Ein Viertel der Deutschen glaubt, dass Politik in Deutschland von "geheimen Mächten" gesteuert werde. Ein Fünftel ist davon überzeugt, Massenmedien würden die Bevölkerung "systematisch belügen". Das zeigt eine Studie der Universität Hohenheim in Stuttgart.
In den vergangenen Wochen haben die aktuellen hohen Umfragezahlen der AfD wiederholt für Schlagzeilen gesorgt. Sie gipfelten zuletzt in Debatten um den AfD-Bundesparteitag und das Sommerinterview des MDR mit dem rechtsextremen Thüringer Fraktionsvorsitzenden Höcke. Im Zusammenhang mit dem Parteitag wurde darüber berichtet, dass die vortragenden AfD-Mitglieder in ihren Reden vermehrt Verschwörungserzählungen verbreiteten. Dass die Partei rassistische und antisemitische Verschwörungsmythen gezielt zur politischen Agitation nutzt, ist allerdings kein neues Phänomen.
Chemtrails, gefälschte Mondlandung – aber auch Reichsbürger, Trumps gestohlener Wahlsieg und die absurden Behauptungen von QAnon: Anhänger von Verschwörungstheorien ignorieren Fakten, pflegen irrationale Weltbilder, manche werden sogar zu Mördern. Und es gibt mehr von ihnen, als man wahrhaben möchte. Umso wichtiger ist, zu verstehen, wieso sie so hartnäckig an ihren Überzeugungen festhalten.
Es gibt Verschwörungstheorien, die die einen eher anekdotisch erinnern, die aber für andere regelrecht sinnstiftende Bedeutung besitzen. Zu diesen gehört die an eine reale Begebenheit anknüpfende Geschichte vom "Neuschwabenland", die ein ganzes Bündel an Mythen beinhaltet und für die die Bezeichnung "Großmutter aller Verschwörungstheorien" wohl angebracht ist.
"Heute kann jeder und jede jeden Unsinn veröffentlichen und über Soziale Netzwerke in die Welt hinausblasen. Wenn der richtige Ton angeschlagen wird, sorgen Algorithmen dafür, dass er oder sie gehört wird." Angriffe aktivieren auch Abwehrkräfte; vor zwei Jahrzehnten begann der Kampf gegen Fake News in den USA, 2014 stellte sich "CORRECTIV.Faktencheck" als erstes gemeinnütziges Recherchezentrum im deutschsprachigen Raum der Aufgabe, Falschnachrichten zu kennzeichnen und Fakes Recherchen entgegenzusetzen.
In einer Untersuchung von 25 Studien kommen Forschende an den irischen Universitäten zu Cork und Dublin zu dem Ergebnis, dass Präventionsmaßnahmen und kritisches Denken das wirksamste Gegenmittel gegen Verschwörungsdenken darstellen. Die Metastudie zeigt auch, dass Personen, die einmal begonnen haben, an Verschwörungsmythen zu glauben, durch Faktenchecks und logische Argumente kaum mehr zu beeinflussen sind.
Populisten und Verschwörungsanhänger haben eine Gemeinsamkeit: Sie neigen dazu, misstrauisch zu sein. Das geht aus einer neuen Publikation von Isabel Thielmann und Benjamin Hilbig hervor. Hierfür hat die promovierte Psychologin Thielmann, die am Freiburger Max-Planck-Institut zur Erforschung von Kriminalität, Sicherheit und Recht forscht, gemeinsam mit dem Psychologieprofessor Hilbig von der Universität Kaiserslautern-Landau drei Studien in Deutschland und Großbritannien durchgeführt.
Innerhalb der vergangenen drei Jahre entwickelte sich Telegram zur wichtigsten Plattform für Verschwörungsideolog:innen und Rechtsextreme im deutschsprachigen Raum. Mit dem Messengerdienst erreichen zahlreiche Kanäle täglich Hunderttausende – die Anzahl der Aufrufe einiger Nachrichten geht in die Millionen.
Ein Bündnis von mehr als 30 Organisationen, zu denen auch der Humanistische Verband Deutschlands (HVD) Niedersachsen gehört, demonstrierte am vergangenen Donnerstag in Hannover gegen eine geplante Veranstaltung des Schweizer Historikers und Publizisten Daniele Ganser. Ganser ist umstritten, da er als Verbreiter von Verschwörungsmythen gilt.
Vor genau einem Jahr, am 24. Februar 2022, begann Russland seinen völkerrechtswidrigen und brutalen Angriffskrieg auf die Ukraine. Im Zuge Russlands kriegerischer Aktivitäten kam es auch in Deutschland zu einer stärkeren Fokussierung auf die Rolle von Desinformation. Obwohl das Wissen um die Funktionsweisen und Ziele von Desinformation von großer Bedeutung ist, um sinnvolle Interventionsmöglichkeiten zu entwickeln, wurde das Thema in Deutschland zuvor jedoch lange vernachlässigt.
Der Schweizer Historiker und Publizist Daniele Ganser ist umstritten, da er als Verbreiter von Verschwörungsmythen gilt. Der Humanistische Verband Deutschlands (HVD) Niedersachsen hat sich nun in einem Offenen Brief an den Oberbürgermeister von Hannover gewendet, um eine Veranstaltung mit Ganser in der niedersächsischen Hauptstadt zu unterbinden.
Am vergangenen Montag luden der Bund für Geistesfreiheit (bfg) Fürth und Kortizes, das Institut für populärwissenschaftlichen Diskurs, in die Innenstadt-Bibliothek Fürth ein. Zu Gast war Prof. Dr. Andreas Edmüller, der sein Dossier "Verschwörungsspinner oder seriöse Aufklärer? Wie man Verschwörungstheorien professionell analysiert" vorstellte und in seinen persönlichen Kontext einordnete. Die Veranstaltung fand im Rahmen der Vortragsreihe "Freier Geist in Fürth – säkulare Autoren präsentieren ihre Bücher" statt.
Unter einsamen Jugendlichen sind antidemokratische Einstellungen verbreiteter. Einsame Jugendliche glauben häufiger an Verschwörungserzählungen, billigen eher politische Gewalt und neigen eher zu autoritären Einstellungen als nicht-einsame Jugendliche. Zudem zweifeln viele Jugendliche an der Demokratie – einsame sogar noch etwas häufiger als nicht-einsame. Das sind die Ergebnisse einer repräsentativen Studie des Berliner Think Tanks Das Progressive Zentrum.
Vor etwa zehn Jahren wussten wohl die wenigsten Leute, was sie unter Verschwörungstheorien verstehen sollten. Seit Trump die Weltbühne betrat und das Coronavirus wütete, grassiert auch der Begriff weltweit. Das Phänomen infizierte schließlich 30 bis 50 Prozent der Bevölkerung, wie Umfragen zeigen. Eine geistige Pandemie der unheilvollen Art.
Katharina Nocun hat sich gemeinsam mit Pia Lamberty einen Namen bei der Aufklärung über Verschwörungsmythen gemacht. Das dritte und aktuelle Buch der Autorinnen beschäftigt sich mit Esoterik und den Gefahren, die aus diesen auf den ersten Blick harmlosen Spinnereien erwachsen können. Die Politik- und Wirtschaftswissenschaftlerin Nocun, die sich auch in mehreren Bürgerrechtskampagnen engagierte, war nun zu Gast in Fürth beim dortigen Bund für Geistesfreiheit (bfg) und dem Institut für populärwissenschaftlichen Diskurs Kortizes.