Lange davor - ab dem 4. Jh. n.u.Z., als das Christentum konstituiert wurde - trugen kirchliche Büßer dieses Cilicium. Es erzeugt permanent Reize, die als dem Schmerz verwandt wahrgenommen werden. Irgendwie passen Religion und sich wohlfühlen nicht gut zusammen, Religion und sich unwohlfühlen dafür umso besser. Selbstkasteiung aus religiösen Gründen ist hierbei die nächste wichtige Sprosse auf der Leiter zur Qual im Namen des Glaubens. Eines deren Ziele ist die Beschränkung der Triebhaftigkeit. Diese "Abtötung des Fleisches" dient dem Gläubigen innerlich frei zu werden für Höheres. Das kann geschehen durch Entzug von Nahrung oder Schlaf beim nächtlichen Gebet, aber auch durch dogmatisierte Sexualmoral - vom Verbot der Masturbation, über das Verbot außerehelichen Geschlechtsverkehrs und damit verbundener Verherrlichung der Jungfräulichkeit, bis zum Verbot der Wiederverheiratung oder homosexueller Partnerschaften. Dies alles dient der Erprobung der Leidensfähigkeit - schließlich ist der Weg ins Himmelreich steinig und hart.
Eine härtere Gangart ist die Selbstgeißlung. Die erste Notiz darüber im Christentum erwähnt den hl. Padulf, der 737 starb. Es ging den Gläubigen bei diesen Kasteiungen um "eine Transformation des Selbst, um eine Pädagogik der Existenz". Im gleichen Geist wie die schwarze Pädagogik, mit der Eltern seit alters her glaubten ihre Kinder durch Gewalt und Schläge erziehen zu können. Während das Ideal der altgriechischen Philosophie der Stoa die Leidenschaftslosigkeit war, verwandelte sich Disziplin bei frühen Mönchen in ein fatales Konzept zur Bekämpfung böser Leidenschaften: Sie meinten damit nicht nur Sexualität, der sie wegen deren Sinnenfreudigkeit etwas Teuflisches unterstellten, sondern dezidiert selbstzugefügte Schmerzen.
1260 begann im italienischen Perugia eine spirituelle Massenbewegung von Flagellanten oder Geißlern. Sie beriefen sich zunächst auf einen Engel, der verkündet habe, dass die Stadt vernichtet werde, wenn die Bewohner nicht Buße täten. Dadurch wurde aus der privaten Bußübung eine öffentliche Inszenierung. Durch Prozessionen von Ort zu Ort breitete sich die Bewegung in Italien aus. Mit erweiterter Losung selbstverständlich: Der Grund sei nun die Rettung der ganzen Welt vor dem Zorn Gottes. In der Folge erreichte sie Deutschland. Christoph Lehmann, ein Stadtchronist Speyers, überliefert eindrucksvoll, dass Gott ein Sadist ist, der seit dem Sündenfall seine perverse Freude daran zu haben scheint, anderen beim Leiden zuzuschauen. Den Text aus dem Jahr 1349 belasse ich in altem Frühneuhochdeutsch: "Die Geißler haben fürgeben und auch zum Augenschein fürgelegt einen Brieff, den ein Engel vom Himmel zu Jerusalem in St. Peters Kirchen geliefert haben soll, des Inhalts, daß Gott über der Welt Sünde und Bosheit hefftig erzürnt darum er die Welt habe wollen lassen untergehen. Auf der Jungfrau Marien und der heiligen Engel Fürbitt derselben verschont, doch den Menschen diese Straf und Buß verkündigen lassen, daß ein jeder 34 Tag in der Frembde umbreysen, seinen Leib geißeln und hiemit Gott versöhnen soll. Auffm Platz vorm Münster haben sie einen großen Ring gemacht, in ihrer Prozession alle mit bedecktem Haupt unter sich und traurig ausgesehen, Geißeln von dreyen Seylen, und vornen mit eysen Creutzlin in Handen getragen. In dem Kreyss haben sie ihre Kleyder abgelegt, den Leib mit einem Schurz gegürt und mit sonderm Gesang und Ceremonien sich über Rücken mit den Geißeln blutrünstig geschlagen." (Fritz Klotz: Speyer - Kleine Stadtgeschichte, Speyer 1971) Diese Bewegung mutierte zur sakramentalen Liturgie und trat in Konkurrenz zum kirchlichen Bußritus. Die Kirche bestand daher darauf, dass Geißlerzüge von Geistlichen betreut würden und die Teilnehmer vorher regulär beichten müssten. Die Umzüge verselbstständigten sich zu theatralischen Passionsspielen. Diese erregten Zuschauer dermaßen, dass sie Darsteller der Juden verprügelten, was in pogromähnlicher Verfolgung ausartete. Papst Gregor XIII. verbot diese Form daher 1574 und gestattete nur noch Jesuiten ihr Lehrdrama aufzuführen.
