Ich stehe ja erst noch am Anfang meiner faszinierenden Reise in die Welt der mehrdimensionalen Erkenntnis. Kürzlich bin ich darüber gestolpert, dass es "niederfrequente Wesenheiten" gibt, die krass negativ drauf sind, und dass es also "Energien" gibt, die sich mit wissenschaftlichen Methoden nicht nachweisen, aber mit Hilfe jahrtausendealter Überlieferung spüren lassen.
Alt ist gut, das ist eine Grundregel im intuitiven, spirituellen Erkennen der Welt. Je älter eine Überlieferung oder ein Buch ist, desto mehr Autorität ist ihm zugewachsen, oft auch: Je unklarer es sich äußert, desto mehr kann man irgendwie damit anfangen. Ehrfurcht vor dem Alter, Gnade der Fantasie – hat man die ersten Schritte ins Spirituelle gemacht, so begreift – oder nein – so ahnt man bald: Der wissenschaftliche, verstandesgemäße Zugriff auf die Welt in all seiner brutalen Schärfe, mit seinem ständigen Verwerfen und Bekritteln von Daten, ist ja eigentlich total niederfrequent! Warum lässt man die schönen, ehrwürdigen, alten Daten nicht einfach weiter gelten? Wieso werden sie einfach vom Hof gejagt?
Wenn Sie, liebe Lesende, jetzt miesepetrige Zweifel an meinen Ausführungen in sich spüren, sollten Sie mal überlegen: Vielleicht hat ein Niederfrequenzdings Sie gerade im Griff? Und fragen Sie bloß nicht, von was für Frequenzen hier die Rede ist, und wer sie jemals auf welche Weise gemessen hat! Schschscht! Die Niederfrequenz, so viel sei verraten, ist das Kennzeichen böser Geister, fieser Geister, tückischer Geister, von Dämonen, Poltergeistern, Fopp-Geistern, Geistern mit Mundgeruch, Geistern mit Kreuzschmerzen, Geistern mit schlechter Laune, Geistern, die sich gegen Dortmund in die Abwehrreihe von Hertha BSC geschlichen haben, wie auch immer man sie alle nennen will – und man muss sie irgendwie nennen, denn sie stellen sich nicht vor, und da ist es nur recht und billig, dass WIR sie uns vorstellen.
Die Niederfrequenten jedenfalls schleichen sich gern in Seelen von Leuten ein, die das Niederfrequente in sich zulassen, oder wie die Schamanin von nebenan sagen würde: "Raucher, Alkoholabhängige, Drogenabhängie, psychisch labile Personen, Personen im Krankenhaus". In denen treiben die Finsterlinge dann ihr Unwesen, sie versuchen, Menschen auf ihr Level herunterzuziehen. Sollten Sie, werte Lesende, also drogenabhängig, psychisch labil oder im Krankenhaus sein, so bemerken Sie die Anwesenheit der Niederfrequenten daran, dass Sie selber manchmal richtig mies draufkommen. Weg damit! Verboten!
Die Niederfrequenz, da sind alle spirituellen Seiten sich einig, ist aus unserem Leben zu verbannen, und das erklärt auch diese kurzen Umschaltmomente bei den aufgekratzt-jugendlichen Spiritualitäts-YouTuberinnen, diese Momente, in denen die Launefassade kurz zusammenzubrechen scheint und sie sich für eine halbe Sekunde sammeln müssen – ehe sie wieder das Lächeln anschmeißen, denn entschlossenes Lächeln ist es, das alles Negative in uns zu bekämpfen hilft.
Merkwürdig nur, dass es mich immer ein bisschen traurig macht, diese jungen Mädchen dabei zu sehen, wie sie sich in die gute Laune hineinzwingen, und traurig auch, dass im Real Life oft die übermäßig Strahlenden dann diejenigen sind, die der Dunkelheit in sich so gar nichts entgegenzusetzen haben. Dass die Überfröhlichen, Charismatischen, Supercharmanten oft die mit den traurigsten Abgründen sind, die sie partout nicht weggelächelt bekommen – aber hey! Wenn ich meine Reise weitergehe, werde ich wohl lernen, auch diese menschlichen Tragödien mit einem Lächeln zu nehmen, statt mir Leib und Seele auszuheulen darüber.
4 Kommentare
Kommentare
Sascha Zimmermann am Permanenter Link
Hallo,
ich lese Ihren Weg in die Spiritualität seit einigen Episoden und finde es schade, einen sehr entwürdigenden Blick auf die esoterischen Angebote wahrzunehmen. Verstehen Sie mich bitte richtig: Auch für mich wirken viele Formen der von Ihnen aufgezeigten Beispiele sehr grotesk.
Ich möchte allerdings dafür appellieren, nicht außer Acht zu lassen, dass in allem irgendwie auch Wahrheiten zu finden sind, die ihre Berechtigung haben. So wie manch ein Esoteriker merkwürdige Erklärungsansätze für durchaus belegte Erkenntnisse hat (siehe Literatur unten), so verhält es sich z.B. auch mit Gucci und Prada usw.: Wenn man denkt, dass einem die teure Kleidung gut tut, dann sei es ihm unbenommen, sie zu kaufen: in beiden Fällen wirkt die Überzeugung positiv auf das subjektive Wohlbefinden.
In Ihrer heutigen Ausgabe kann man beispielsweise sehr schön therapeutische Ansätze der positiven Psychologie wiederfinden - nur halt Gucci-mäßig verpackt.
Wir wissen heute, dass positive Emotionen in vielen Lebensbereichen heilsam und schützend wirken (Literaturbeispiele siehe unten). Selbstverständlich reicht das oben beschriebene "weglächeln" nicht, da bin ich ganz bei Ihnen ;-)
Beste Grüße, Sascha Zimmermann, Psychohygiene-Institut Mannheim
Literatur.:
Fredrickson, Barbara L., und Michael A. Cohn. „Positive Emotions“. In Handbook of emotions, herausgegeben von Michael Lewis, Jeannette M. Haviland-Jones, und Lisa Feldman Barrett, 3rd ed., 777–96. New York: Guilford Press, 2008.
Judge, Timothy A., Carl J. Thoresen, Joyce E. Bono, und Gregory K. Patton. „The Job Satisfaction–Job Performance Relationship: A Qualitative and Quantitative Review.“ Psychological Bulletin 127, Nr. 3 (2001): 376–407.
Cohen, Sheldon, und Sarah D. Pressman. „Positive Affect and Health“. Current Directions in Psychological Science 15, Nr. 3 (Juni 2006): 122–25.
HolgerT am Permanenter Link
Hallo Herr Zimmermann
Natürlich wirkt eine positive Umgebung, in welcher Form auch immer, meist positiv. Das ist ja beim Placeboeffekt nicht viel anders.
Da ist mir doch eine kritisch-rationale Haltung lieber, die mich eben nicht glauben lässt, sonder nachprüfbar erkennen lässt, was funktioniert und hilft und was nicht. Daher ist der Blick auf Esoterik, den Klaus Ungerer in seinem Beitrag hat, nicht entwürdigend sondern entlarvend - und das mit viel Ironie. Beste Unterhaltung und Bildung zugleich.
Kann aber auch sein, dass mich jetzt zuviel Niederfrequenzen zu dieser Antwort verführt haben :-)
Beste Grüße
Holger
Assia Harwazinski am Permanenter Link
Schlechte Laune ist genial - man merkt, dass ein Mensch reagiert, Schwankungen unterliegt, vielleicht sogar einen verdammt guten Grund für miese Laune hat.
Klaus Ungerer am Permanenter Link
Kekse!!!! <3 <3 <3