Konstanz demonstriert für Weltoffenheit

Sind Humanisten nicht "bunt"?

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Konzilgebäude Konstanz
Konzilgebäude Konstanz

KONSTANZ. (hpd) In Konstanz haben mehrere tausend Menschen für Weltoffenheit und Toleranz demonstriert. Auch wenn in der Stadt am Bodensee bisher keine Ableger der “Pegida”-Bewegung aufgetaucht sind, wollten die Organisationen ein Zeichen setzen, da selbst in der dortigen, durch viele Studenten eigentlich heterogen gemischten Bevölkerung Diskriminierung, Rassismus und Ausgrenzung vorhanden seien.

Bereits im Vorfeld hatten die Initiatoren breit zur Teilnahme an dem Protest aufgerufen: So wurden alle Fraktionen des Gemeinderates, Menschen- und Bürgerrechtsorganisationen, Hilfsprojekte für Asylsuchende sowie alle religiösen Gemeinschaften vor Ort angeschrieben und zur Mitwirkung eingeladen.

Außen vor blieben die Säkularen: Während das gesamte Spektrum der verschiedenen Glaubensrichtungen angeschrieben worden war, erfuhr die “Humanistische Alternative Bodensee (HABO)” nur durch Zufall von der Veranstaltung. Und es war nicht das erste Mal, dass die Vertretung von Atheisten, Konfessionslosen und Freidenkern unberücksichtigt blieb, wie HABO-Sprecher Dennis Riehle bestätigt. “Auch bei den Demonstrationen zu mehr Menschenwürde und Rechte für Flüchtlinge waren wir wiederholt ausgelassen worden”, ergänzt er und betont: “Diesen Bündnissen liegt einerseits viel an der gesellschaftlichen Pluralität und Solidarität – aber man denkt dabei nur selten daran, dass es neben Religionsgemeinschaften eben auch die Gruppe derjenigen gibt, die sich im Besonderen für Freiheit und Vielfältigkeit im Denken und Handeln einsetzen, ohne sich dabei auf ein konfessionelles Bekenntnis zu berufen”.

Trotz einer steigenden Zahl an religionslosen, skeptischen und kirchenkritischen Menschen sei nach Riehles Ansicht der Druck auf Veranstalter noch immer groß: “Da spricht man lieber die Evangelikalen und Sondergemeinschaften des christlichen Spektrums an, als sich Atheisten und Humanisten auf eine Kundgebung einzuladen”. Auch wenn vielen Bürgern ihr Befremden gegenüber Kirche und Religion bewusst sei, bleibe die Distanz zu den Konfessionslosen aufrecht. “Da schämt man sich – oder hat Angst, in einer durch christliche Übermacht beeinflussten Gesellschaft auf uns zuzugehen”, beschreibt Riehle seine Erfahrungen.

Der Gegenwind für Säkulare sei auch im Alltag deutlich spürbar: “Nicht selten wird man als ‘Ketzer’ verurteilt – und das gerade von denen, die am Stammtisch über die Jungfrau Maria herziehen”. Auch sei Vielen noch immer nicht bewusst, dass diejenigen ohne religiöses oder konfessionsloses Bekenntnis an vielen Orten schon in der Mehrheit seien – oder mindestens einen beträchtlichen Anteil der Bevölkerung stellten.

Das Fazit nach der Demonstration in Konstanz fällt für die HABO entsprechend deutlich aus: “Bunt war das nicht – und die selbsternannten Toleranten müssen ihrerseits erst noch praktische Toleranz erlernen.”