Wurde diese Schmerzsucht kirchenintern nie kritisiert? Oh doch! Der schwerwiegendste Einwand war, hier werde eine neue Form der Beschaulichkeit eingeführt, wo doch die Befolgung der benediktinischen Regel vollkommen genüge. Zur Verteidigung wurde versucht, die Tradition bis zur Geißelung Christi zurückzuverfolgen, um eine reale Unmittelbarkeit zu dessen Leid herzustellen. Aber soll Jesus uns nicht vom Leid erlöst haben? Steckt also mehr hinter dieser Sucht nach Kasteiung, als eine Imitation des Gottessohnes? In der Tat: Flagellanten waren nicht die ersten, die glaubten sich fürchterliche Schmerzen zufügen zu müssen, um Gott zu gefallen. Es begann lange vor dem Christentum: Der ägyptische Isis-Kult und der griechische Dionysos-Kult praktizierten ebenfalls Selbstgeißelungen. Juden betrieben sie bei großen Tempelzeremonien. Auch im Islam, der Jesus zum Propheten degradiert, gibt es Selbstkasteiung. Bekannte Beispiele sind die Trauer- und Bußrituale bei schiitischen Passionsspielen, besonders am Märtyrer-Gedenktag Aschura. Die dabei stattfindenden Selbstgeißelungen sind regional sehr unterschiedlich. Während in einigen Regionen mit scharfen Schwertern eine Wunde in die Stirngegend geschlagen oder mit Rasierklingen geritzt wird, bis über das Gesicht Blut strömt, wird anderswo der nackte Rücken mit einer Kettengeißel blutig geschlagen. Besonders heftige Formen sind aus Pakistan bekannt. Also ist der Ritus nicht originär christlich.
Aber nicht nur gegen sich selbst richteten Gläubige zu allen Zeiten ihre Marterinstrumente: Während des römischen Hauptfestes des Herdengottes Faunus wurden z.B. Frauen gegeißelt, um ihre Fruchtbarkeit anzuregen. Später ließen sich auch Christen gerne quälen. Aber was passiert denn eigentlich bei einer solchen Geißelung? Nun, ein Mönch bittet einen Priester ihn zu geißeln, macht den Rücken frei und betet dreimal das Confiteor. Während der ersten beiden Gebete antwortet der Priester mit Miseratur tui und schlägt mindestens dreimal zu. Beim dritten Mal spricht er das Indulgentiam, die Kurzformel der priesterlichen Absolution, und abschließend das Absolve Domine. Danach folgen noch drei Schläge. Jeder Mönch darf täglich um drei solcher Bußsitzungen bitten – also 18 Schläge pro Tag! Diese Prozedur ist auch Vorbild privater Selbstgeißelung in Betsaal oder Kirche. Man singt den Psalm 6, der so beginnt "Ach HERR, strafe mich nicht in deinem Zorn und züchtige mich nicht in deinem Grimm!" und fällt dabei auf die Knie. Dann beginnt die Geißelung, gefolgt von drei Bittgebeten für die Mitglieder des Ordens, alle Gläubigen und die ganze Menschheit. Der Prior beendet die Geißelung durch Händeklatschen. Na Gott sei Dank!
