Die katholische Kirche muss in den USA die bisher größte Entschädigungssumme an Missbrauchsopfer zahlen. Auch bei den Protestanten nimmt die Aufklärung ähnlicher Fälle endlich Fahrt auf.
Der emeritierte Papst Benedikt XVI. muss sich womöglich vor einem weltlichen Gericht wegen des Missbrauchsskandals in der katholischen Kirche verantworten. Am vergangenen Wochenende reichte der Anwalt eines Missbrauchsopfers aus Bayern Klage vor dem Landgericht Traunstein gegen den Priester Peter H. sowie gegen mehrere Kirchenverantwortliche ein, unter ihnen Kardinal Friedrich Wetter, der Generalvikar der Erzdiözese München und Freising, Christoph Klingan sowie der ehemalige Papst Benedikt XVI.
Beim Missbrauchsskandal der katholischen Kirche mehren sich die Hinweise auf eine bislang kaum beachtete Dimension der Vertuschung: Demnach sollen die Verantwortlichen verdächtige Priester aus Deutschland in lateinamerikanische Länder versetzt haben, wo sie vor den deutschen Ermittlungsbehörden sicher waren. Darauf weisen Recherchen des ARD-Magazins "report München" und der spanischen Tageszeitung El País hin.
Gestern wurde die Studie über Missbrauchsfälle im Bistum Münster veröffentlicht. Der hpd sprach hierüber mit Martin Schmitz, der selbst als Kind Missbrauch durch einen Priester erlebte und Sprecher des Beirats ist, der das Entstehen der Studie begleitete.
Forscher der Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU) Münster stellten heute die Ergebnisse ihrer Untersuchung zu den Missbrauchsfällen im Bistum Münster vor. Sie zeigten sich entsetzt über das Maß an Vertuschung des Missbrauchs durch das Bistum und appellierten an den Staat, eine aktivere Rolle im Aufarbeitungsprozess einzunehmen.
Im Mai fand in Rom der alljährliche Exorzismus-Kurs in der römischen Hochschule päpstlichen Rechts "Athenaeum Regina Apostolorum" statt. Laut der Catholic News Agency wurden hierbei von Forschern erstmals auch Daten über Exorzisten vorgestellt, die zeigen, dass viele Exorzisten über einen gewissen Mangel an Unterstützung klagen.
Unter dem Titel "Erzwungene Aufarbeitung" befasst sich Heft 1/22 der MIZ mit dem Umgang der katholischen Kirche mit dem Missbrauch von Kindern in ihren Einrichtungen. Dabei geht es nicht nur um die juristische Seite des Skandals.
Mit der international berühmt gewordenen Großplastik "Der Hängemattenbischof" will das "Aktionsbündnis Betroffeneninitiativen sexueller Kindesmissbrauch in der katholischen Kirche" gemeinsam mit der Giordano-Bruno-Stiftung in Stuttgart während des Katholikentags demonstrieren. Obwohl die Demonstration vor vier Wochen ordnungsgemäß angemeldet wurde, will die Versammlungsbehörde den Protest ins Abseits drängen. Dagegen hat das Protestbündnis gestern Abend Klage beim Verwaltungsgericht Stuttgart eingereicht.
Am 20.05.2022 wurde am Amtsgericht Köln das Strafverfahren gegen zwei Priester wegen Volksverhetzung gegen Zahlungen in Höhe von 3.150 und 4.000 Euro eingestellt (§ 153a StPO). Der polnische Priester Dariusz Oko hatte in einem Beitrag in der Fachzeitschrift "Theologisches" Homosexuelle unter anderem als "Parasiten" bezeichnet und mit einem "Krebsgeschwür" verglichen. Die Anklage richtete sich auch gegen den Chefredakteur der Zeitschrift, den Theologen Johannes Stöhr.
Der bisherige Missbrauchsbeauftragte der Deutschen Bischofskonferenz Stephan Ackermann wird diese Aufgabe nicht weiter ausüben, die auf eine breitere Basis gestellt werden soll. Vertreter von Betroffenenorganisationen begrüßen den Schritt.
Die spanische katholische Kirche hat jahrzehntelang sexualisierte Gewalt gegen Minderjährige aus ihren eigenen Reihen vertuscht. Kinder, Jugendliche und Eltern wurden zum Schweigen gebracht, Priester auf andere Kontinente versetzt. Erst seit kurzem gibt die Kirche einige hundert Fälle zu. Der mit der weiteren Untersuchung betraute Ombudsmann soll kanonische Archive einsehen dürfen, eine Teilnahme an der Untersuchung schließen die Bischöfe jedoch aus.
Obwohl Spanien einst als katholisches Land galt, verliert die spanische katholische Kirche seit Jahrzehnten Gläubige. Geschuldet nicht nur der Tatsache, dass jüngere Menschen seltener eines religiösen Glaubens bedürfen, sondern auch der Missbrauchs- und Finanzskandale der Kirche.
Kardinal Rainer Maria Woelki hat die ihm vom Papst verordnete geistliche Auszeit scheinbar nicht genutzt, um sich in seiner Amtsführung auf biblische, ethische Grundaussagen zurückzubesinnen. Anders ist sein Umgang mit der Berichterstattung über die Spielschulden des Priesters aus seinem Erzbistum nicht zu erklären. Die Kölner Diözese soll insgesamt 1,15 Millionen Euro zum Teil aus einem bischöflichen Sondervermögen zur Tilgung bereitgestellt haben, aus dem auch Missbrauchsopfer entschädigt werden.
Die Kölner KatholikInnen verzweifeln zunehmend an ihrem Kardinal Rainer Maria Woelki und seinem Umgang mit den Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche. Ein massiver Anstieg an Kirchenaustritten ist die Folge – und das weit über die Grenzen Kölns hinaus. Die Atheisten Österreich würdigen Woelki deshalb nun mit einer Ehrenurkunde aufgrund seiner Leistungen für den Atheismus.
Um Skandale zu vermeiden und das Ansehen seiner Diözese zu schützen, soll Ex-Bischof Howard Hubbard jahrzehntelang den sexuellen Missbrauch katholischer Amtsinhaber an Minderjährigen vertuscht haben. Erst in diesem Monat wurde eine knapp 700-seitige Aussage bekannt, die Hubbard im vergangenen Jahr tätigte. Über Jahrzehnte soll er dutzende Verbrechen von elf Priestern gedeckt haben. Missbrauchsvorwürfe gegen sich selbst weist er zurück.