Der Rundfunkrat des Hessischen Rundfunks (hr) hat endlich all seine Stühle besetzt. Der letzte noch freie Platz ging an Selçuk Doğruer, den Vertreter des DITIB-Landesverbandes Hessen e.V.
Damit darf sich Herr Doğruer der illustren Runde beigesellen, in der wie selbstverständlich die katholische und die evangelische Kirche ebenso vertreten sind wie die jüdischen Gemeinden Hessens. Soweit, so seltsam.
Doch richtig fragwürdig wird es, wenn man sich genauer anschaut, wer da noch so alles am Tisch sitzt: Berufsverbände, bei denen nicht klar wird, weshalb gerade diese und nicht - sagen wir: der der Schreiner und Tischler. Der Beamtenbund ist gleich zweimal anwesend und Landeselternvertreter, Museumsverband, Bauernvertreter, etliche Gewerkschafter, Politiker, der LandesFrauenRat sowie auch der Landesmusikrat teilen den Kaffee auf dem Konferenztisch. Daran sitzt tatsächlich sogar noch ein Vertreter des "Bundes der Vertriebenen".
Diesem illustren Haufen gesellt sich nun also ein DITIB-Vertreter bei. Das mit dem Wissen, dass sich der Verein nicht gerade mit demokratischem Ruhm bekleckerte, als er mißhellige Türken, die nicht auf Erdogan Linie sind, bespitzelte und nach Ankara meldete.
Nur ein Vertreter fehlt an diesem Tisch. Einer, der die klitzekleine Minderheit von rund 30% Bevölkerung vertritt: ein Konfessionsfreier.
Doch was juckt das den Rundfunkrat des Hessischen Rundfunks, der in seiner Pressemitteilung selbst darauf verweist, dass es seine Aufgabe wäre "die Allgemeinheit auf dem Gebiete des Rundfunks" zu vertreten. Eine Allgemeinheit, von der ein Drittel nicht einmal in Betracht gezogen wird.
PS: Einzig im Rundfunkrat des WDR haben die säkularen Verbände eine Stimme.
6 Kommentare
Kommentare
Paul am Permanenter Link
Soll man da noch die Politik ernst nehmen, was soll das verdummte Geschwafel von "Deutscher Leitkultur", wenn denn den kruden Vorstellungen irgendwelcher archaischer Leuteschinder, über die Hintertür wieder
marvin am Permanenter Link
Der DITIB-Vertreter ist ein Unding.
Ich frage mich aber, ob man mit diesem Modell überhaupt unserer pluralistischen Gesellschaft gerecht werden kann – und, noch etwas allgemeiner, warum Vertreter der Glaubensrichtungen und Weltanschauungen überhaupt das Recht haben, den Sendeauftrag zu kontrollieren.
Paul am Permanenter Link
Würden die Pfaffen nicht kontrollieren, vermutlich hätte ich schon mit 14 oder 15 Jahren erfahren, wer Karl-Heinz Deschner ist bzw. war.
Kay Krause am Permanenter Link
Dringende Mitteilung (Aufklärung!) an alle Rundfunkräte Deutschlands:
A) Deutschland ist kein Religionsstaat!
B) Deutschland hat keine Staatsreligion!
D) Vor dem Gesetz sind ALLE Menschen gleich. Also sind Menschen, welche keiner religiösen Vereinigung angehören, den Menschen, die einer solchen angehören, absolut gleichzustellen!
E) Es gibt keine Ausnahmen!
Ich bitte die verantwortlichen Vorstände der religiösen Vereinigungen um zukünftige Beachtung bzw. die verantwortlichen Politiker um Durchsetzung dieser bürgerlichen Rechte und Pflichten, und das bitte nicht erst in 20 oder 50 Jahren, sondern SOFORT!
Mit freundlichem, allerdings gottlosem Gruß,
Kay Krause
Mitglied im BfG Bayern
Achim am Permanenter Link
Man kann z.B. ein HVD-Mitglied in ein Gremium setzen, damit es die Humanisten als Weltanschauungsgemeinschaft vertritt, aber der HVD hat eher wenige Mitglieder.
Resnikschek Karin am Permanenter Link
Prima Info: das glaubt einem keiner, dass Konfessionsfreie keine Stimme haben.
Und wir werden ja auch bewußt im Unklaren gelassen und ansonsten in die Kirchen, Diakonie, Caritas und deren Filialen oder den Religionsunterricht gezwungen, wo es nur geht. Da halten alle zusammen. Insofern sind wir nicht nur die größte APO-Gruppe, sondern auch die einzig noch derart diskriminierte. Dass man Behinderte, Farbige, Zeugen Jehovas, Homosexuelle und was nicht noch alles nicht diskriminiert, da ist die Sensibilität gewachsen. Uns gegenüber laufen die Dinge eher ins Gegenteil, dank der Kirchen und ihrer Lobby. Da müssen wir schon etwas in die Wege leiten, gemeinsam, über unsere Differenzen hinweg (!), bis in alle Parteien hinein. Der KORSO wäre eine Möglichkeit. Also: HVD, GBS, IBKA, Freidenkergruppen etc.: zeigt Kretschmann, dass Wir nicht in seine Dorfkirche passen und dass wir tolerant sind und für ein weltoffenes Deutschland eintreten - nicht die Kirchen. Und dass wir ein besserer Bündnispartner sind, als Moscheegemeinden und Sekten und alle Evangelikalen zusammen.
Die meisten Bürger wissen das, aber sie können sich dazu ja auch nicht äußern. Auch die Mehrheit der Bürger wird dazu nicht gefragt. Und den lieben Parteien muss man ziemlich zusetzen: wer nur an die kirchliche Wählerschaft denkt, ist hinterwäldlerischer als die AfD. Da müssen wir die säkularen Gruppen in den Parteien unterstützen und wachrütteln und den total frustrierten Säkularen, die die Parteien selbst nicht zu Wort kommen lassen, Mut machen. Da erwarte ich "von oben", von den genannten Vertretern in HVD, IBKA, GBS, Freidenkergruppen etc. Entsprechendes. Und dem BVerfG sollten wir zusetzen, diesem Hort katholischer Verbindungsbrüder. Lieben Gruß Karin Resnikschek