Eine weitere Steigerung durch sozialen Druck fremdgesteuerter Selbstkasteiung ist die Anwendung eines Bußgürtels: Eine mehrgliedrige Kette, deren eine Seite mit scharfen Metallteilen besetzt ist. Er wird straff um den nackten Oberschenkel gelegt, bohrt sich tief in die Haut und verursacht besonders im Sitzen große Schmerzen – bis hin zu Vereiterungen und Entzündungen. Noch heute tragen manche Mitglieder der katholischen Laienorganisation Opus Dei solche Bußgürtel. Falls das Christentum - wie Gläubige oft behaupten - keine Leidensphilosophie wäre, was hat dann zu den bisher geschilderten Abarten geführt? Ich gelange zur Überzeugung, dass Leid keine Abart, sondern das Glaubenszentrum ist – mit einem höchst weltlichen Hintergedanken. Noch heute werden, insbesondere am Karfreitag, Leiden und Qual zum Vorbild erhoben. Aber wäre Jesu Opfertod nicht umsonst gewesen, wenn wir uns jetzt sogar selbstkasteien? Was also steckt hinter dieser Sucht nach Schmerz? Die Symbolik des Leidenskreuzes jedenfalls ist in unserer Gesellschaft tief verwurzelt. Noch heute wird es in jeder Kirche, in vielen Schulen, in öffentlichen Gebäuden und Krankenhäusern zur Schau gestellt und angebetet.
Apropos Krankenhäuser: Mutter Teresa gilt vielen als positives Beispiel religiös motivierter Menschen. Hat der Engel von Kalkutta nicht den Schmerz der Armen bekämpft? Im Gegenteil: sie soll sogar die Gabe von Schmerzmitteln untersagt haben. Laut Mutter Teresa sei durch das Leid eine besondere Nähe zu Jesus erfahrbar. Schmerzen und Leiden seien daher positiv zu bewerten. Ist der Vatikan also doch für den qualvollen Weg zu Gott? Immerhin hat Johannes Paul II., zum Ende hin selbst leidend, Mutter Teresa 2005 selig gesprochen. Muss wirklich jeder die Passion nacherleben, wenn er ins Paradies will? Wer im Mittelalter Schmerzmittel anbot, schloss in den Augen der Kirche einen Pakt mit dem Teufel und wurde als Hexe oder Hexer verbrannt. Das galt auch für denjenigen, der auf diese Mittel hoffte. Schmerz war die Strafe Gottes und musste zur Errettung der Seele ertragen werden. Das Erdulden der Qual gibt Gott die Chance, sich barmherzig zu zeigen und zu erlösen. Steckt dahinter die Erkenntnis, dass uns Jesu Opfertod doch nicht erlöst hat, da es weiterhin Sünden gab? Erübrigte sich deshalb für syrische Christen sein Opfertod und bestreiten folgerichtig deren muslimische Nachfolger Kreuzestod und Gottessohnschaft Jesu?
21 Kommentare
Kommentare
David am Permanenter Link
"Warum dient ausgerechnet ein derart Geknechteter, wie es Millionen Namenlose in der Geschichte der Menschheit gab - häufig genug aus religiösen Gründen - als Vorbild?"
In anbetracht der Tatsache, dass es als unfehlbar gepriesene "Propheten" gibt, die von sich als Politiker, Gesetzgeber und warlord reden machten, kann man eigentlich froh sein, dass das christliche Bild nicht anders ist.
Davon abgesehen, interessanter Einblick in die religiöse Philosophie des Leidens und ihrer Problematik.
Twinkle am Permanenter Link
Hallo! Danke für diese Auseinandersetzung. Erlauben Sie mir eine persönliche Anmerkung: Sie möchten sich (nach eigenen Angaben) auf die Suche nach Antworten machen. Soweit, so gut.
Herzliche Grüße
Twinkle
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
"Auch schreiben Sie hier und da an historisch belastbaren Fakten und theologisch korrekten Aussagen vorbei."
An welchen historisch belastbaren Fakten schreibe ich vorbei? Und glauben Sie ernsthaft, es gäbe "theologisch korrekte Aussagen"?
Außerdem geht es in meinem Beitrag nicht um mich, sondern um die fatale Wirkung von Religion, die den Menschen zum Sünder erklärt, der deswegen z.B. den Tod verdient hätte, nur damit er auf eine angebliche Erlösung durch einen "Gott" hofft - natürlich nach entsprechender Anerkennung des "heiligen" Personals und Unterstützung der Kirchen, Synagogen oder Moscheen.
