Die taz will Polizisten auf dem Müll entsorgen – und hält das für Satire. Autsch, aua! Der arme Tucho! Wenn er jetzt da oben auf seiner Wolke sitzt und zuschaut, wer ihn wie und für was zitiert, wird er gleich noch ein bisschen depressiver. Die Satire, man darf es sagen, ist auf den Hund gekommen.
Gestern fuhren sie wieder durch die Straßen Düsseldorfs, die weltberühmten politischen Mottowagen von Jacques Tilly. Beim diesjährigen Rosenmontagszug hatte der Künstler den Schwerpunkt auf die klare Positionierung gegen Rassismus, Rechtspopulismus und rechten Terror gelegt. Ausnahmsweise gab es sogar 13 statt der bisher üblichen zwölf politischen Karikaturen in 3D.
Ein junger russischer Comedian floh Ende Januar ins Ausland, nachdem Nachforschungen von Regierungsseite über ihn eingeleitet wurden. Er soll den Präsidenten beleidigt haben und gegen das Blasphemie-Verbot verstoßen haben.
"… wirkt nicht über den Placebo-Effekt hinaus!" heißt das diesjährige Thema des DA! Art-Awards, der 2020 zum zweiten Mal vergeben wird. Der Preis, vom Düsseldorfer Aufklärungsdienst in einem zweijährigen Turnus ausgelobt, will Künstlerinnen und Künstler inspirieren, sich kritisch mit Religion und Irrationalismus auseinanderzusetzen.
Vor fünf Jahren fand der Anschlag auf das französische Satiremagazin Charlie Hebdo statt. Viele Menschen starben, weil sich muslimische Fanatiker durch Satire in ihren religiösen Gefühlen verletzt sahen. Dass es nicht notwendigerweise religiöser Fanatiker bedarf, um die faktische Freiheit von Kunst und Satire ins Wanken zu bringen, bewies jüngst ein vom WDR veröffentlichtes Scherzlied.
Zum fünften Jahrestag des Attentats auf "Charlie Hebdo" veranstaltet der Bund für Geistesfreiheit München (bfg München) eine Gedenkveranstaltung mit den Kabarettisten HG Butzko und Holger Paetz sowie dem Cartoonisten Michael Heininger.
Über kreative Neuinterpretationen ihrer Religion und ihrer Religionsgründer sind Gläubige nur selten erfreut. Dies zeigt sich aktuell in Brasilien, wo eine Comedy-Gruppe beim Streamingdienst Netflix eine Jesus-Satire veröffentlicht hat, die Jesus als schwulen Mann zeigt. Rund zwei Millionen Christen fordern derzeit in einer Petition, dass der Film aus dem Netflix-Programm genommen wird.
Bekanntermaßen hätten Krankenkassen gern Vollzugriff auf die Gesundheitsdaten ihrer Versicherten. Dazu greifen sie schon mal in die Tasche und verschenken eine Apple Watch. Da möchte die katholische Kirche nicht nachstehen und überwachen, wie häufig und wann und wo ihre Schäfchen rosenkranzeln.
Die CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer fordert, dass Journalisten und insbesondere YouTuber vor Wahlen keine eigene Meinung mehr veröffentlichen sollen. So eine Art Diktatur also. Damit hat Deutschland ja schließlich gute Erfahrungen gemacht in den letzten 100 Jahren.
Dass Satire alles darf, gehört spätestens seit Tucholsky zur Allgemeinbildung. Dass sie derzeit jedoch auch so einiges muss, weil Politik und Presse schwächeln, ist erschreckend. Sonneborn, Böhmermann und Co. werden so zu Lichtgestalten der Aufklärung, die man sich eigentlich an anderer Stelle wünschen würde.
Lange war nicht klar, ob der Rosenmontagszug in Düsseldorf würde stattfinden können. Letztlich musste er jedoch nur zeitlich nach hinten verschoben werden, der angekündigte Sturm tobte sich bereits am frühen Morgen aus, danach hielt das Wetter. So schlug der - Dank des Wagenbauers Jacques Tilly - politischste der deutschen Karnevalsumzüge auch in diesem Jahr weit über die Landesgrenzen hinaus hohe Wellen.
Seit dem 7. Januar 2019 läuft die inzwischen siebte Ausschreibung zum Kunstpreis Der Freche Mario. Der mit 3.000 Euro dotierte Preis zeichnet Kunstwerke aus, die sich mit Glauben und Religion auseinandersetzen.
Gestern begingen in Deutschland die Anhänger verschiedener Religionen den traditionellen "Schmier-was-an-die-Wand-Tag". Bedauerlicherweise empfing Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier auf seinem Amtssitz Schloss Bellevue jedoch nur Vertreter einer einzigen schmierenden Religion. Ein deutliches Zeichen für die aktuelle weltanschauliche Schieflage in der Bundesrepublik Deutschland.
Dass Jacques Tilly irgendwann der spiritus rector der Wagenbaukolonne des Düsseldorfer Karnevals wurde, war ein Glücksfall. Für Düsseldorf, weil fortan der "Zoch" der spannendste in Deutschland war und weltweite Aufmerksamkeit erfuhr. Für Jacques Tilly, weil er in die für einen politischen Künstler außergewöhnliche Lage kam, dass jedes Jahr Zehntausende von Menschen zur "Vernissage" seiner Arbeiten eilten und Millionen am Fernseher zumindest von einzelnen Kunstwerken erfuhren.
Dass sich Religionsgemeinschaften bisweilen etwas dünnhäutig präsentieren, wenn es um die Zweckentfremdung ihrer Maskottchen geht, ist ein wiederkehrendes Motiv der letzten paar tausend Jahre menschlicher Kulturgeschichte. In dieser Tradition sieht sich auch die Diözese Würzburg, der es gar nicht zu schmecken scheint, dass ihr Lieblingssandalenträger, ein historisch umstrittener jüdischer Wanderprediger namens Jeschua, nun Wahlwerbung abseits der CDU/CSU-Fraktion betreibt. Denn in Bayern ist bald Landtagswahl, und dort macht der Sohn Gottes nun auch für die Partei "Die PARTEI" mobil.