Polen

Metalband feiert Blasphemie-Freispruch mit Halloween-Spektakel

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Screenshot aus dem Trailer
Screenshot aus dem Trailer

Weil er im Jahre 2019 auf einem Bild der Jungfrau Maria gestanden hatte, war Adam Darski, Sänger und Gründungsmitglied der polnischen Metalband "Behemoth" wegen Blasphemie verklagt worden. Nach einer ersten Verurteilung zu einer Geldstrafe hatte Darski sich an die nächste Instanz gewendet und war freigesprochen worden – für den Musiker ein Sieg für die Meinungsfreiheit. Um Fans und Fundamentalisten gleichermaßen bei Laune zu halten, gibt's pünktlich zu Halloween das Stream-Event "XXX Years Ov Blasphemy".

Die polnische Metalband "Behemoth", benannt nach dem Ungeheuer Behemoth, sorgt seit vielen Jahren nicht nur für Charthits in und außerhalb Polens, sondern auch immer wieder für Verstimmung unter Christ*innen. Songs und Videos strotzen nur so vor Priestern, Nonnen, Kreuzen, Kirchen, Weihrauch, Kreuzigungen, Vollverschleierung, Heiligenbildern und Engeln, sie tragen auch Namen wie "In Absentia Dei" (In Abwesenheit Gottes), "Ora Pro Nobis Lucifer" (Bete für uns, Luzifer) oder "God=Dog" (Gott=Hund). In den letzten Jahren gab es daher immer wieder Klagen zu verletzten religiösen Gefühlen. Da Polen, wie Deutschland auch, noch immer eine Anti-Blasphemie-Gesetzgebung hat, waren auch immer wieder Gerichte mit diesen Klagen beschäftigt. Artikel 196 des polnischen Strafgesetzbuchs sieht Geld- und Freiheitsstrafen bis hin zu zwei Jahren für die Verletzung religiöser Gefühle vor.

Tomasz "Orion" Wróblewski von der polnischen Band Behemoth, Foto: © Adam Jędrysik, Wikipedia  (CC BY-SA 2.5)
Tomasz "Orion" Wróblewski von der polnischen Band "Behemoth", Foto: © Adam Jędrysik, Wikipedia 

(CC BY-SA 2.5)

Im Februar dieses Jahres war Adam "Nergal" Darski, Sänger, Gitarrist und Gründungsmitglied von Behemoth zu einer Geldstrafe von 15.000 Złoty (knapp 3.300 Euro) verurteilt worden, weil er bei einem Videodreh auf einem Bild der Jungfrau Maria gestanden hatte. Diese Strafe sah Darski, der auf Aufrüttelung durch Provokation setzt, nicht ein. Er startete eine Kampagne, um die Kosten für den weiteren legalen Weg zu sammeln und wandte sich an die nächste Instanz. Diese sprach ihn im September frei. Für den Sänger ein Sieg für die Meinungsfreiheit, die er in Polen bedroht sieht. Wenig verwunderlich, lobbyieren doch Organisationen wie Ordo Iuris, die die Klage gegen Darski auf den Weg gebracht hatte, oder die katholische Kirche für den Erhalt und die Ausweitung konservativer Werte. Sexuelle und reproduktive Selbstbestimmung sehen diese nicht vor.

Adam Darski und seine Band Behemoth lassen sich nicht einschüchtern und machen weiter wie bisher. Für Halloween, den 31. Oktober, wurde ein weltweites Streaming-Event unter dem Namen "XXX Years Ov Blasphemy" angekündigt. Ein knapp einminütiger Trailer auf der Video-Plattform YouTube gibt bereits einen Vorgeschmack auf Musik, Locations, Show und natürlich die ersten Kreuze. Tickets können über die angefügte Verlinkung bestellt werden.

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