FRANKFURT. (hpd) Am gestrigen Mittwoch kam es in Frankfurt im Rahmen eines Vortrags über Sterbehilfe zu einem Anschlag auf Elke Baezner, Präsidentin der DGHS. Aussagen des Täters lassen einen Zusammenhang zur Lebensrechtsbewegung vermuten.
Am Nachmittag des 18. Juni 2014 tagte der freie Gesprächskreis “Humanes Sterben” im Cosmopolitan Konferenz Center im Hauptbahnhof Frankfurt. Matthias Lubcke der Organisator des Gesprächskreises und Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Humanes Sterben (DGHS) e.V. und des Humanistische Verband Deutschlands (HVD) hatte Elke Baezner, Präsidentin der DGHS zu einem Vortrag über das Schweizer Modell der Sterbehilfe eingeladen.
Etwa 15 Minuten in den Vortrag erhob sich ein Mann mittleren Alters aus dem Zuschauerraum, ging ruhigen Schrittes nach vorne, und griff die Referentin und den Organisator mit einer Flüssigkeit an. Der Mann versuchte danach zu fliehen, wurde jedoch vom Personal des Konferenz Centers und einigen Teilnehmern aufgehalten. Bei der in einer PET-Flasche transportierten Flüssigkeit handelte es sich um Buttersäure, wie die Feuerwehr später feststellte. Die Referentin und der Organisator trugen leichte Verätzungen im Gesichtsbereich davon, und wurden vom Rettungsdienst in die Augenklinik begleitet. Der Täter wurde von der Polizei abgeführt und muss nun mit einer Anzeige wegen Körperverletzung und Sachbeschädigung rechnen.
Die Veranstaltung wurde abgebrochen und der Veranstaltungsort aufgrund der Gasbildung der Säure von der Feuerwehr geräumt.
Es ist davon auszugehen, dass es sich um eine politisch motivierte Tat handelt. Einzelne Aussagen des Täters lassen darauf schließen, dass er sich der Lebensrecht-Bewegung zuordnet, berichtete Dr. Florian Zimmermann, Landesvorsitzender des HVD Hessen. Die Lebensrecht-Bewegung steht primär gegen Schwangerschaftsabbrüche, setzt sich jedoch auch gegen Praktiken der Sterbehilfe, des Klonens, der Pränataldiagnostik und manche Gebiete der Biotechnologie, wie etwa Stammzell- und Embryonenforschung, ein. Insbesondere in den USA versucht eine radikale Minderheit von Abtreibungsgegnern seit den 1970er Jahren ihre Ziele durch gezielte Attentate durchzusetzen. Belagerung und Belästigung der Patientinnen von Familienplanungszentren sind dabei noch nicht die heftigsten Auswüchse der Extremisten - auch vor Mord und Bombenanschlägen schrecken einzelne nicht zurück.
Im März dieses Jahres hatten DGHS und HVD ein breiten Bündnisses humanistischer Organisationen versammelt, um unter dem Motto “Mein Ende gehört mir” zu fordern, dass die derzeit geltende Straffreiheit der Suizidhilfe in keiner Weise eingeschränkt werde. Zur laufenden Debatte hatte das Bündnis zehn Leitsätze vorgestellt.