Beatrix von Storch: Christlich, fundamentalistisch, rechtsradikal

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Beatrix von Storch (2014)
Beatrix von Storch (2014)

Kaum ein Politiker oder eine Politikerin in Deutschland verkörpert die Verbindung von Religion und Rechtsextremismus so kompromisslos wie Beatrix von Storch. Die stellvertretende Fraktionsvorsitzende der AfD versteht sich nicht nur als Gegnerin des Liberalismus, sondern auch als Missionarin einer "christlich-abendländischen Erneuerung". Wo sie spricht, geht es um Abgrenzung und Moral – genauer: um die Rückeroberung eines "christlichen Deutschlands".

Mit einer Rhetorik, die an die Evangelikalen in den USA erinnert, wettert Beatrix von Storch seit Jahren gegen Abtreibung, Transrechte und die Ehe für alle. Sie warnt vor der "Ent-Christianisierung" Deutschlands und vor einem "zunehmenden Einfluss islamischer Strömungen auf Kultur, Gesellschaft und Politik und die schwindende Rolle christlicher Werte im öffentlichen Diskurs". Im Bundestag kämpft sie nicht für das Grundgesetz, sondern für die "göttliche Ordnung".

Kreuz und Krone

Beatrix von Storch, 1971 in Lübeck geboren, stammt aus altem Adel. Ihr Großvater, Johann Ludwig Graf Schwerin von Krosigk, war Hitlers Finanzminister. Er trug die Verantwortung für die Arisierung jüdischen Eigentums und wurde als Kriegsverbrecher zu zehn Jahren Haft verurteilt – eine historische Hypothek, über die sie selten spricht. Stattdessen kämpft sie gegen andere "Feinde": Genderpolitik, Feminismus, Migration.

Wie Viktor Orbán in Ungarn, Giorgia Meloni in Italien oder Donald Trump in den USA instrumentalisiert sie das Christentum als Identitätsmarker. Sie bewundert Trump offen und sucht die Nähe zu autokratischen Herrschern, die Religion als Waffe im Kulturkampf einsetzen. Erst unlängst stimmte sie nach der Ermordung von Charlie Kirk vor der US-Botschaft in Berlin mit einer Schar Getreuer theatralisch das Vaterunser an und forderte vom Papst die Heiligsprechung des rechtspopulistischen Aktivisten.

Ihr persönlicher Glaube ist dabei weniger spirituelle Überzeugung als politische Inszenierung. Obwohl sie Mitglied der evangelischen Kirche ist, besucht sie lieber den katholischen Gottesdienst, und zwar einen streng konservativen, in dem die alte römische Liturgie gelesen wird. Die moderne, liberale Theologie lehnt sie als "verwässert" ab und bevorzugt es, wenn sich der Priester dem Altar und nicht der Gemeinde zuwendet, während er die Messe auf Latein zelebriert. Sie sehnt sich nach einem Glauben, der Disziplin verlangt und Hierarchien zementiert.

Christentum als Kampfansage

Von Storch will die AfD zur Partei der "gläubigen Konservativen" machen. Sie ist das Bindeglied zwischen Partei und christlich-fundamentalistischen Netzwerken, zu denen auch die "Christdemokraten für das Leben" und Teile der "Demo für alle"-Bewegung zählen. Regelmäßig tritt sie bei Anti-Abtreibungs-Märschen auf. Bemerkenswert: Der Berliner Erzbischof Heiner Koch hatte offenbar kein Problem, gemeinsam mit Beatrix von Storch gegen Schwangerschaftsabbrüche zu protestieren.

Ihr Einfluss ist nicht zu unterschätzen: Als die Juristin Frauke Brosius-Gersdorf zur Bundesverfassungsrichterin vorgeschlagen wurde, mobilisierte von Storch ein ultrakonservatives Bündnis gegen ihre Ernennung. Auch katholische Würdenträger schlossen sich der Empörung an – mit dem Ergebnis, dass die Nominierung scheiterte. Religion als Hebel der Machtpolitik.

Bei einer AfD-Veranstaltung im Sommer 2025 schwadronierte sie fast eine Stunde lang über Lebensentwürfe und Geschlechteridentitäten, wobei sie eine Lanze für "das Christentum und die traditionelle Familie" brach. Für die AfD-Abgeordnete stellen Glauben und Familie das Fundament unserer Gesellschaft dar. Sie betont, dass christliche Familien mehr Kinder haben als Bekenntnislose und verweist auf den volkswirtschaftlichen Nutzen der Religion: "Der größte Beitrag, den eine Frau für die Gesellschaft leisten kann, ist die Geburt von drei Kindern."

Interessanterweise zitiert von Storch dabei Umfragen, ohne die Quellen nennen zu können, stellt nicht nur einen Bezug zwischen Christentum und Lebensglück her, sondern behauptet, dass christliche Menschen weniger Drogen nehmen, weniger sexuelle Krankheiten übertragen und weniger Gewalttaten begehen würden. Sie beruft sich auf ihr Bauchgefühl und empfiehlt Paaren den regelmäßigen Gottesdienstbesuch – als Therapie gegen Ehekrisen und als Mittel zur gesellschaftlichen Stabilität. Es ist ein biologistisch durchsetzter Glaube, der weniger an Theologie als an Sozialdarwinismus erinnert – zudem gibt es keine seriöse Studie, die diesen Zusammenhang belegen könnte.

Alte Ordnung, neue Rechte

Von Storchs Weltbild ist geschlossen. Die Frau hat der Familie zu dienen, die Familie der Nation, und die Nation einem christlichen Gott. Ihr Glaube ist kein Raum des Zweifels, sondern ein Machtinstrument – autoritär, ausschließend, reaktionär. Dass sie in Kirchenkreisen dennoch geduldet, teilweise sogar hofiert wird, ist ein Skandal. Während die Kirchen öffentlich über Rechtspopulismus klagen und dagegen Stellung beziehen, öffnen manche Bischöfe die Seitentür für jene, die das Evangelium als Kampfparole für die eigene Agenda nutzen. Altar und AfD proben den Schulterschluss.

Beatrix von Storch steht exemplarisch für diese gefährliche Symbiose: Sie verleiht dem Rechtspopulismus den Anschein moralischer Legitimität und der Religion den Glanz politischer Relevanz. In Wahrheit aber arbeitet sie an der Wiederkehr einer alten Ordnung – patriarchal, hierarchisch, autoritär. Das Kreuz, das sie hochhält, ist kein Symbol der Nächstenliebe, sondern ein Banner der Ab- und Ausgrenzung.

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