Lese-Tipps von Thomas Hocke

Bücher für den Februar

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(hpd) Thomas Hocke, der ehemalige Redakteur des ZDF für Literatur und Bildende Kunst, Begründer etlicher Literaturformate in ZDF, 3sat und arte sowie Mitbegründer des Rheingau-Literatur-Festivals stellt im hpd Bücher vor, die nicht unbedingt Bestseller sind; es aber noch werden könnten.

Lizzie Doron, "Who the Fuck Is Kafka", dtv

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Ein tolles Buch, ein schwieriges Buch, ein fiktionales Buch, ein realistisches Buch - sagen wir lieber, das Thema ist so diffizil, dass man kaum hinterherkommt, es zu verstehen. Es geht um die Schwierigkeiten, in Israel und Palästina das Leben lebbar zu machen. Dazu reist die israelische Schriftstellerin Lizzie Doron nach Italien zu einem Kongress, bei dem sie einen palästinensischen Journalisten kennenlernt. Mit hält sie einen Kontakt aufrecht, der mal funktioniert, mal nicht. Die realen Schwierigkeiten, sich zu treffen, sich zu verstehen, sind wahnsinnig - im wahrsten Worte. Zu unterschiedlich sind Herkunft und Zwänge des gesellschaftlichen Umgangs als dass sie den anderen verstehen. Die heutige Realität - Doron betont das immer wieder - verhindert die Annäherung an die Position des anderen. Zu stark sind sie an die Vergangenheit gebunden, sie zu negieren, bedarf es einer Kraftanstrengung, der sich teilweise die politischen Führer versagen. Und der Alltag? Mal kompromisslos, mal kompromissbereit, ein ständiger Kampf im täglichen Leben. Obwohl das Buch all diese komplizierten Schwierigkeiten an "normalen" Prozessen aufzeigt - wie reise ich von da nach da, wie wohne ich, mit wem kann ich Umgang haben - ist das Buch äußerst lesenswert, weil es autobiografische mit fiktionalen Elementen der Schriftstellerin verbindet.

Das Buch erscheint übrigens nur hier in Deutschland - in einer tollen Übersetzung der in Deutschland und in Israel vielfach ausgezeichneten Schriftstellerin Mirjam Pressler.

Karsten Flohr, "Zeiten der Hoffnung", insel taschenbuch 

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Das Buch ist eine Momentaufnahme der Stimmung der Menschen vor dem Ersten Weltkrieg, aber sie ist wohl typisch für das gesellschaftliche Problem der Begeisterung, einen Krieg zu führen, sich abzuheben von Realitäten. Es geht zwar um eine gehobene gesellschaftliche Gruppe der Privilegierten Stände damals in Preussen, damals in den afrikanischen Kolonien. Das von Karsten Flohr beschriebene Szenario ist beklemmend, nicht nur die Naivität, mit der die Stimmung angeheizt wurde, sondern das rücksichtslose und feindlich gesinnte Antreiben von Emotionen - wie immer in Kriegen oder deren Vorbereitung herrscht das Denken vor, wir sind im Recht, ihr nicht. Wie man das so skizziert entstehen auch die heutigen Konflikte alle noch nach dem gleichen Muster. wir sind ja die besseren Menschen. Verachtung für Andersdenkende ist den Kriegstreibern immer ein Antrieb. Auf das Buch bezogen prallen hier die Sichtweisen der Franzosen mit denen der Deutschen aufeinander - genauso natürlich umgekehrt. Der Autor, ein als Wissenschaftsjournalist arbeitet, erzählt das alles in seinem ersten Roman an Beispiel einer einfühlsamen Liebesgeschichte, die die Hoffnung, es könnte alles anders kommen, ertastet.