier Paare waren abgebildet: ein schwules, ein heterosexuelles, ein Mensch im Rollstuhl, der umarmt wird, und zwei Frauen mit Hijab, die sich zu einem Kuss vorbeugen. An Letzteren nahm die muslimische Gemeinschaft der Kleinstadt London in Ontario Anstoß. In den Sozialen Medien ließen die beleidigten Muslime ihrem Unmut freien Lauf: Das Bild sei "unangemessen" und "respektlos gegenüber der muslimischen Gemeinschaft". Die Universität löschte daraufhin nicht nur das Bild aus dem Netz, sie entschuldigte sich auch bei der islamischen Community, wie CTV News berichtet.
"Mit dem Post beabsichtigten wir, die unerschütterliche Unterstützung von Western für die 2SLGBTQ+-Community (...) zu demonstrieren. (...) Wir verstehen auch, dass das Bild für einige Mitglieder der muslimischen Gemeinschaft verstörend war", so Opiyo Oloya, der bei der Western University für Gerechtigkeit, Vielfalt und Inklusion zuständig ist. Das Thema sei "komplex und intersektional", verschiedene Ungleichheiten seien also auf komplexe Art und Weise miteinander verschränkt.
Queere Mitarbeiter*innen schreiben Offenen Brief
Eine Gruppe queerer Dozent*innen und Doktorand*innen der Western University kritisierte den Umgang ihrer Arbeitgeberin mit dem Instagram-Post, schreibt The London Free Press. In einem Offenen Brief forderte die Gruppe die Universität auf, die Unterstützung queerer Muslime zu bekräftigen. In dem Brief heißt es: "Western muss darüber nachdenken, wie spaltend und verletzend dieser Vorfall für genau die Menschen war, die der Internationale Tag gegen Homophobie, Transphobie und Biphobie unterstützen soll." Ein schwuler Muslim sagte gegenüber der öffentlich-rechtlichen CBC: "Ich kann verstehen, warum sie es heruntergenommen haben, aber ehrlich gesagt wünschte ich mir, sie hätten es nicht getan."
Die Universität glaube, dass "dies eine Gelegenheit für eine echte, wohl überlegte Diskussion darüber bietet, wie wir Mitglieder der queeren muslimischen Gemeinschaft und Menschen aller Glaubensrichtungen und jeder Herkunft innerhalb der 2SLGBTQ+-Gemeinschaft am besten unterstützen können", sagte Oloya gegenüber The London Free Press. Um diese Diskussion zu fördern, habe die Universität das Bild aus dem Beitrag entfernt, "um nicht von diesen wichtigen Gesprächen abzulenken". Der ursprüngliche Beitrag hatte die Community unterstützen sollen, sagte er noch.