KÖLN. (hpd) Die Volksabstimmung der Iren, Schwulen und Lesben die Ehe zu öffnen, stellt viel mehr dar als nur einen Sieg der Humanisten über die Religiös-Dogmatischen. Es ist auch eine schallende Ohrfeige der Iren für die katholische Kirche, die sich der Einführung der Homo-Ehe mit ihrem gesamten Machtapparat entgegenstellte.
Man unterschätze die Iren nicht – man halte das nicht für die marginale Entscheidung eines kleinen Landes am Rande des Kontinentes. Für die Katholische Kirche hatte Irland stets eine ganz besondere Bedeutung – das geht bis auf die iroschottische Missionstätigkeit in Europa zurück, als im sechsten und siebten Jahrhundert die irischen Missionare Ninian, Columcilla und natürlich Patrick auf dem europäischen Kontinent zahlreiche katholische Klöster gründeten.
Jahrhundertelang bestand geradezu ein Bindestrich zwischen den Worten "irisch" und "katholisch", auch im Kampf gegen die Unterdrückung und Bevormundung durch die protestantisch-anglikanischen Engländer spielte der Katholizismus in Irland lange Zeit die Rolle einer identitätsstiftenden Ideologie. Das ist jetzt eindeutig vorbei!
Die Iren haben eindrucksvoll gezeigt, dass sie nicht vergessen haben, dass die Aufdeckung der ganzen scheußlichen Missbrauchsskandale durch pädophile katholische Priester in Irland ihren Ausgangspunkt hatte.
Die Katholische Kirche hatte jahrzehntelang die pädophilen Täter geschützt, statt die Missbräuche aufzuklären, hatte die Täter geschützt statt die Opfer und damit ihren Anspruch, eine moralische Instanz zu sein, verspielt. Die Iren sind es leid, sich vorschreiben zu lassen, wen sie lieben dürfen und wen nicht, sie sind es leid, wie sich der Machtapparat der katholischen Kirche direkt oder indirekt in gesellschaftliche und politische Entscheidungen einmischt.
Der vergangene Freitag ist vielleicht ein kleiner für Irland, aber ein großer Tag für säkulare Humanistinnen und Humanisten. Noch in den 1990er Jahren gab es in Irland Gesetze gegen Homosexuelle, und 2015 stimmt die Mehrheit der Bevölkerung gegen den erbitterten Widerstand der katholischen Kirche für die Homo-Ehe! Wertewandel ist möglich! Die Iren können stolz auf sich sein.
Das macht Mut und Hoffnung, eine solche Entscheidung der Bevölkerung eines Tages auch in Saudi-Arabien und Brunei, in Russland und Nigeria zu erleben.
5 Kommentare
Kommentare
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
Johannes 13,34: "Ich gebe euch ein neues Gebot: Liebt einander!"
Die Iren 2015: "Wir geben uns ein neues Gesetz: Wir lieben einander wie wir wollen!"
WOW!!!
Christian Nentwig am Permanenter Link
Hallole, Danke für den Lacher!!!
Sie haben es super auf den Punkt gebracht.
Olaf Sander am Permanenter Link
Ich würde mich ja schon tierisch darüber freuen, wenn die gleichgeschlechtliche Ehe bei uns endlich legalisiert und egalisiert würde.
Aber auch bei uns sieht es eher traurig aus. Liest man sich die User-Kommentare und Artikel-Zitate bei bspw. faz.net (1) so durch, kommt man als Humanist aus dem Kopfschütteln nicht mehr raus.
Der familienpolitische Sprecher der Unionsfraktion Marcus Weinberg (CDU) gab in der „SZ“ folgendes Statement zum Besten:
„Die Frage der Homo-Ehe ist eine hochpolitische, die wir als Union breit in CDU und CSU diskutieren müssten, wenn es Änderungsbedarf gibt.“
Da möchte man den Mann doch mal ordentlich schütteln und ihm aufzeigen, dass der Änderungsbedarf schon seit Jahrzehnten wie blöde an die Türen von CDU/CSU kloppt, dort aber keiner hören will, weil die riesigen Kreuze in den Köpfen dieser Politiker deren Weltsicht verstellen.