Sie dürfen mir auch gerne abnehmen, dass ich bereits als junger Mensch - von einem Gottesglaubens ausgehend - nach Antworten gesucht habe. Diese Suche währt inzwischen fast 40 Jahre (oho... die Zeit der Prüfung laut biblischer Zahlenmystik!) und dabei habe ich viele Antworten gefunden, die Gläubigen sicher nicht schmecken. Aber darauf kann ich keine Rücksicht nehmen. Mir ging es um die Annäherung an eine echte Wahrheit - und nicht um ein Nachbeten religiöser Instantwahrheiten oder ad hoc-Argumenten.
Wolfgang am Permanenter Link
Mir bereitet diese sogenannte christliche Religion Schmerzen, aber geistiger Art. Dieser unmenschliche Unsinn ist kaum zu ertragen.
Gut, das es so einen Gott nie gegeben hat und jener Jesus auch nur ein Ammenmärchen darstellt. Die Natur steht auf einem gesunden Boden die Kirche auf Morast. Es ist schon ein Kreuz mit dem Kreuz. Ab er nicht mit mir!
Wolfgang am Permanenter Link
Glauben heißt nicht wissen wollen was wahr ist.
Friedrich Nietzsche
Was für ein seltsamer Glaube: Man wusste, Maria bekommt vom heiligen Geist ein Kind,
man wusste, es wird ein Junge! Hurra! Man wusste, er wird Jesus heißen.
Nur seltsamer Weise wusste man aber vorher nicht, die Gastfreundschaft ließ zu wünschen übrig und das Kind wurde in einem Stall geboren. Wann, wo und wie blieben
weitere Fragen. Wunder über Wunder, da machen wir doch glatt ein Kreuz hin!
Alex W am Permanenter Link
Hallo Herr Kammermeier, ich selbst erlebte es, wie man mit Schmerz, mich Gott nahe bringen wollte. Was man aber geschaffen hatte, ist, mich von ihm zu entfernen.
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
Lieber Alex W,
Ihr Kommentar hat mich betroffen gemacht. Plötzlich tritt zu meiner Analyse vom Schreibtisch aus ein menschliches Schicksal. Ja, die Leidensphilosophie ist an vielen Orten wirksam - am schlimmsten in den Köpfen vieler Menschen, die glauben damit etwas Gutes zu bewirken.
Danke für Ihren sehr bewegenden Kommentar!
Alex W am Permanenter Link
Hallo Herr Kammermeier,
bei den verschiedenen Religionen gibt es das Erreichen des Himmelreiches, oder wie auch immer die Religionen es nennen mögen, nur durch Schmerz. Und ich dachte immer, so wurde es mir zumindest... eingedacht, mit Fäusten und Tritten, dass man den ewigen Schmerz in der Hölle erleiden muss, wenn man nicht Glaubenskonform ist. Wenn man also zu einem guten Gläubigen ... zugerichtet ... wurde, dann darf und wird man schon in dieser, seiner Lebenszeit, erleben und spüren, mit Gottesgnade, ach wie niedlich, wie der Höllenschmerz, hier auf Erden, sich im Sanften anfühlt. Ja, ja, das ist Gottes Sanftmut, dargebracht durch seine Abertausenden von Schlägern. So führen die schlagenden, schmerzenden Religionen, den Menschen, welchen Glaubens auch immer, in die richtigen Bahnen ... zu Gott, Allah, usw. usw. Und wer eine besondere Position in dieser "Schmerzgemeinschaft" einnehmen will, der wird ein "Gottesmann. Diese werden von ihren, oft sehr sadistischen Ordensbrüdern auf schmerzliche Weise auf Line gebracht. Egal welch Orden man beitritt, du wirst dort getreten und Schmerz zu einem Willkommensgruß den du zu lieben hast. Gelobt sei der Gottesschmerz. Und da man doch so freizügig ist, andere an seinem Glück teilhaben lassen möchte, vertritt man die irrige Ansicht, das geteiltes Leid nur halbes Leid ist. Und so geben sie was sie bekamen an andere weiter. Oft an Kinder, die die Unschuld sind und von Gott nur das gute Glauben wollen, doch sehr bald enttäuscht werden. Doch die perverse Argumentation des Erwachsenen, des Gottesvertreters, schafft es, dass das Kind auch die Unmengen von Schlägen für etwas Gutes, Liebes, Gottgewolltes annimmt. Was bleibt ihm denn anderes übrig, wenn es nicht noch mehr geschlagen werden will, bis es endlich "Glaubt". So geschehen auch bei mir. Doch der Schmerz verging und ich entzog mich aus der Prügelgesellschaft. Mein Geld bekommen sie auch nicht mehr. Was ich aber dennoch betonen muss, ist, das nicht alles aus dieser Religionsgemeinschaft nur prügelnde Erzieher/innen waren. Nein, darunter gab es auch Menschen, die es mit der Liebe zu dem Kinde, dem Menschen wörtlich nahmen. Gelobt sei da ...
