Eine libanesische Touristin wurde bei der Ausreise aus Ägypten verhaftet und zu acht Jahren Haft verurteilt. Ihr Vergehen: Sie hatte sich in einem Facebook-Video unter anderem über sexuelle Belästigung in Ägypten und schlechten Restaurantservice während des Ramadan beschwert.
Nach der Türkei scheint derzeit eine weitere ehemalige Touristenhochburg am Mittelmeer alles daran zu setzen, potentielle Urlauber zu verschrecken: Ägypten. Wer glaubt, sich dort als Tourist vor Terrorattacken fürchten zu müssen, übersieht eine gerade heranwachsende, wesentlich gefährlichere Gefahrenquelle im Land der Pyramiden und Schnorchelurlaube: Die massive Einschränkung der Meinungsfreiheit.
Mit selbiger musste die 24-jährige libanesische Touristin Mona el-Mazboh jüngst bittere Erfahrungen machen. Dies berichten derzeit zahlreiche englischsprachige Medien mit Berufung auf die Nachrichtenagentur Reuters. Offenbar war Mona el-Mazboh von ihrem Urlaub in Ägypten nicht sonderlich begeistert. Sie tat, was die meisten Touristen tun: Sie klagte Freunden ihr Leid. Sie beschwerte sich, dass sie von Taxifahrern und jungen Männern auf der Straße sexuell belästigt wird, motzte über den schlechten Restaurantservice während des Fastenmonats Ramadan, erwähnte, dass ihr während einer früheren Reise nach Ägypten Geld gestohlen wurde, und fand einige unschöne Worte für den ägyptischen Präsidenten al-Sisi. Zum Verhängnis wurde Mona el-Mazboh allerdings, dass sie all dies in einem Facebook-Video tat, das eben nicht nur ihre Freunde sehen konnten.
Ihre abfälligen Äußerungen über Ägypten führten dazu, dass die 24-jährige Libanesin am Flughafen von Kairo verhaftet wurde, als sie vergangenen Monat die Heimreise antreten wollte. Mona el-Mazboh sei schuldig, absichtlich falsche Gerüchte zu verbreiten, die der Gesellschaft schaden, außerdem des Angriffs auf die Religion und des unsittlichen Verhaltens, befand nun ein Gericht in Kairo und verurteilte die Libanesin zu acht Jahren Haft.
Sollten Sie derzeit einen Urlaub in Ägypten planen, vergewissern Sie sich, dass Sie neben der Sonnencreme auch einen Knebel zur Selbstanwendung im Gepäck haben. Dessen Nutzung empfiehlt sich aus Gründen der Freiheitsvorsorge, falls Sie Beschwerden über den Hotelservice, die Qualität des Essens oder sonstige regionale Besonderheiten haben.
11 Kommentare
Kommentare
Karlheinz B am Permanenter Link
Am Besten gar nicht erst dorthin reisen...
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
Ich kann das so gut nachempfinden. Wie oft musste ich mich auf die Zunge beißen, als ich in der Stadt des 6. Oktobers eine Filmfirma hatte.
Wolfgang Schaefer am Permanenter Link
Man darf niemals vergessen, sobald jemand in ein Ausland reist, ist man auch ein Ausländer oder Ausländerin. Auch ein schöner Busen schützt nicht vor Gefängnis.
Frank am Permanenter Link
Was ist nur mit dem hpd passiert... ?
An manchen Zuständen darf und muss man Kritik üben, aber so ein Artikel sollte den ganzen Sachverhalt darlegen und nicht solche polemischen Schlüsse ziehen (Sonnencreme und Knebel).
Es wird der Eindruck erweckt, als würde ein ahnungsloser Tourist hinter Gitter kommen, weil er sich über das "Essen oder sonstige regionale Besonderheiten" beschwert. Verschwiegen werden aber Äußerungen, mit denen Sie ein ganzes Land, die Leute und den Präsidenten in den Dreck zieht - und das wörtlich und auch noch öffentlich:
So soll Sie Ägypten als "son of a b*tch country" sowie "country of pimps… the country of beggars" und die Leute als "dirtiest people on earth" bezeichnet haben.
Das als unsittlich zu bezeichnen ist noch sehr wohlwollend. Ihre grundsätzlich berechtigte Kritik an bestimmten Umständen in Ägypten hätte Sie in einem anderen "Format" und vor allem in einem anderen Land thematisieren sollen.
In anderen Berichten zu diesem Thema liest man auch, dass ihr Anwalt eine mildere Strafe fordert, da sie durch eine frühere Gehirn-Operation ihre Impuls-Kontrolle verloren haben soll. Dazu soll es wohl noch eine weitere Anhörung vor Gericht geben, bei der sich das Strafmaß noch ändern kann.
Eine potentielle BILD-Schlagzeile könnte also gut in beide Richtungen gehen:
- "Nichtsahnende Touristin von Sisi-Regime eingesperrt"
- "Geisteskranke Aktivistin beleidigt ganzes Land"
René am Permanenter Link
Danke für Deinen hilfreichen kritischen Beitrag.
René am Permanenter Link
Ich möchte meinen Dank etwas relativieren. Wir sollten darüber nachdenken, ob wir die Äußerungen der Touristin wirklich als Straftat einstufen möchten.
karsten am Permanenter Link
"So soll Sie Ägypten ...bezeichnet haben."
also hörensagen?! sie wissen auch nicht was die frau gesagt hat?!"
"Das als unsittlich zu bezeichnen ist noch sehr wohlwollend."
grasmarder am Permanenter Link
Es ist bedeutungslos, ob sie beleidigend war oder nicht, wegen einem privaten Rant, einer Meinungsäußerung, auf facebook zu 8 Jahren Haft verurteilt zu werden, ist extrem repressiv und auch extrem kleinlich, gerade da
http://www.traveller.com.au/tourist-in-egypt-mona-elmazbouh-gets-eight-years-jail-over-facebook-video-h12f3k
Achim Horn am Permanenter Link
"So soll Sie Ägypten als "son of a b*tch country" sowie "country of pimps… the country of beggars" und die Leute als "dirtiest people on earth" bezeichnet haben."
Auch diese Aussagen rechtfertigen keine 8 Jahre Gefängnis. Niemals!
All diese Äußerungen fallen unter die Meinungsfreiheit. Das sieht man auch daran, dass ich das hier ungestraft über Deutschland verbreiten könnte. (Wozu ich aber keinen Anlass habe.)
Und wer mal in Ägypten war, wird sich ganz genau die Gründe vorstellen können, warum die Libanesin diese Äußerungen gemacht hat. Was natürlich nicht ihre Pauschalverurteilung rechtfertigt.
(Ich fahre trotzdem wieder hin!)
Hans Trutnau am Permanenter Link
Vor Jahrzehnten war ich mal kurz dort.
Vorerst nicht wieder.
Ricarda am Permanenter Link
Wenn das so weitergeht wird der Freedom of Thought Report 2018 mehr Seiten haben als ein Mensch in seinem Leben zu lesen die Zeit hat. Irgendwann sitzt mehr Verstand hinter Gittern als drumherum.