Griechenland

Bischof: Eine Frau kann nur vergewaltigt werden, wenn sie es will

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Bei einem Fernseh-Interview hatte Bischof Chrysostomos von Dodoni die Position der orthodoxen Kirche zum Verbot von Abtreibung bekräftigt. Für seine weiteren Ausführungen, dass es auch bei einer Schwangerschaft als Konsequenz einer Vergewaltigung keine Ausnahme geben solle, erntete er jedoch Kritik, sowohl aus der Politik als auch von seiner Kirche. Chrysostomos hatte erklärt, dass eine Frau nur vergewaltigt werden könne, wenn sie es denn wolle, und die Entstehung einer Schwangerschaft ihrer Mithilfe bedürfe.

Seit 2011 ist Chrysostomos von Dodoni nicht mehr aktiv im Dienst und trägt den Bischofstitel nur noch ehrenhalber. Das jedoch hält ihn nicht davon ab, Interviews zu geben und die konservativen Ansichten der griechisch-orthodoxen Kirche zu verbreiten. Die Kirche lehnt die Ehe für alle, Abtreibung und vorehelichen Sex ab. Im Zuge der Covid-19-Pandemie war sie immer wieder in die Kritik geraten, weil sie Schutzmaßnahmen wie zum Beispiel Online-Messen oder auch nur das Aussetzen des gemeinsamen Trinkens aus einem Kelch ablehnte.

Bei einem Interview mit dem griechischen Sender Skai TV hatte Chrysostomos von Dodoni – wenig überraschend – die Ablehnung des Schwangerschaftsabbruchs durch ihn und seine Kirche bekräftigt. Seine darauf folgenden Aussagen allerdings brachten dem Kleriker breite Kritik ein.

Eine Frau könne nicht vergewaltigt werden, es sei denn, sie wolle es, erklärte Chrysostomos. Zudem könne eine Empfängnis nur unter Mitwirkung der Frau stattfinden. Diese Weltsicht, irgendwo zwischen naiv und bösartig, rief heftige Kritik aus Bevölkerung und Politik hervor. Niki Kerameus, Ministerin für Bildung und religiöse Angelegenheiten, verurteilte die Aussagen des Bischofs im Ruhestand. Die Behauptungen seien eine brutale Beleidigung der Gesellschaft und stimmten nicht überein mit der Einstellung der Kirche, die Frauen, welche von Missbrauch und sexualisierter Gewalt betroffen seien, unterstütze. Auch Regierungssprecher Ionnis Oikonomou erklärte die bedingungslose Unterstützung von Vergewaltigungsbetroffenen.

Wenn man bedenkt, dass auch die griechisch-orthodoxe Kirche nicht für ihren sonderlich offenen Umgang mit Missbrauchsbeschuldigungen von Nonnen oder Gemeinde-Angehörigen bekannt ist, erscheint die Verteidigung besonders eifrig.

Gegenwind erhielt Chrysostomos von Dodoni außerdem von seiner eigenen Kirche. Der Heilige Synod erklärte, dass Frauen ohne Ausnahmen den Männern gleichgestellt seien und ihr Schutz vor Missbrauch die offizielle Position der griechischen Kirche sei. Eine Aussage, die in ihrer Gesamtheit nicht unbedingt glaubwürdig erscheint. Immerhin finden sich unter anderem keine Bischöfinnen in der griechisch-orthodoxen Kirche.

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