Ein Kommentator des Artikels sieht gar schon eine kommende pädophile Hochkultur in den Startlöchern sitzen:
"Warum soll die BRD 'aufspringen'? Müssen wir wie die anderen Lemminge die Klippe runter springen? Diese Eile einiger Aktivisten ist sehr suspekt. Ich denke mal, wenn die Homoehe weltweit einen Konsensus hat, kommen als nächstes die Polygamie-, Inzest-, Pädophilenaktivisten. Es geht ja nur um die 'Liebe' und wer könnte die denn verweigern?"
Man sollte aber nicht denken, dass es nicht noch viel abstruser ginge. Ein anderer Kommentator schreibt:
"Wie sagte es Putin sinngemäß :"In Russland müssen aus demografischen Gründen Kinder geboren werden und deshalb werden wir Homosexualität (gleichgeschlechtliche Beziehungen) nicht fördern" Er spricht damit ganz klar aus, dass es sich bei der Propagierung von Homosexualität um ein Instrument der Bevölkerungspolitik handelt. Wie eine Ehe zwischen Mann und Frau funktioniert, wird uns gerade von unseren muslimischen Mitbürgern, die Homosexualität aus religiösen Gründen ablehnen, vorgeführt : Mit der demografisch gewünschten Aufzucht vieler Kinder !! Deutschland hat ein Demografieproblem, das mit vielen Kindern gelöst werden kann, wozu Schwule und Lesben nun mal nicht beitragen können. Gleichgeschlechtliche Beziehungen sollten aus genau diesem Grunde in Deutschland weiterhin unerwünscht sein. [..]"
Yeah! Putin ist groß und auch bei den Muslimen ist ja nicht alles schlecht. Da fehlt eigentlich nur noch das Argument, die ganze schwule Sauerei ist ein Werk des Teufels, der Bilderberger oder wahlweise auch von irgendwelchen außerirdischen Reptiloiden.
...
"Wie glücklich viele Menschen wären, wenn sie sich genausowenig um die Angelegenheiten anderer kümmern würden wie um die eigenen."
Georg Christoph Lichtenberg
P.S. Es gibt ein wenig Anlass für Hoffnung. Gleich der erste Kommentator bringt es auf den Punkt:
"Niemand hat das Recht, anderen vorzuschreiben, wie sie zu leben haben.
Ganz simpel. Eigentlich."
Der wurde aber nur 6x "geliket"...
Olaf Sander am Permanenter Link
Sorry, Link vergessen:
(1) http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/homo-ehe-in-deutschland-opposition-setzt-union-unter-druck-13611653.html
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
Endlich auf der Weltbühne:
HOMO WARS, Episode VIII: The Vatican Strikes Back!
Nach der siegreichen Entscheidungsschlacht irischer Regenbogenrebellen war eine Reaktion reaktionärer Kräfte aus dem Zentrum der absoluten Macht zu erwarten. Der Imperator schickte zunächst Lord Parolin vor:
(Quelle gmx-Nachrichten) "Ich glaube, man kann nicht nur von einer Niederlage der christlichen Prinzipien sondern von einer Niederlage für die Menschheit sprechen", sagte Kardinal-Staatssekretär Pietro Parolin in Rom. Als Staatssekretär Seiner Heiligkeit gilt Parolin als einer der engsten Vertrauten von Papst Franziskus. "Ich bin sehr traurig über dieses Ergebnis, die Kirche muss diese Realität berücksichtigen, aber in dem Sinne, ihre Verpflichtung zur Evangelisierung zu stärken", sagte der italienische Kardinal laut Radio Vatikan weiter. Man müsse alles dafür tun, die Familie zu verteidigen, weil sie die Zukunft der Menschheit und der Kirche bleibe." (Ende Zitat)
Es geht um die Zukunft des Imperiums, das seine dunkle Macht schwinden sieht. Natürlich ist der Imperator Herr der ganzen Welt und damit der gesamten Menschheit, weshalb man im Zentrum der Macht überzeugt ist, für alle Menschen sprechen zu dürfen - und ihnen mit Evangeliumsstrahlen den erhofften Frieden zu bringen.
Letztlich sind alle Menschen heterosexuell und katholisch - viele wissen es nur noch nicht...
Erleben Sie in Episode VIII "The Vatican Strikes Back" den Endkampf um die Herrschaft auf der Erde. Haben die Regenbogenrebellen noch eine Chance oder wird sie Imperator Franz I. mit seiner Liebe endgültig ersticken?
Demnächst in Ihrer Irrenanstalt...