Gruß
Alex W.
Udo Endruscheit am Permanenter Link
Seien Sie mir nicht böse, ich zweifle Ihre Aufrichtigkeit nicht an. Aber Ihre Kritik müsste schon sehr viel konkreter sein. Sie erkundigen sich nach den entscheidenden Fragen, die der Autor stellen will.
Dann werfen Sie dem Autor vor, er habe nicht aufrichtig gesucht, weil er zu viele Antworten in seine Fragen hineinschreibe. Was soll das denn? Und wo schreibt der Autor an "historisch belastbaren Fakten" vorbei? Wie geht das überhaupt? Nennen Sie mal eine Stelle, wo der Autor nachweislich historisch falsch liegt. Und an theologisch korrekten Aussagen kann man nicht "vorbeischreiben", weil es die gar nicht gibt. Höchstens innerhalb der theologischen Fraktion, der der Autor nicht angehört.
Zudem beschäftigen Sie sich im Grunde gar nicht mit dem Artikel, sondern mit dem Autor. Welchen Anlass gibt es hier, ad personam zu argumentieren? Gibt Ihnen der Artikel irgendeinen Grund, den Autor für einen haltlosen und moralfreien Gottesleugner zu halten, der sich bislang nicht mit seinem Leben auseinandergesetzt hat?
Es bleibt: Was möchten Sie mit Ihrem Kommentar ausdrücken? Zweifellos ein Unbehagen aus Ihrer persönlichen Sicht. Dies sei Ihnen unbenommen. Aber Sie bleiben nicht nur völlig unkonkret, sondern missverstehen möglicherweise den Beitrag des Autors, der einen Versuch (Essay) zum Psychogramm des Schmerzes im Christentum vorlegt. Keinen pseudoreligiösen oder gar missionarischen Artikel, der aus weltanschaulicher Sicht zu kritisieren sei.
Abschließend versichere ich Ihnen, dass dies nur die Kritik an Ihrer Kritik ist, nicht an Ihrer Person.
Freundliche Grüße
Udo Endruscheit am Permanenter Link
Lieber Bernd Kammermeier,
Anzumerken wäre noch, dass sich Christentum und Islam auf der einen Seite vom Judentum auf der anderen Seite in dieser Ausprägung erheblich unterscheiden. Im Judentum ist der monotheistische Gott nämlich immerhin so gnädig, dass er mit dem Ende des Erdendaseins auch fertig ist mit seinem Gläubigen.
Klarsicht am Permanenter Link
„Gott, so haben wir aus dem Johannes-Evangelium gelernt, hat seinen eigenen Sohn hingegeben – und das heißt etwas klarer formuliert: umbringen lassen –, damit alle, die an ihn glauben, das ewige Leben haben.
Quelle: http://www.gkpn.de/Riessinger_Paepstliche-Reinigung.pdf (Seite 39).
Als Ergänzung füge ich hinzu, es sollte auch verboten sein, einen Menschen zu zeugen, dessen Existenz darauf ausgerichtet ist, dass er zur Rettung der Menschen nicht nur den Tod, sondern auch Schmerzen erleiden soll, die dann auch noch dazu führen, dass Glaubens-Infizierte meinen, sie sich in ähnlicher Form und Intensität zufügen und aushalten zu müssen sowie sie dazu verführen, dass sie in ihrem Leben Schmerz und Leid einen positiven Wert zumessen.
Es grüßt
Klarsicht
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
Sehr gute Ergänzung. Danke dafür!
sanktmax am Permanenter Link
Das Christentum hat die Verdammung der "Welt" und alles was dazugehört (Lust) einfach aus der Gnosis kopiert (insbesondere bei Johannes und Paulus).
valtental am Permanenter Link
Genauer muss es höchstwahrscheinlich heißen: Nicht das Christentum hat einfach aus der Gnosis kopiert, sondern aus gnostischen Gruppen (und Judentum sowie antiker Theologie) hat sich maßgeblich das Christentum überhau
Diesen Annahmen folgend dürfte gnostischem Gedankengut eine zentrale Rolle bei Leidkultur und Weltentsagung des Christentums zukommen.
sanktmax am Permanenter Link
Vielen Dank für die Präzisierung. Detering geht ja sogar davon aus, dass Paulus Markionit ist.
