Griechenland: Priester verweigern Geimpften Kommunion

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Wenn Aberglaube auf Aberglaube trifft, entsteht meistens etwas Gefährliches. So auch in Kirchengemeinden auf der griechischen Insel Kreta Anfang des Monats. Dort haben einige Geistliche, die zusätzlich auch Impfgegner:innen sind, den geimpften Gläubigen die Kommunion verweigert. Die dadurch entstandenen Anreize, sich keiner solidarischen und lebensrettenden Schutzimpfung zu unterziehen, sorgten für heftige Kontroversen. Vonseiten der Kirche sind wissenschaftsfeindliche Vorstöße im Kontext der Corona-Pandemie in Griechenland keine Einzelfälle.

Einige der Kreter, die dem Christentum angehören, haben es aktuell nicht leicht, durch die Kommunion einen Platz in der kirchlichen Gemeinschaft zu finden. Denn ebendiese wird ihnen von mehreren Priestern in der Region verwehrt. Deren Begründung hat es in sich: Die Geistlichen gehen davon aus, dass die Injektion von Impfstoffen gegen Covid-19 es dem "Antichristen" ermögliche, in den Körper der Gläubigen einzudringen. Eine hierdurch vermeintlich auftretende "Verunreinigung" soll demnach ein Ausschlusskriterium sein, welches rechtfertige, die Kommunion zu verweigern.

Die Erstkommunion liegt im Katholizismus zeitlich in der Regel zwischen der Taufe und der Firmung. Neben der Vermittlung von grundlegenden Glaubensinhalten durch den Kommunionsunterricht gibt es bei der Kommunionsmesse, der Eucharistiefeier, einen speziellen Ritus: Nach der christlichen Lehre werden dabei Brot und Wein in Form von Opfergaben zu Fleisch und Blut von Jesus Christus. Da laut der Bibel Jesus diese beiden Konsumgüter mit seinen Jüngern geteilt haben soll, gilt diese Geste auch heute noch bei der Kommunion, die auch im orthodoxen Glauben gefeiert wird, als ein Mittel, um die Glaubensgemeinschaft mit dem als Sohn Gottes angenommenen Jesus zu verbinden und den Glauben zu festigen. Die Verbindung findet gemäß dieser Überzeugung dadurch statt, dass der Leib gegessen und das Blut getrunken wird. Doch nicht nur Kinder und Jugendliche nehmen an dieser Messe teil – auch im höheren Alter kann die Kommunion wahrgenommen werden. Häufig wird als religiöser Richtwert einmal pro Jahr angegeben. Folglich sind auch ältere Menschen und damit die Risikogruppen des tödlichen Coronavirus von dem antiwissenschaftlichen Stigma betroffen.

Nicht alle in der kretisch-orthodoxen Kirche sind indessen mit dieser Interpretation eines angebrachten gemeinschaftlichen Umgangs einverstanden. Einige der kirchenrechtlich höher gestellten Persönlichkeiten sprachen sich deutlich für die Schutzimpfungen aus. Allerdings warf die Regierung den Geistlichen vor, nicht energisch genug gegen die Impfgegner:innen in ihren eigenen Reihen vorzugehen. Denn solange diese nicht von ihren Posten abberufen würden, könne nicht ausgeschlossen werden, dass eine Vielzahl von Menschen den fragwürdigen Predigten Glauben schenken. Und dass das Virus über die Kommunion viele weitere Menschen anstecken kann, was viele Christ:innen in Griechenland nicht wahrhaben wollen, gilt unter Virolog:innen als ein unbestreitbarer Fakt.

Auch zuvor sind Staat und Kirche bereits aneinandergeraten. Letztere versicherte etwa, dass das Virus nicht durch religiöse Rituale übertragen würde. Dabei wird in Griechenland die Kommunion von einem einzigen Silberlöffel empfangen, den sich dutzende Menschen bei dieser Prozedur teilen. In manchen kirchlichen Gebäuden wurden zudem weitere Schutzmaßnahmen ignoriert. Während Einzelhandel, Friseure, Kosmetikstudios und Gotteshäuser zum Wohle aller eigentlich schließen mussten, waren die Kirchen die einzigen, die offen rebellierten und viele Menschen unnötigerweise gefährdeten. All dies barg auch deshalb enorm viel Konfliktpotenzial, weil die Regierung angesichts stagnierender Impfraten eigentlich den Plan gefasst hatte, zusammen mit einflussreichen Personen aus der Wirtschaft, aus Film und Fernsehen und eben auch Geistlichen explizit für die Schutzimpfung zu werben. Durch solche Vorstöße aus kirchlichen Institutionen werden diese Pläne jedoch konterkariert. Die daraus resultierenden längeren Beschränkungen und die vermeidbaren Todesfälle schaden letztlich der gesamten Gesellschaft. Von Nächsten- oder Fernstenliebe fehlt bei solchen Handlungen, die Religion mit Esoterik verbinden, jegliche Spur.

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