Humanistische Reaktionen auf den Ukraine-Krieg

Am 24. Februar befahl der russische Präsident Wladimir Putin den Angriff auf die Ukraine. Politik und Öffentlichkeit waren weltweit schockiert über diesen kriegerischen Akt. Auch humanistische Organisationen in Deutschland zeigten sich entsetzt. 

"Putin hat Angst vor der Freiheit, darum greift er sie an. Sein autoritäres Regime wird infrage gestellt durch den Wunsch der Menschen nach Selbstbestimmung – wir stehen auf der Seite dieser Menschen", kommentierte der Zentralrat der Konfessionsfreien am vergangenen Freitag den russischen Angriff auf Twitter.

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Auch die Humanistische Gemeinschaft Hessen übte schwere Kritik am Vorgehen Russlands: "Russland hat heute mit dem Angriff auf die Ukraine Völkerrecht gebrochen. Wir sind schockiert und tief betroffen. 'Härteste Sanktionen', wie sie nun von vielen Staats- und Regierungschefs weltweit angekündigt werden, sind das Mindeste, um die Ukraine zu unterstützen", twitterte die Organisation am vergangenen Donnerstag. Christiane Friedrich, Landessprecherin der Humanistischen Gemeinschaft, erklärte hierzu: "Ich bin entsetzt, es macht mich traurig. Wieder werden unschuldige Menschen sterben, weil Machtbesessene der Welt zeigen wollen, dass sie eben DIE Macht haben. Dabei ist es ihnen egal, welche Auswirkungen es für die Menschen ihres Landes und andere haben. Humanisten, Freireligöse und Freidenkende haben immer schon Position gegen Kriege eingenommen. Es braucht Menschen, die mahnend und diplomatisch vermittelnd eingreifen, um den Frieden zu wahren, bzw. wieder herzustellen."

Die Humanistische Union und weitere humanistische Organisationen riefen zur Teilnahme an der Großdemonstration "Stoppt den Krieg! Frieden für die Ukraine und ganz Europa" am vergangenen Sonntag in Berlin auf, während der Humanistische Verband Berlin-Brandenburg umgehend einen Krisenstab bildete, um Unterkünfte und weitere Hilfen für geflüchtete Menschen aus der Ukraine bereitzustellen.

"Wir sind erschüttert angesichts des menschlichen Leids mitten in Europa."
(Katrin Raczynski, Vorstandsvorsitzende des HVD Berlin-Brandenburg)

"Als Humanist_innen fühlen wir uns aufgerufen, sofort und unmittelbar jede erdenkliche Unterstützung für die Menschen zu mobilisieren, die von einem Tag auf den anderen den Schrecken eines Krieges ausgesetzt sind und ihre Familien und ihre Heimat verlassen mussten. Wir sind erschüttert angesichts des menschlichen Leids mitten in Europa", sagte Katrin Raczynski, Vorstandsvorsitzende des Humanistischen Verbands Berlin-Brandenburg. Der HVD BB erklärte in einer Pressemitteilung, dass er bis zu 150 Übernachtungsplätze im eigenen Hotel "H+ Hotel 4Youth" für geflüchtete Menschen und Familien anbieten, sich mit anderen Hilfsorganisationen bei der Suche nach Unterkünften abstimmen, in Kooperation mit anderen Hilfsorganisationen beratende Unterstützungs- und Vermittlungsdienste anbieten und einen Pool einsatzbereiter Ehrenamtlicher aufbauen werde. Darüber hinaus hat der Verband bereits eine E-Mail-Adresse eingerichtet, unter der Bedarfe angemeldet werden können: ukrainehilfe@hvd-bb.de

"Es wäre an der Zeit, dass sich das russische Volk gegen diesen größenwahnsinnigen Diktator und seinen erzreaktionären Hofprediger auflehnt." (gbs)

Die Giordano-Bruno-Stiftung wies unterdessen auf den "brandgefährlichen Mix von Nationalismus und Religion" hin, auf den sich Putins Macht ideologisch gründe. Am Tag vor der russischen Invasion, der in Russland als "Tag des Verteidigers des Vaterlands" begangen wurde, schrieb Kyrill I., Patriarch der russisch-orthodoxen Kirche, an Präsident Putin, Militärdienst sei eine "Manifestation der Nächstenliebe" sowie "ein Beispiel für die Treue zu den hohen moralischen Idealen der Wahrheit und Güte" – "Es wäre an der Zeit, dass sich das russische Volk gegen diesen größenwahnsinnigen Diktator und seinen erzreaktionären Hofprediger auflehnt...", kommentierte die gbs dies in einem Facebook-Post.

Bereits im "Jahr der Menschenrechte" (2018) hatte die gbs darauf hingewiesen, "dass Putin in Kooperation mit der russisch-orthodoxen Kirche die sogenannte 'Russische Erklärung der Menschenrechte' verabschiedet hatte, welche alle internationalen Menschenrechtskonventionen radikal aushöhlt." – "Spätestens mit dieser Erklärung", so Michael Schmidt-Salomon, Vorstandssprecher der Giordano-Bruno-Stiftung, "musste man davon ausgehen, dass Putin im Fall der Fälle (nämlich, wenn es seine zaristischen Machtfantasien verlangen) alle internationalen Standards ignorieren wird."

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