Gerhard Streminger am Permanenter Link
Jesus, der zweite Adam, starb für unsrer Sünden. Weil Adam und Eva gesündigt haben, wurden sie und das ganze Menschengeschlecht sündig und deshalb bestraft.
Das ist die Geschichte von einem allgütigen, barmherzigen und weisen Gott, an den mehr als eine Milliarde Menschen glauben.
Otto Küpper am Permanenter Link
Es gibt für das Beschneidungsritual allerdings auch eine historische Erklärung, für die sich ein Hinweis im AT findet: Abraham bekam von Gott den Befehl, seinen Sohn Isaak abzuschlachten (opfern).
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
Lieber Herr Küpper,
theologisch haben Sie recht. Doch historisch ist ein anderes Scenario wesentlich wahrscheinlicher: Natürlich gab es Kindsopfer (die ja auch von JHWH nicht nur in letzter Sekunde abgesagt, sondern auch gerne angenommen wurden (z.B. Jeftahs Tochter), doch die Knabenbeschneidung ist wohl im Rahmen einer neuen Idee in Babylon begründet worden.
Beschneidungen waren in jener Zeit aus Ägypten bekannt, wo Sklaven auf diese Weise markiert wurden. Ein freier Mensch war unbeschnitten, so auch die Babylonier. Die in die Zweistrom-Metropole verbannten Führer der kanaanitischen Stämme drohten dort unterzugehen. So entstand die Idee eines für alle Menschen einzigen Gottes (also weit über eine Monolatrie hinausreichend). Diese "Gegenreligion" (Jan Assmann) war radikaler, als alles bisherige. Ebenso radikal waren nun die Methoden, wie man bereits als Säugling in diese Gemeinden gezwungen wurde: durch Knabenbeschneidung am achten Tag. So konnte der Gedanke an ein jüdisches Volk reifen, um durch diese Identitätsstiftung nicht zu einem namenlosen Anhängsel an das neubabylonische Reich zu verkommen. Der Tanach wurde zusammengestellt und der Pentateuch wurde geschrieben - teils direkt aus babylonischen Quellen, teils aus älteren Schriften, teils aus mündlichen Überlieferungen - aber alles bearbeitet im Sinne der neuen Situation/Religion. Und da Abraham und Isaak erfundene Sagengestalten sind, wurde deren Lebensgeschichte zweckgerichtet als nachträgliche Begründung für ihre religiöse Revolution formuliert - basierend auf volksetymologischen Legenden.
Und dieser "Trick" hat funktioniert. Das Volk Israel konsolidierte sich, kehrte zurück, hatte dort noch eine Zeitlang gegen den kanaanitischen Polytheismus zu kämpfen, bis schließlich der Monotheismus obsiegte.
Da die Knabenbeschneidung bis dato bereits tradiert war, behielt man sie bei, schließlich stand in der Bibel, dass Gott dies so gebot. Und der war schließlich Eigentümer der Hebräer und ihres gelobten Landes. Vielleicht hat man auch aus diesem Grund die Beschneidung gewählt: Weil damit früher Sklaven markiert wurden. So definierten sie sich selbst als Sklaven ihres guten Hirten...
Rainer Bolz am Permanenter Link
Lieber Herr Kammermeier, Ihre Kommentare sind gut, aber ich habe den Eindruck, sie werden darüber hinaus, - mit jeden Beitrag noch besser.
pavlovic am Permanenter Link
vielen Dank für diesen eloquenten Beitrag. Und vor allem den engagierten Kommentatoren noch ihr Wissen hinzuzufügen.
Klarsicht am Permanenter Link
„Judaismus, Christentum und Islam behaupten von sich, monotheistisch zu sein. Wenn es tatsächlich so wäre, gäbe es zwischen ihnen jedoch keine Rivalität.
Quelle: Theologie: http://www.glaube-und-gesundheit.de/theologie.html
Es grüßt
Klarsicht