Kolumne: Sitte & Anstand

Ab nach Malawi! Prediger Shepherd Bushiri flieht vor seinem Betrugsprozess

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In Südafrika hat der liebe Gott kürzlich einen wichtigen Kooperationspartner verloren. Prediger Shepherd Bushiri, weithin bekannt, viel verehrt und immer teuer gekleidet, sah sich leider aufgrund juristischer Verwicklungen gezwungen, das Land zu verlassen.

Durch einen weiteren seiner Zaubertricks hat er es geschafft, sich nach Malawi abzusetzen, und böse Zungen behaupten, er habe dazu die Maschine des malawischen Präsidenten Lazarus Chakwera genutzt, eines Predigerkollegen, der in Südafrika auf Staatsbesuch weilte und dessen Rückreise sich mysteriös eine ganze Weile verzögerte, bis er endlich heimwärts abhob. Ob Bushiri nun mit an Bord war oder der Herrgott persönlich ihn hat gen Himmel fliegen lassen, um ihn dann in Malawi wieder landen zu lassen – wir wissen es nicht.

Bushiri, gegen den ein Verfahren wegen Betrugs und Geldwäsche in Gange ist, versichert, nicht aus Angst vor Strafe habe er sich absentiert, sondern um sich in Ruhe vorzubereiten auf den Prozess. Anzunehmen ist, dass er sich stellen und verurteilen lassen – und dass der liebe Gott ihn dann auch aus dem Gefängnis irgendwie wieder rausholen wird! Bsssst, hui, seht, da fliegt er! Beifall von den Mitgefangenen.

Was Bühnenzauber angeht, hat Bushiri sich selten lumpen lassen. Und wie um den Glauben seiner Anhänger auf eine besondere Probe zu stellen, ist er vor keinem billigen Trick zurückgeschreckt: Da fängt dann während der Versammlung irgendetwas an zu brennen, und das ist ein Zeichen Gottes. Da werden weiße Gestalten ins Bewegtbild kopiert, die also Engel darstellen sollen, und das ist ein Zeichen Gottes. Wenn er wie ein guter alter Wahrsager bei seinen Auftritten Dinge über Menschen aus dem Publikum erzählt, dann sind die vorher von Subunternehmern ausspioniert worden; oder er schießt vor Publikum Fotos von Geistern, indem er, statt zu knipsen, auf gespeicherte Fotos doppelklickt – aber wer sagt denn, dass nicht der liebe Gott es ihm eingegeben und die Bilder auf die Festplatte gesandt hat?

Der vielleicht berühmteste Auftritt Shepherd Bushiris lässt ihn auf so amateurhafte Weise in der Luft schweben, dass es selbst Ungläubigen große Freude bereitet – und die Gläubigen lassen ja eh nicht los von ihrem verbissenen Willen zu glauben, auch wenn es 80 Prozent der Anhänger eher um die Hoffnung auf Geld geht, das vom Himmel fallen möge, als um spirituelles Erlebnis, wie eine berichtet, die zu ihnen gehört hat.

Und so muss auch YouTuberin Adeola Fayehun seufzen: "I give up on Africans", nachdem sie das Geisterfoto-Video unter großem Lachen zerpflückt hat – "Ich gebe die Afrikaner auf."

Doch wenn man mal ehrlich ist: Hat ein Scammer wie Shepherd Bushiri nicht mehr anzubieten als alle christliche Theologie, die ihre Wundergeschichten in keinster Weise zur Aufführung bringt, sondern immer nur Hörensagen von vor zweitausend Jahren anführt? Wenn die Leute glauben wollen, kann keine Macht der Welt sie davon abhalten, und sie glauben sich selbst ihren Glauben vielleicht noch mehr, je mehr Geld sie in ihre Gottheit investieren. Und was ist Geld anderes als ein Stückchen Magie, das nachweislich funktioniert? Ein Fetzen Papier, der gegen gute Dinge in der materiellen Welt eingetauscht werden kann. Und wenn man genug davon hat, ist auch mal ein hübscher Anzug oder ein Privatjet drin.

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