Kirchenaustritt-Flyer in Braunschweig

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HANNOVER. (hpd) “Aus der Kirche austreten – wie mache ich das und wo? Weshalb kostet das in Niedersachsen 25 Euro? Warum holen die Kommunen sich die Kosten für diesen Verwaltungsakt nicht von den Kirchen zurück ? Wieso soll die Bürgerin/der Bürger dafür zahlen? Wenn ich aus einem anderen Verein austrete, geht das doch auch kostenlos für mich…” Solche Fragen wurden an den IBKA-Infoständen in Hannover, Hildesheim und Braunschweig immer wieder gestellt.

Diese Erfahrungen haben uns veranlasst, das Wichtigste zum Thema Kirchenaustritt in Niedersachsen auf einem Flyer zusammenzustellen: “Kirchenaustritt leicht gemacht”. Am letzten Samstag hat der IBKA-Landesverband Niedersachsen/Bremen gemeinsam mit der IBKA-Regionalgruppe Braunschweig vor dem Schloss diesen Flyer den PassantInnen angeboten.

Das hat zu zahlreichen Gesprächen geführt, in denen deutlich wurde, wie groß die Verärgerung über die sog. christlichen Kirchen bei den Menschen ist. Insbesondere der Reichtum der Kirchen auf der einen Seite und ihre finanzielle Knauserigkeit, wenn Menschen Hilfe brauchen auf der anderen Seite, wurde vielfach angesprochen. Einige Gesprächspartner zeigten sich genervt von der heuchlerischen Praxis der Kirchen, für das, was sie “Gutes” tun, sich das Geld dazu durch Spenden zu erbetteln und kaum einen finanziellen Beitrag aus eigenen Mitteln zu leisten.

Solche Beobachtungen haben bei etlichen Menschen, mit denen wir sprachen, dazu geführt, dass sie aus der Kirche ausgetreten waren. Mit Blick auf unseren Flyer sagte eine Frau lächelnd: “Zu spät – ich bin schon längst ausgetreten. Das gesparte Geld setze ich jetzt gezielt bei einer Hilfsorganisation meiner Wahl ein.” Und ein Student machte darauf aufmerksam, dass die Bezeichnung “Kirchensteuer” bewusst in die Irre führen soll, denn tatsächlich handelt es sich um einen (vermeidbaren) Mitgliedsbeitrag, wohingegen die Bezeichnung “Steuer” etwas Unvermeidbares suggeriert.

Nach den ca. drei Stunden am IBKA-Infostand hatten wir fünf Aktive das gute Gefühl, wiederum vielen Menschen wichtige Informationen rund um das IBKA-Kernthema “Keine Demokratie ohne Trennung von Staat und Kirche!” gegeben zu haben – und dass wir dabei auf fast durchweg positive Resonanz gestoßen sind.

Übrigens: In der Veröffentlichung des Religionspädagogischen Instituts Loccum “Christen und Muslime in der Schule – Neuere Entwicklungen in Niedersachsen” (Beiheft 2/2014) wird festgestellt: “In Hannover ist die größte ‘Religionsgemeinschaft’ mittlerweile die der Religionslosen mit etwa 37 Prozent. Erst danach kommen die Evangelische Kirche mit 35 Prozent und die katholische Kirche mit 14 Prozent. Noch drastischer fallen die Zahlen aus, wenn man einmal nur auf die Altersgruppe der Kindergartenkinder und der Schüler blickt. Hier geht der Anteil der Evangelischen zurück auf Zahlen von um die 20 Prozent.” Diese Entwicklung ist sicherlich nicht allein auf die Aktivitäten des IBKA- Landesverbandes Niedersachsen/Bremen zurückzuführen. Gleichwohl können wir annehmen, dass wir nicht ganz unbeteiligt daran sind - was auch ein gutes Gefühl erlaubt.