Bundesgesundheitsminister will "Konversionstherapien" verbieten

jens_spahn_cdu_parteitag_2014_by_olaf_kosinsky-21.jpg

Jens Spahn auf dem CDU-Bundesparteitag 2014 in Köln
Jens Spahn (CDU)

Sie sollen angeblich Homosexualität heilen können: sogenannte "Konversionstherapien". In der taz sprach Jens Spahn (CDU) jetzt von einem geplanten Verbot solcher Angebote, das er bisher ausgeschlossen hatte.

Kürzlich berichtete der hpd über den Bund Freier evangelischer Gemeinden (FeG), der ein Thesenpapier zum Umgang mit Homosexualität herausgegeben hatte. Darin wird schwulen und lesbischen Menschen zu Enthaltsamkeit geraten oder zu einer sogenannten "Konversionstherapie": "Homosexuell geprägte Menschen, die den Versuch einer Verände­rung ihrer sexuellen Orientierung anstre­ben, sollten sich einem professionell be­gleiteten therapeutischen Prozess stellen."

Währenddessen hat eine Initiative über 79.000 Unterschriften an Bundesgesundheitsminister Jens Spahn übergeben, die sie in einer Online-Petition gesammelt hat und die ein Verbot von "Homo-Heilungen" in Deutschland fordert. Diese seien menschenverachtend, heißt es im Unterzeichnungsaufruf.

Was letztlich den Ausschlag für Spahn gegeben hat, hier tätig zu werden, weiß nur er selbst. Schon länger ist bekannt, was der Gesundheitsminister, der selbst offen mit seiner Homosexualität umgeht, von diesen Therapieangeboten hält, die meinen, einen Menschen sexuell "umpolen" zu können. In einem Interview in der taz sagte er, dass entsprechende Angebote "schon eine Form von Körperverletzung sein" könnten. "Homosexualität ist keine Krankheit und deswegen ist sie auch nicht therapiebedürftig", stellte er klar.

Bisher habe er nicht gewusst, wie man die Therapieangebote verbieten solle. Jetzt offenbar schon: Künftig soll es nicht nur eine Ordnungswidrigkeit sein, sondern eine Straftat, gegen Geld Anti-Homosexualitäts-Therapien anzubieten. Bis zum Sommer will sein Ressort gemeinsam mit dem Justizministerium einen Gesetzesvorschlag ausarbeiten, kündigte Spahn im Interview an. Dabei rechnet er auch mit Unterstützung aus seiner Fraktion: "Ich kann mir nicht vorstellen, dass es in der Unionsfraktion im Bundestag einen Anhänger von Konversionstherapien gibt", zitiert ihn die taz.

In Malta sind die "Umpolungs-Therapien" bereits verboten. Der Versuch, jemandes sexuelle Orientierung zu ändern, wird mit Geld- oder Freiheitsstrafe geahndet. Damit ist die Mittelmeerinsel, die das Gesetz 2016 beschloss, Pionier in Europa.

Was LGBT-Rechte angeht, betreibt Jens Spahn damit eine deutlich fortschrittlichere Politik als beim Thema Sterbehilfe: Der CDU-Politiker soll eine Sperre gegen die Herausgabe von lebensbeendenden Medikamenten für Schwerstkranke verfügt haben, entgegen einem Urteil des Bundesverwaltungsgerichts.

Mit anderen Worten: Wenn er den Leidensdruck Betroffener aufgrund persönlicher Erfahrungen nachvollziehen kann, scheut der ansonsten konservative Politiker den Konflikt mit den christlichen Positionen seiner Partei nicht. In die Situation unheilbar Kranker scheint sich der selbst gesunde Minister nicht hineinversetzen zu können.