Gleichstellung von Frauen? Für den Gott kein Problem

Maria in die Wolken flog

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Nach dem beschwerlichen Flug hat Maria es sich in ihrem neuen Zuhause erst mal ein wenig gemütlich gemacht.

Das Christentum sei eine frauenfeindliche Ideologie? I wo. Denn seit dem 1. November 1950 wohnt auch die Mutter Gottes im Himmel.

Viel zu wenig gewürdigter Fakt: Im katholischen Himmel haben seit dem 1. November 1950 auch Frauen etwas zu melden. An diesem Tag nämlich hat Papst Pius Zwölf als "von Gott geoffenbartes" Dogma verkündet: Maria, die Mutter des Jesus, mithin des Gottes selbst, von ihm persönlich als biologischer Brutkasten handverlesen, diese hochheilige Frau sei vor knapp zweitausend Jahren, mit allem Drum und Dran, mit Haaren und Zähnen und Brüsten und heiliger Gebärmutter, in den Himmel geflogen.

Das herauszubekommen hat ein bisschen gedauert. Bis dahin hatte man mit Hilfe der drei großen religiösen Erkenntnismittel (altes Buch, Rumdiskutieren, Ausdenken) immerhin sicherstellen können, dass es im Himmel eine Männer-WG gibt: Gott, Jesus (nochmal Gott) und den Heiligen Geist (nochmal nochmal Gott). Verstanden hat das nie jemand, es hatte sich aber aus der Schrift so ergeben, wenn man denn nicht wollte, dass sie ein krudes Konglomerat kurioser Geschichten für Kindsköpfe sei, die mit Hilfe von Schrift und lateinischem Gequatsche in Unmündigkeit gehalten wurden.

Einem anderen dummen Vorurteil konnte, indem die In-den-Himmel-Geflogenheit der Maria verkündet wurde, nun endlich begegnet werden: dass Bibel und christliche Lehre frauenfeindlich seien. Bloß weil sich ab und zu in dem immensen Korpus weiser und weisester Mitteilungen aus dem gesalbten Herrenclub Mitteilungen fanden wie: "Das Weib ist die Einfallspforte des Teufels" (Kirchenvater Tertullian), "Die größte Ehre, die das Weib hat, ist allzumal, dass die Männer durch sie geboren werden" (Martin Luther), "Die Weiber sind hauptsächlich dazu bestimmt, die Geilheit der Männer zu befriedigen" (Johannes Chrysostomos, Kirchenlehrer), "Der wesentliche Wert der Frau liegt in ihrer Gebärfähigkeit und in ihrem hauswirtschaftlichen Nutzen" (Thomas von Aquin), "Das Weib ist ein minderwertiges Wesen, das von Gott nicht nach seinem Ebenbilde geschaffen wurde. Es entspricht der natürlichen Ordnung, dass die Frauen den Männern dienen" (Kirchenvater Augustinus), "Ihr Frauen, ordnet euch den Männern unter, wie es sich im Herrn geziemt!" (Kolosser 3,18).

Die Jungs haben doch nur versucht, ein bisschen Ordnung zu schaffen in der verwirrenden Vielfalt der Geschlechter! Irgendeinen Sinn muss es doch geben, dass Gott gleich zwei davon geschaffen hat, und zwar nicht nur bei den Menschen, sondern auch beim Panda, beim Beutelhund und der Bettwanze muss er sich jeweils eine Rippe des Männchens genommen und das Weiblein daraus gemacht haben, und so weiter.

Wie genau es vor sich gegangen ist, dass Maria mit Haut und Haar Richtung Stratosphäre abgeflitzt ist, soll uns hier weniger interessieren: Vielleicht hat Gott punktuell die Schwerkraft aufgehoben, vielleicht Maria unauffällig mit einem dezenten Jetpack versehen. Sicher ist nur eines: Die Schleimhaut ihrer Vagina war unberührt von den Schleimhäuten anderer Personen, denn sonst hätte sie nicht die Mutter Gottes sein können und der ganze Himmelflugtrick hätte nicht funktioniert: Der Gott ist sehr reinlich, was die Geschlechtsteile zu den Gebärtrakten angeht, in denen er es sich für ein paar Monate gemütlich macht, um sich später an ein Kreuz schlagen zu lassen, von wo aus er mit sich selbst redet und dann erst mal drei Tage schlafen legt, wodurch dann die Welt gerettet ist.

Wo jedenfalls im Christentum immer so viel Wert auf die Männer-WG im Himmel gelegt wird, die als "heilige Dreifaltigkeit" konzeptuell genauso unaufgeräumt und wirr ist, wie man sich eine Männer-WG eben vorzustellen hat, so ist doch in all dem Chaos irgendwie verborgen geblieben, dass hier seit dem 1. Novemebr 1950 auch eine Frau eingezogen ist. Maria flog herzu durch die Luft, hoffentlich war sie warm genug angezogen. Als Feiertag ihres Einzugs, den Feiertag der ersten Göttin im christlichen Himmel, hat man sich den 15. August verpasst, jenen Tag, der in Italien als "Ferragosto" bekannt ist, der Tag, an dem aufgrund der Hitze einfach mal überhaupt nichts mehr geht und alle die Füße so bequem wie möglich hochlegen. An diesem Punkt war eh nicht so viel los im Kirchenjahr, einen solchen Tag konnte man dann gern auch einer Frau zuerkennen.

Nun wohnt, qua Dogma, also auch Maria im Himmel. Woher die Kirchenleute davon Kenntnis haben, weiß im Grunde niemand, denn die Bibel gibt das nicht her. Davon aber hat die große Mehrheit der Bischöfe sich nicht entmutigen lassen, ist 1950 ganz tief in sich gegangen und hat dort eindeutige Auskunft gefunden: Yipp. Hochgeflogen. Wohnt jetzt da. Wie das aussehen soll? Nun ja, Papst Paul Sechs hat das im Jahr 1968 noch einmal klargestellt: "Verbunden in einer ganz innigen und unauflöslichen Weise mit dem Geheimnis der Menschwerdung und Erlösung, wurde die allerseligste Jungfrau, die unbefleckt Empfangene, am Ende ihres irdischen Lebens mit Leib und Seele in die Herrlichkeit des Himmels aufgenommen und – in Vorausnahme des künftigen Loses aller Gerechten – ihrem auferstandenen Sohne in der Verklärung angeglichen."

Soll wohl heißen: Sie sind nun zu viert in der himmlischen Männer-WG. Die Herren der Schöpfung, also der sich selbst verdreifacht habende Gott, können so immer wieder unmissverständlich klar machen, wie sehr sie um Gleichberechtigung bemüht sind: Sie haben jetzt eine Quote. Frauen stellen, immerhin, ein Viertel aller dort thronenden Gottheiten. Klar, das ist noch keine Gleichstellung, aber doch ein immenser Fortschritt! Zudem ist Hoffnung, dass, nach zweitausend Jahren, endlich mal jemand ein bisschen aufräumt da oben.