Türkei

Moscheen gehackt: "Bella Ciao" statt "Allahu Akbar"

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Die türkische Millionenstadt Izmir.

Im türkischen Izmir drangen aus den Lautsprechern mehrerer Moscheen am vergangenen Mittwoch ungewöhnliche Töne. Hacker hatten dafür gesorgt, dass statt des üblichen "Allahu Akbar"-Rufs das Widerstandslied "Bella Ciao" den Himmel über der Stadt erfüllte.

Anfang des 20. Jahrhunderts wurde das Lied "Bella Ciao" von Arbeiterinnen auf italienischen Reisfeldern gesungen. Sie durften während der Arbeit nicht sprechen, nur singen. So sangen sie von ihrem mühevollen Leben, von unerbittlichen Aufsehern und vom Wunsch nach Freiheit. Zum endgültigen Hit der Freiheitsliebenden wurde "Bella Ciao" schließlich, als es wenige Jahrzehnte später von der italienischen Widerstandsbewegung gegen den Faschismus übernommen wurde. Mit neuem Text. Nun handelte "Bella Ciao" vom Wunsch, Partisan zu sein und für die gute Sache das eigene Leben zu opfern. 

Seiner bewegten Geschichte der Freiheitsliebe kann "Bella Ciao" nun einen weiteren Höhepunkt hinzuzufügen. Mitten im heiligen Monat Ramadan haben bislang Unbekannte vergangenen Mittwoch im türkischen Izmir die Lautsprecher mehrerer Moscheen gehackt. Aus den Lautsprechern der Minarette ertönte daraufhin nicht der übliche Ruf "Allahu akbar" ("Allah ist groß"), sondern das berühmte Widerstandslied "Bella Ciao". Nach Angaben der türkischen Zeitung Hürriyet stammte die Version des Liedes von der türkischen Band "Grup Yorum". Erst jüngst waren zwei Mitglieder der Band an den Folgen eines Hungerstreiks gestorben. Sie prangerten mit dem Hungerstreik die Repressionen gegen ihre Band sowie die Unterdrückung missliebiger Meinungen durch die Erdogan-Regierung an.

Wegen der Lautsprecher-Aktion wurden von den zuständigen staatlichen Stellen unmittelbar Ermittlungen eingeleitet, nachdem die Behörde für Religionsangelegenheiten Diyanet bei der Polizei Beschwerde eingereicht hatte. Man betrachtet den Vorfall als Verunglimpfung religiöser Werte. Laut der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu richten sich die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Izmir nicht nur gegen die unbekannten Hacker, sondern auch gegen Menschen, die Videos der Aktion mit positiven Kommentaren in den sozialen Netzwerken geteilt haben.

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