Zur "Fakten Helfen"-Petition

Aufweichen der Fristenlösung durch die Hintertür

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Die von der Bischofskonferenz gesteuerte Petition "Fakten Helfen" wird heute im parlamentarischen Ausschuss behandelt. Doch diese ignoriert die jahrzehntelang gesammelten Daten zum Schwangerschaftsabbruch in Österreich und in anderen Ländern sowie die zahlreichen bereits vorhandenen Fachpublikationen in diesem Bereich.

"Die Forderungen der Petition sind entweder seit langem erfüllt oder nicht durchführbar, weil sie den Menschenrechten von Frauen widersprechen", so Dr. Christian Fiala, Leiter des Gynmed Ambulatoriums. Er untersucht das Thema seit Jahrzehnten wissenschaftlich und gibt auch den "Österreichischen Verhütungsreport" heraus. Die einzige Möglichkeit, die Zahl an Schwangerschaftsabbrüchen zu senken, sei durch eine Verbesserung der Prävention ungewollter Schwangerschaften wie zum Beispiel die kostenlose Abgabe von Verhütungsmitteln. Diese Forderung ist jedoch im Katalog der Initiative "Fakten Helfen" gar nicht enthalten, bedauert Fiala.

Nur Prävention hilft

In Österreich gibt es circa 30.000 Abbrüche pro Jahr, womit Österreich unter den Ländern mit der höchsten Rate an Schwangerschaftsabbrüchen firmiert. Die meisten Frauen, die zu einem Abbruch kommen, haben bereits eines oder mehrere Kinder, am häufigsten kommen Frauen zwischen 25 und 40 Jahren, Migrantinnen deutlich häufiger: fast die Hälfte der Patientinnen ist nicht in Österreich geboren. Die Gründe, einen Abbruch vornehmen zu lassen, sind meistens beziehungsbedingt. Basierend auf den vorhandenen Daten zum Schwangerschaftsabbruch in Österreich, den zahlreichen publizierten Studien zu den Motiven von Frauen und den Entstehungsbedingungen werden von Experten folgende Maßnahmen zur Reduktion von ungewollten Schwangerschaften gefordert, auf deren Umsetzung Gynmed seit vielen Jahren drängt:

  • eine fundierte sexualpädagogische Ausbildung der LehrerInnen,
  • qualitativ gute Unterrichtsmaterialien für die fächerübergreifende Sexualpädagogik an unseren Schulen,
  • regelmäßige Kampagnen zur Anwendung wirksamer Verhütungsmittel,
  • kostenlose Verhütungsmittel, insbesondere gut wirksame Langzeitmethoden wie Spirale, Implantat und Sterilisation von Mann und Frau,
  • von den Krankenkassen bezahlte, regelmäßige ärztliche Aufklärung zu wirksamer Verhütung im Rahmen des Arztbesuches,
  • regelmäßige Kampagnen für bestimmte Zielgruppen wie Jugendliche, Frauen oder Paare.

Kostenübernahme von Verhütungsmitteln erforderlich

"Diese erwiesenermaßen wirksamen präventiven Maßnahmen konnten in Österreich bisher aufgrund politischer Widerstände leider nicht umgesetzt werden. Und ausgerechnet diejenigen, die die 'Fakten Helfen'-Petition der Bischofskonferenz unterstützen, blockieren seit vielen Jahren die Umsetzung dieser Maßnahmen zum Wohle der Frauen", kritisiert Fiala. Insbesondere die Kostenübernahme von Verhütungsmitteln hat ein großes Potential, die Häufigkeit von ungewollten Schwangerschaften und damit an Abbrüchen zu senken. Gerade bei den sehr wirksamen Langzeitverhütungsmethoden wie Spirale, Implantat oder Sterilisation fallen hohe Kosten bei der Anschaffung an und sind auf einmal zu begleichen. "Hier sollten die Initiatoren der Petition ansetzen, wenn es ihr ehrliches Bestreben ist, Abbrüche zu reduzieren, dann würden Fakten tatsächlich helfen", so Fiala.

Stattdessen vermutet er aber als "Hidden Agenda" neue Bestrebungen, die Fristenlösung aufzuweichen und so den Zugang von Frauen zum Schwangerschaftsabbruch einzuschränken. "Auch durch x-faches Einreichen derselben Petition seit 2014 ändert sich nichts daran, dass die Österreicherinnen keine Aufweichung der Fristenlösung wünschen und die ständigen neuen Anläufe der Bischofskonferenz, die ja Drahtzieher ist, ablehnen", so Fiala. "Die selbstständige Entscheidung jeder Frau über ihren Körper, auch mittels Fristenlösung, ist längst eine zivilisatorische Errungenschaft und für die ÖsterreicherInnen unantastbar", betont Fiala.

Bekannte Fakten werden ignoriert

Genaue Daten und Analysen über Frauen, die zu einem Abbruch kommen, sind seit Jahren bekannt und wurden etwa auch in den Salzburger Nachrichten mehrfach veröffentlicht. Ebenfalls ist hinreichend bekannt und publiziert, warum Frauen zu der Entscheidung kommen, eine ungewollte Schwangerschaft zu beenden. Obwohl also die Fakten hinreichend bekannt und veröffentlicht sind, versucht die Bischofskonferenz seit Jahren, versteckt hinter ihrer "Aktion Leben", Frauen über ein katholisches Frauenbild zu bevormunden und die Öffentlichkeit mit stets gleichlautenden Petitionen zu täuschen.

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