Zum ersten Mal seit 2016 hat Schweden seine Terrorwarnstufe auf die zweithöchste Kategorie heraufgesetzt. Die Behörden sehen eine hohe Gefahr von Anschlägen, nachdem eine Serie von öffentlichen Koranverbrennungen im Land Drohungen von Islamisten nach sich gezogen hat. Der Koran ist das heilige Buch des Islam, seine Beschädigung gilt Gläubigen als Blasphemie. In den vergangenen Monaten kam es auf antiislamischen Kundgebungen in Schweden wiederholt zu Aktionen, bei denen der Koran beschädigt oder verbrannt wurde.
Die nun geltende Warnstufe 4 (auf einer ansteigenden Skala von 1 bis 5) wird von den Behörden dann ausgerufen, wenn sie "eine konkrete Gefahr für das Land" sehen und "die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass Akteure die Absicht und die Fähigkeiten zum Verüben von Anschlägen haben". Zuletzt war dies für einige Monate 2015 und 2016 der Fall, als der Islamische Staat seine Anhänger zu Attentaten in Europa aufgefordert hatte.
Aktuell riefen die islamischen Organisationen Hisbollah, Al Shabaab und Al Qaida ihre Anhängerschaft zu Anschlägen im Land auf, so Charlotte von Essen, die Leiterin des schwedischen Nachrichtendienstes Säkerhetspolisen (Säpo), auf einer Pressekonferenz. Zudem bestehe eine anhaltende Gefahr von rechtsextremen Attentaten.
Die Säpo-Chefin geht davon aus, dass die neue Gefahrenlage noch über einen längeren Zeitraum bestehen bleibt. Wie Ministerpräsident Ulf Kristersson mitteilte, seien bereits geplante Anschläge entdeckt und vereitelt sowie mehrere Personen festgenommen worden. Auch die schwedischen Streitkräfte haben ihre Alarmstufe aufgrund von Drohungen erhöht, während Großbritannien und die USA ihre Staatsbürger vor Reisen in das Land gewarnt haben.
In den letzten Wochen war es in Schweden und Dänemark bei Kundgebungen mehrfach zu mutmaßlichen Beschädigungen oder Verbrennungen des Korans gekommen. Die Ankündigung einer solchen Aktion hatte in der irakischen Hauptstadt Bagdad zu einem Angriff von Muslimen auf die schwedische Botschaft geführt. Auch andernorts im Irak kam es zu wütenden antischwedischen Protesten.
In der islamischen Welt reagierte man mit scharfen Protesten auf die Koranverbrennungen in Schweden. Der iranische Staatschef Ajatollah Ali Khamenei drohte mit der "härtesten Strafe" für die Entweihung des Korans und verkündete, dass sich Schweden durch Unterstützung der Verantwortlichen "in die Schlachtordnung für den Krieg gegen die muslimische Welt" eingereiht habe.
Dass die öffentliche Verbrennung des Korans in Schweden im Rahmen der Versammlungs- und Demonstrationsfreiheit rechtens ist, hat erst kürzlich ein schwedisches Gericht entschieden. Indessen prüft das Land gegenwärtig, auf welchem rechtlichen Wege gegen Koranverbrennungen vorgegangen werden kann.